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Wenn ich mir so zuhöre in meinen bisherigen Ausführungen zum Thema, komme ich zu dem Schluss, dass kein Mensch Gleichheit will. Menschen sind nicht gleich und wollen nicht gleich sein. Sie wollen auch gar nicht als Gleiche alle mitentscheiden. Vielmehr mögen viele – unter unterschiedlichen gesellschaftlichen Realitäten – durchaus gern andere machen lassen – solange sie nicht völlig entmündigt werden.

Der Gedanke der Gleichheit in der Bürgerlichen Gesellschaft bzw. ihrer Revolution war ohnehin negativ definiert: Es sollte eben keine Fürsten mehr geben, die über ihren Untertanen standen. Das deutet in der Tat auch schon darauf hin, dass der Grundgedanke nicht nur feudale oder absolutistische Dynastien ablehnte. So etwas wie Geldadel war durchaus nicht Teil des Narrativs. Die neue Gesellschaft sollte weniger ungleich werden.

Hierarchien

Das Gegenteil hat sich ergeben, nicht weniger ungleich und noch viel mächtiger als je ein Königshaus gewesen ist. “Gleichheit” meinte weniger Ungleichheit, meinte das Recht, als Mensch unter Menschen leben zu dürfen und niemandem zu gehören. Es sollte die Knechtschaft abschaffen und nicht durch die Schuldknechtschaft für alle ablösen. Die Theorie war idealistisch, in die Idee verliebt, ohne die Bedingungen der Realität zu erkennen. Das musste scheitern.

Der Kommunismus ging in der Theorie endlich noch den entscheidenden Schritt weiter und hatte sogar ein Organisationsprinzip parat, das Selbstbestimmung ermöglichen sollte, nämlich über die Räte, wobei das so gedacht war, dass die Kommunen souverän entscheiden sollten und nicht eine zentrale Hierarchie über ein Weltreich. Der Leninismus hat insofern den Kommunismus auf den Kopf gestellt und alle seine depperten Ideen mit der Stabilität militärischer Hierarchien durchgesetzt.

Es deutet sich an, dass sich dies als das zentrale Dilemma erweist: Bestimmte Strukturen, und zwar eben hierarchische, sind effizienter und stabiler als andere. Wer also den Ausweg aus der systembedingten Fremdbestimmung und Ungleichheit sucht, muss Wege finden, gesellschaftliche Strukturen stabil zu machen ohne Hierarchien zu zementieren. Dabei kann es sich gleichzeitig erweisen, dass in Organisationsstrukturen Hierarchien unerlässlich bleiben.