Demokratie – ein Mythos (2)
Posted by flatter under narrativ , staat[12] Comments
09. Aug 2020 15:39
Gleichheit, ein schöner Gedanke. Warum? Weil sie bedeutet, dass eben niemand qua Geburt, als eingeborenes Privileg, über andere herrschen oder bestimmen darf. Mehr noch: Da Menschen gleich sind, schränkt die ‘Macht’ des einen systemisch die des anderen ein. Komisch, in der Praxis sieht das ganz anders aus.
Das Konzept hat eine Reihe von Webfehlern. Zunächst einmal ist der Fokus auf ‘Gleichheit’ schon eine Entscheidung, die zu kritisieren ist. Wenn nämlich Sinn und Zweck die Einschränkung von Herrschaft und Macht ist (Herren/Sklaven), dann ist die Alternative Selbstbestimmung. Im Gegensatz zum gern ins Gegenteil definierten Begriff “Gleichheit” ist die recht eindeutig. Ich bestimme über mich und für mich. Ich muss gefragt werden.
Hierarchien
Das Problem mit der Gleichheit besteht vor allem darin, dass sie futsch ist, wenn Macht per Stellvertretung geregelt ist. Dann ist recht fix einer da, der alle vertritt; das nennt sich dann “Diktatur” oder “Monarchie”. In der Bürgerlichen Demokratie ist die Stellvertretung auf Zeit geregelt, aber kaum weniger folgenreich. Einen echten Einfluss auf die politische Organisation meines Lebens habe ich nicht.
In der “Wirtschaft” – dem Teil der Gesellschaft mit den weitreichendsten Folgen, der obendrein den größten Teil der Lebenszeit einnimmt – gibt es gleich überhaupt keine Demokratie. Es herrschen Hierarchien, Befehle (“dienstliche Anweisung”) und Gehorsam sowie das Recht des Stärkeren, wo es um die Verteilung von Ressourcen geht. Gleichheit ist hier nicht vorhanden und nicht erwünscht.
Dieser Organisation stimmen die meisten der davon Betroffenen zu; insofern lässt sich auch sagen, dass Gleichheit zumindest mittelbar unerwünscht ist. Hierarchien sind zudem organisatorisch extrem effizient, wo die Mitbestimmung aller Beteiligten die Vorgänge enorm verkompliziert. Gleichheit ist also ein Hemmnis in Bezug auf die Stabilität von Systemen (Planung, Produktion, politische Vertretung).
Mach du das mal
Hier erweist sie sich als mehrschichtiges Problem: Wenn die Betroffenen eine organisatorische Hierarchie als etwas erkennen, das gut funktioniert, schließen sie daraus womöglich, dass solche Hierarchien ein Naturzustand seien – zumal, wenn ihnen das genau so souffliert wird.
Viele von ihnen mögen zudem nicht die Rolle des Entscheiders übernehmen, begrüßen also Stellvertretung und damit die Entmündigung von ihrer Selbstbestimmung. Was aber bleibt dann noch von der hehren Idee der Gleichheit und warum wird sie nicht gleich verworfen? Wie könnte dem entgegen Gleichheit doch realisiert werden?
Fortsetzung folgt …
August 10th, 2020 at 00:11
Menno, konnze dir nich nen besseren Zeitpunkt aussuchen als ‘ne Hitzewelle, um aus austrocknenden Hirnen den letzten Saft auszupressen? Sadist.
“Viele von ihnen mögen zudem nicht die Rolle des Entscheiders übernehmen, …”
Da stelle ich die Frage, warum das so ist. Evtl. so erzogen, nie gelernt, selbständig Entscheidungen zu treffen und dann noch, welche Vor- und Nachteile durch diese Rolle in diesem System entstehen können. Entscheidungen treffen heißt auch, Verantwortung zu übernehmen, welches je nach Umständen evtl. auch ein Risiko bedeutet.
Wobei ich noch anmerken möchte, dass situative “Hierarchien” durchaus ihre Berechtigung haben können.
Mehr gibt meine weichgekochte Birne momentan nicht her …
August 10th, 2020 at 00:54
Wenn du mit ‘situativen Hierarchien’ so etwas wie einen Feuerwehreinsatz meinst, oder die Rolle des Dirigenten in einem Orchester, dann bin ich da ‘voll bei dir’. Im ersteren Falle sogar bis zur sog. ‘Befehlsgewalt’.
Ansonsten würde ich auch in hohem Maße auf Bequemlichkeit und Erziehung abstellen. Gerade letzteres ist auch schon ohne dieses System zu berücksichtigen eine Gratwanderung, bei der es eine Menge völlig falscher, in erster Linie viel zu früher Ansätze gibt, zB Kleinkinder schreien zu lassen mit Verweis auf eine angebliche Erziehung zur Selbständigkeit. Sind wohl auch meist genau die Figuren, die dann schon kurze Zeit später Gehorsam predigen…
August 10th, 2020 at 09:02
Die FAZ spendet im Auftrag des DIW den am Boden Liegenden “Hoffnung”:
‘Billigarbeit fördert den sozialen Aufstieg’
Nutzt eure Chance, arbeitet billig und ihr werdet aufsteigen.
NSM, Buch 3, Kapitel 14, Vers 8
Auch dieser Schwachsinn ist zentraler Bestandteil des aktuellen Narrativs.
August 10th, 2020 at 09:48
Ora et labora als Karmabringer für die Eintrittskarte ins Himmelsreich ist aber schon älteren Datums.
August 10th, 2020 at 14:03
@1&2 – Noch so’n wärmebedingt unvollständiger Gedankensplitter: Selbstbestimmung steht zwar in klarem Widerspruch zu Herrschaft, aber nicht zur Unterordnung. Hilfreich bei verschiedenen Formen der Kooperation, die eben auch Koordination erfordern. Selbstbestimmung kann dann aber auch wieder heißen, die selbstbestimmte Unterordnung des anderen abzulehnen. Gleichheit bietet erstmal nichts Vergleichbares…
August 10th, 2020 at 15:29
Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit sind so sehr dehnbar und schmiegsam, dass sie mit jedem sozialen Elend vereinbar sind. Dann ist da noch „Würde“. Die ist nur als Konjunktiv bestimmbar.
Bliebe noch Marxens Mission, „alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist, …“ (Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie“) Das ist besser als alles bisherige, hat aber noch den Beigeschmack von Mitleid.
Auch aus meiner Sicht ist „Selbstbestimmung statt Fremdbestimmung“ eine Zielrichtung, die (bis jetzt) noch nicht korrumpiert ist.
August 10th, 2020 at 17:10
@4
Die Evangelikalen machen das jetzt wieder “modern”:
“Erst vor Kurzem gab es in der internationalen Ökonomenzunft eine heftige Kontroverse über einen Aufsatz zu einem anderen Feldexperiment an besonders armen Menschen, das in einer der fünf angesehensten Fachzeitschriften zur Veröffentlichung angenommen wurde, dem von Harvard herausgegebenen Quarterly Journal of Economics. Darin wird beschrieben, wie die Autoren sich mit einer evangelikalen Missionsstiftung zusammentaten um zu prüfen, ob evangelikales Missionieren von zumeist katholischen armen Philippinos deren Arbeitsmoral verbessert. Weil das (umstrittene) Ergebnis angeblich positiv war, wurde allen Ernstes Missionierung als mögliche Strategie gegen Armutsbekämpfung bezeichnet.”
https://norberthaering.de/die-regenten-der-welt/weltbank-rct-wasser/
(Titel: Die Weltbank will, dass inmitten der Pandemie Slumbewohnern das Wasser abgestellt wird)
Bei uns sind dafür Arbeitslose anscheinend immun gegen Corona, aber nicht gegen die Sanktionen vom Job-Center:
https://www.cashkurs.com/demokratieplattform/beitrag/ard-aktuell-die-wollen-uns-wohl-fuer-dumm-verkaufen/
Aber Hauptsache, unsere Gleicheren können weiter ungestört abkassieren:
https://www.abgeordnetenwatch.de/blog/nebentaetigkeiten/wer-sind-die-unbekannten-geldgeber-der-abgeordneten
Die können uns dann erklären, warum das Fußvolk den Gürtel enger schnallen muss.
August 10th, 2020 at 17:53
@2
Natürlich hat mir so etwas vorgeschwebt, auch möchte ich nicht von einem medizinischen Team operiert werden, wo jeder Handgriff erst mal “basisdemokratisch” ausdiskutiert wird.
Ich lehne auch keine “Autorität” per se ab, sofern es sich darum handelt, ob jemand durch Wissen, Kenntnisse und Erfahrung zu solch einer “Autorität” geworden ist.
Was Kindererziehung angeht, das ist selbst ohne Prügeln ein Horrorkabinett. Mütter aus “naturnäheren” Kulturen sollen ja schon gefragt haben, warum Mütter in Industrieländern ihre Babies foltern. Dabei ist längst bekannt, dass die Trennung von den anderen, z.B. allein in einem dunklen Zimmer schlafen müssen, bei Babies/Kleinkindern Todesangst auslöst. Schreien lassen ist auch so ein Ding, wobei die Reaktionen gegenüber einem z.B. 1-jährigen und einem 4-jährigen Kind durchaus andere sein dürfen. Eltern müssen sich nicht alles gefallen lassen, man sollte sich halt klar sein, mit welchem Verhalten man nicht dauerhaft konfrontiert werden kann, ohne die Nerven zu verlieren. Dafür sollte man sich auf ca. eine Handvoll unerwünschten Verhaltensweisen beschränken.
Insgesamt habe ich meine Tochter schon vor der Geburt als eigene Persönlichkeit respektiert und mich mit “Erziehung” so weit als möglich zurückgehalten. Gehorsam habe ich nur draußen im Straßenverkehr gefordert, das ging auch leicht, weil sie diesen “Ausnahmezustand” leichter akzeptieren konnte. Seltsamerweise hat das dazu geführt, dass sie sehr sozial, verantwortungsbewusst, vernünftig etc. ist und überhaupt nicht “verzogen”. Auch die Pubertät war recht “soft” verlaufen.
August 10th, 2020 at 19:21
@#1: Ich habe dann mal etwas leichte Kost aufgetragen. Mit Schirmchen. Stößchen!
August 10th, 2020 at 19:46
scholzofon
August 10th, 2020 at 20:07
8: Heute in der ARd, 22.00 Uhr und in der Mediathek.
https://tinyurl.com/y2rhbyj3
Fortsetzung der schwarzen Pädagogik durch Nazipersonal (Ärzte und “Tanten”) an Mio. Kindern bis in die 80er Jahre.
Sie sollten zur Erholung und kamen im die Hölle.
August 11th, 2020 at 03:07
@9
Davon grisse Dünnpfiff, Scholaf Olz, der weiße Ritter in reitender Rüstung, Retter der verwaisten Witwen.
Wer braucht das?