Islamismusversteher: Der Terror der NATO
Posted by flatter under geostrategie[56] Comments
04. Jul 2014 21:55
Wer versucht eigentlich, den sogenannten “Islamismus”, insbesondere die Kämpfe im Nahen und Mittleren Osten, zu verstehen? Die einen nennen ihn “Terror” und nehmen ihn zum Anlass, Bürgerrechte zu vernichten und Menschen zu töten. Sie haben eine alliierte Medienlandschaft auf ihrer Seite, welche die Massen mit passender Propaganda zur Übernahme der Stereotypen bewegen. Für die so ‘Informierten’ sind Islamisten Feinde, denen man außer Fanatismus keine weitere Eigenschaft zuordnen kann. Auch kein anderes Motiv als eben ‘religiösen Fanatismus’.
Für die anderen sind sie Glaubensbrüder oder konfessionelle Gegner, sofern sie – Muslime – den gebührenden Abstand zu dem Geschehen halten können. An den Orten des Geschehens verdichten sich diese Alternativen zu Kampfgenossen bzw. Feinden. Was sich in den vor allem durch den Einfluss der NATO und Israels destabilisierten Regionen von Nordwestafrika bis zum Kaukasus abspielt, in Syrien, Libyen, Irak, Iran, Afghanistan, Palästina und anderen Ländern, will der sich zivilisiert-überlegen wähnende Fernsehzuschauer gar nicht wissen. Der Tod ist allgegenwärtig, Kämpfe, Kriege, Drohnenmord und Totschlag sind ein Alltag wie potenzierter Terror. Wenn und wo also “Terroranschläge” verübt werden, tragen die Täter aus dem Kreis der Opfer von Weltpolitik ihren Alltag in die Metropolen der Verursacher solcher Politik.
Teufelskreis des Todes
Sie bleiben Täter, ihre Opfer sind Opfer, aber sie verüben nicht mehr Terror als diejenigen, deren Peripherie sie angreifen. Sie sind Gegen-Täter, und ausgerechnet von ihnen zu erwarten, deren Völker tausendfach das Leid erleben, vor dem wir gerade einmal Angst haben dürfen, dass sie den Teufelskreis durchbrechen, ist absurd. Dabei sind sie nicht bloß Opfer der Gewalt einer losgelassenen Militärmacht, sondern ebenso eines Weltkapitalismus, der ihnen die Verliererrolle zugedenkt, mit allen Konsequenzen. Selbst wo der “Antiterrorkampf” ernst gemeint ist oder wäre, sorgt er noch dafür, dass die militärische Knute gleichzeitig eine ökonomische ist. Höchstens als Arbeitssklaven dürft ihr mitmachen; ja und natürlich auch bei euch eine schmale Elite, ohne deren Mittun die Unterdrückung nirgends in der Welt Erfolg hätte.
Gegen all dies richten sich auch Isis, al Qaeda oder wie auch immer Spuk und Terrorhorden genannt werden. Ein selbsternannter “Kalif” sammelt derzeit alles hinter sich, was sich aus den oben genannten Gründen gedemütigt fühlt. Sie richten sich gegen die Kollaborateure der NATO und diese selbst, gegen Glaubensbrüder der falschen Konfession, gegen alles, was ihnen im Weg steht, für Macht, Einfluss, Rache und selbstverständlich auch für Geld und Rohstoffe. Die Koalition alter Dschihadisten, diverser Warlords, Saddams alter Armee, versprengter Syrer, Libyer und sonstiger Interessenten, deren Einfluss durch das Chaos verschwunden ist, im Bunde mit Kämpfern, die nichts mehr zu verlieren haben. So sieht sie aus, die aktive Sicherung unserer Handelswege.
Brandstifter
Die von Todenhöfer verbreitete Karikatur des Bundespräsidenten mit Turban und Kalaschnikow ist daher nur zu passend, die von dem und anderen Kriegshetzern verbreitete Mär von der “Verantwortung” durch Angriffskriege ist unmittelbar die Förderung von Islamismus und dem, was dann als “Terror” bezeichnet wird. Terror, der wiederum sehr willkommen ist, um im freien Westen® eine supranationale Diktatur zu errichten, wo die Flagge der NATO weht und die Interessen westlichen Kapitals militärisch durchgesetzt werden.
Das sind dann die Alternativen, und wir erleben Anschauungsansicht in drei Entwicklungsstufen: Hier die noch stabilen Staaten des Westens, die sich durch diktatorische Mittel einigeln, in Südeuropa Verelendung, die noch kürzlich blühende Staaten zerreißt zwischen NATO-Gefolgschaft und ersten Unruhen, am unteren Ende riesige Regionen ohne zivile Ordnung, in denen jener Terror des chaotischen Krieges floriert. Während die Betroffenen außen den Tod als Alltagserscheinung erleben, in jeder brutalen Variante, und ihn selbst zelebrieren, feiern wir unsere Unsterblichkeit und erklären die Resultate unserer eigenen unfassbaren Dummheit zum teuflischen Plan einiger Fanatiker.
Das Einzige, was dagegen einmal hätte helfen können, wäre ein Durchmarsch der Vernunft gewesen. Hätte die westliche Zivilisation je wirklich verteidigt, was sie sich stolz auf die Fahnen schrieb – Rechtsstaat, Demokratie, Vernunft, Freiheit, Gleichheit aller Bürger und die Kontrolle der Macht – sie wäre nie so heruntergekommen. Stattdessen entschied sich der Westen immer wieder für das Kapital und opferte seine Zivilisation, ehe je ein Terrorist ihr nahe gekommen wäre. Der Terror, den sie selbst säen, wird freilich eine reiche Ernte liefern.
Juli 4th, 2014 at 22:05
Drei Entwicklungsstufen, sagst Du? Da fällt mir die Dependenztheorie ein. Die meinst Du aber nicht.
Juli 4th, 2014 at 22:32
Richtig, die meine ich nicht, Man kann das auch anders abstufen, wie immer; ich wollte das Gesamtbild anschaulich machen.
Juli 4th, 2014 at 22:34
Danke, das stand für mich tatsächlich im Raum.
Juli 5th, 2014 at 10:08
Dieser Krieg des westlichen Kapitals gegen Alle, die das Pech haben, auf einem Territorium zu leben, das die Eigentümer der großen Vermögen für ihre Interessen ausbeuten wollen, produziert ein unübersehbares Heer von wütenden, enttäuschten, betrogenen und fanatisierten jungen Männern und Frauen, die nichts Anderes kennen als den Krieg. Und sie werden ihn führen!
Juli 5th, 2014 at 12:58
Mich würde es nicht wundern, wenn die Destabilisierung der Region und das Anheizen des “Terrors” (Mordanschläge, Terror wird es erst in der Wahrnehmung) einer bewusst gewählten Strategie folgten, die 1984 nicht als Warnung sondern als Anleitung verstanden hat.
Mit militärischen Mitteln ist der Kampf jedenfalls nicht zu gewinnen, er wird eher zum “ewigen Krieg”. Gewinnen könnte man nur, indem man den Menschen, die sich bereitwillig selbst in die Luft sprengen, in der religiotischen Hoffnung auf paradiesische 72 Jungfrauen (was an der Intaktheit des Hymens so toll ist, habe ich nie verstanden, aber selbst wenn, ist auch 72 für die Ewigkeit ziemlich wenig (72/unendlich = 0)), ein menschenwürdiges Diesseits böte. Dazu müsste aber wohl erst eine neue Gesellschaft her, von der ich nicht glaube, dass sie friedlich herbeigeführt werden könnte, aber auch nicht, dass sie unfriedlich herbeigeführt würde…
Juli 5th, 2014 at 13:31
Die Rache der Geschundenen wird schon noch irgendwann über uns kommen. Auch wenn das etwas apokalyptisch klingen mag. Ich hatte selbst sogar eine Zeit überlegt, ob ich nun selbst still und leise noch vor der Zeit gehen soll, oder euch anderen alle still und leise noch vor der Zeit weg schicken sollte. Aber warum sollte ich einen Job machen, der vielleicht gerade jetzt völlig neu besetzt wird? Es wäre unanständig, sich genau da vorzudrängeln.
Juli 5th, 2014 at 15:10
Mit Krieg und Terror trifft man fast immer die Falschen, während die wirklichen schuldigen Schweinehunde (Hunde und Schweine bitt’ ich um Verzeihung) unerreichbar und unangreifbar weiter planen können.
Juli 5th, 2014 at 15:32
Und trotzdem: Wenn 2 Schweine im Dreck wühlen, wird nicht nur 1 schmutzig. Wer’s nicht glaubt…
Juli 5th, 2014 at 21:36
Es sei darauf hingewiesen, daß Staaten Krieg führen, nicht aber das Kapital. Keineswegs sind diese Kriege aus Staatsinteresse vornehmlich im Interesse des Kapitals, also auf dessen Verwertungsinteresse hin berechnet. Staaten haben da viel grundsätzlichere Berechnungen. Kriege sind für sie auch keineswegs Patentlösungen. Viel besser ist es ja, mittels ökonomischer Druckmittel andere Staaten zum Nachgeben zu zwingen.
Beispiele: Was soll denm bei den Kriegen in der Ukraine und in Syrien ökonomisch herausspringen? Von Afghanistan gar nicht zu reden. Erst einmal werden doch bestehende Wirtschaftsbeziehungen samt Entwicklungsmöglichkeiten restlos kaputt gemacht.
Oder zur Erinnerung: Die Annexion der Ostzone war ökonomisch ein reiner Zuschußbetrieb, der sich bis heute nicht ausgezahlt hat. Jedenfalls nicht so, daß zum Inlandsprodukt der BRD das der DDR einfach hinzugefügt werden konnte: Die Wirtschaft der DDR war, kapitalistischem Maßstab unterworfen, mit einem Schlag entwertet…
Juli 5th, 2014 at 21:46
Dem müsste ich in beinahe jedem Detail widersprechen, aber belassen wir es dabei, dass ich es für absurd halte zu glauben, die Handlungen der Staaten (zumal die der NATO) seien nicht entscheidend vom Kapital beeinflusst.
Juli 5th, 2014 at 22:01
Dann ich auch nur kurz auf @KoKa, @flatter:
Staat hat dafür zu sorgen, daß die Verwertungsbedingungen fürs Kapital ‘stimmen’ und das hat er beim ‘Aufbau Ost’ prima hingekriegt.
… im übrigen wurde da nicht annektiert, in keinster Weise.
Juli 5th, 2014 at 22:51
@ flatter
Nicht der Staat, vielmehr seine kapitalistische Staatsräson dringt auf die Verwertungsmöglichkeiten des Kapitals, seines Kapitals. Andere nationale Kapitale sind da störend. Und überhaupt Staaten, die der freien Entfaltung seines Kapitals im Wege stehen.
Nur: Krieg und Kapitalverwertung beißen sich. Jeder Krieg zerstört Kapital und Bedingungen für’s Kapital.
Wenn der Staat Krieg für nötig erachtet, dann muß er auch dem Kapital klar machen, daß das jetzt einfach sein muß. Erst wenn der Krieg dann gewonnen ist, geht es wieder um die Verwertungsbedingungen ganz konkret.
_ Und wenn Dir das nicht einleuchtet, dann mußt Du schon einmal erklären, wie das Kapital die Einsätze der Bundeswehr im Kosovo, in Afghanistan, am Horn von Afrika, in Mali usw. “entscheidend beeinflußt”. Gar nicht zu reden von der Ukraine-Politik der BRD, zu der die deutsche Wirtschaft auf Distanz gegangen ist, weil sie um ihre Geschäftsbedingungen mit Rußland fürchtet.
@ Wat.
Was sich für einzelne Kapitale rechnet (bzw. im Falle der Ostzone mit staatlichen Anreizen – und nur so! – gerechnet hat), ist eine Sache. Eine andere ist die nationale Bilanz. Es kommt ja immer darauf an, wieviel Geld der Staat seinerseits in die Förderung seiner (freien)Wirtschaft hineinsteckt und hineinstecken kann. In dieser Hinsicht kann und konnte die BRD klotzen, schließlich hat und hatte sie von der bereits gelaufenen Reichtumsakkumulation gehörig profitiert.
Im übrigen also: Der Staat weiß schon selber, was er an seiner (freien) Wirtschaft hat. Da braucht er nicht von ihr “beeinflußt” zu werden.
Juli 5th, 2014 at 23:00
Nö, da muss ich nichts erklären, da kann ich gar nicht in diesem Rahmen. Wenn du an souveräne “nationale Kapitale” glaubst und daran, dass die BW irgend etwas jenseits der nato-doktrin tut, sehe ich keinen gemeinsamen boden für die Diskussion, sorry.
Juli 5th, 2014 at 23:13
@ “… im Falle der Ostzone …”
Es heißt richtig: Pankoff und /oder Soffjetzone!
So viel Grundlagenwissen sollte schon vorhanden sein, um hier mit zu diskutieren. :-(
Juli 5th, 2014 at 23:13
@KoKa
Der Staat – ein Ding an sich?
Im Leben nicht.
Juli 6th, 2014 at 09:49
@ Kapitalismus und Kaffee
Habe auch sonntags geöffnet.
Juli 6th, 2014 at 16:50
Soll ja vorkommen, dass Väterchen Staat auf die Interessen einiger seiner ihm Anvertrauten keine Rücksicht nehmen will, weil er darauf schaut, was für die grosse Familie dabei herauskommt.
So muss er auch auf diejenigen Rücksicht nehmen, deren Geschäfte eigentlich nichts einbringen. Z.B. indem er dafür sorgt, das deren Lohnkosten so niedrig bleiben, dass sie noch einen Gewinn erwirtschaften können.
Dass die Kalkulation nicht immer aufgehen muss, gehört zum nationalen Risiko. Es gibt immer welche, die einem das Geschäft versauen wollen und ihre eigenen Interessen dagegen setzen.
Entscheidend bleibt wohl, was unterm Strich dabei rauskommt.
Während der deutsche Faschismus schon längst in die Tonne geklopft war, hatte sich die deutsche Industrie schon in ganz Europa und ausserhalb davon bereits gut eingekauft und dem Untergang des Reiches ganz cool entgegengesehen.
Wie das heutzutage abläuft, darin habe ich keinerlei Einblick. Heute haben wir es ja mit dem Streit unter kapitalistischen Brüdern zu tun.
Und die Geschäfte sollen auch am Sonntag geöffnet halten.
Juli 6th, 2014 at 17:01
@ Troptard
Auf staatliche Absichtserklärungen darf getrost verzichtet werden. Hier, wie überall auf der Welt. Und das hinter jedem Eigentum auch ein Eigentümer steht, ist zwar offensichtlich, aber leider eben auch nicht immer leicht zu erkennen. Wie bei allem, dass verborgen bleiben soll. Ob es das nun muss oder nicht, ändert am Bestehen gar nichts.
Diese ‘kapitalistischen Brüder’ streiten sich tatsächlich. Sind sich beinahe so uneins wie alles. Falls dieser Streit als Schachspiel verstanden werden darf, sind war darin noch nicht einmal Bauern. Wir bilden das Spielfeld!
Juli 6th, 2014 at 18:54
Bald auch im deutschen Fernsehen die Tränenshow? Ein japanischer Lokalpolitiker soll 21.000 Euro für private Reisen unterschlagen haben.
http://youtu.be/zbxlYn6-ksg
Juli 6th, 2014 at 19:10
@Troptard: Was’n das für’n Weichei. In Spanien interessiert es kaum jemanden, wenn 10 Mios abgezweigt werden. Alles zum Besten der Bevölkerung, wie auch aktuell Rajoy bekundet, der sagt, alles – also Bildung, medizinische Versorgung – sei besser geworden.
Dort sind Leute schon im Aufnahmebereich von Krankenhäusern krepiert, nachdem sie vier Stunden warten mussten. Naja, Ausländer halt.
Die Polizei gestern in Berlin Kreuzberg
Wo ist denn Das kleine Teilchen, das uns vielleicht sagen könnte, was da seit Wochen läuft? Die Grünen dort sollen ja gerade ihre Wählerschaft verspielen, wie man liest.
Auch schön: Polizei setzte verbotene Chemikalien bei Demo vor Asylheim in Leipzig-Schönefeld ein
Juli 6th, 2014 at 19:47
Jetzt aber on topic: taz, Gewerkschafter für mehr Rüstung
Klar, was auch sonst. Widerwärtiges Pack.
Irgendwie habe ich heute so Ulrike Meinhof-mäßige Gedanken. Tschuldigung, schuld sind die logical volumes, die man nicht mehr zurück konvertieren kann.
Juli 6th, 2014 at 20:05
Ich habe heute kurz aus dem Fenster gesehen (kein Fernseher, keine Freunde, alles schon gesehen oder erlebt). Frau (Mutter?) ging mit kleinem Mädchen (Tochter?) im Stechschritt-Tempo die Strasse entlang. Aufforderung zum Kind, welches bereits weinte: “Loof schneller Fräulein, sonst gibt’s ‘n paar Backpfeefen.”
Nothing to see here, folks – move along.
Juli 6th, 2014 at 20:16
OT: Die Studie über Pfandsammler im spon fand ich heute auch noch “bemerkenswert”.
Was kommt als nächstes? Eine Doktorarbeit, die mit den neuesten wissenschaftlichsten aller wissenschaftlichen Methoden nachweist, dass Obdachlose radikale Frischluftfanatiker sind?
Scheiß Poststrukturalisten.
Juli 6th, 2014 at 20:42
@23, R@iner
” Pfandsammler, Erkundungen über eine Sozialfigur.”
Schöner als ein Soziologe hätte man das doch nicht ausdrücken können, oder?
In Frankreich hätte er seine Studie erst gar nicht beginnen können. Hier gibt es kein Pfandsammeln, weil auf Flaschen kein Pfand erhoben wird und weil hier alles ohne Ausnahme auf den Müll befördert wird.
Manche Verwirrungen im Denken haben ein bestimmtes Umfeld zur Voraussetzung.
Ich gehe mal davon aus, dass ein strukturierter Arbeitstag noch immer nicht das ist, was die Menschen hier für erstrebenswert halten. Darüber bin ich sehr erleichtert.
Deutsche Verhältnisse in Frankreich!? Ne, wieder auswandern, bitte nicht. Und wohin denn dann noch gehen?
Juli 6th, 2014 at 20:45
@ R@iner
Hier haben die Sammler richtige Reviere mit festen Frequenzen abgesteckt, ohne dabei auf die üblichen Zankereien zu verzichten die nicht auch selten zu blutigen Handgreiflichkeiten verkommen. Ist klar, das man dem Thema mit wissenschaftlichen Fundament zu Leibe rückt, ja geradezu rücken muss. Mit Vernunft wäre das Ganze ja auch kaum zu erklären. Oder?
Juli 6th, 2014 at 20:58
@22, Die Katze aus dem Sack
Irgendwie laufen die Tage immer gleich ab. Alles kommt einem wie ein déja vu vor.
Hatte ich früher noch gewisse Zeitpunkte in meinem Leben, an welche ich mich erinnern konnte, besonders in Verbindung mit Musik (Beatles, Stones, Flower Power, Jimmi Hendrix, Lou Reed etc.) wird heute alles für mich zu einem Zeitbrei.
Aus jedem Supermarkt plärren einen Stimmen an und alles klingt gleich, wie auch das Warenangebot sich nicht unterscheidet und die Menschen sich auch nicht mehr unterscheiden wollen.
Ich habe immer weniger Lust, mich aus dem Hause zu bewegen.
Juli 6th, 2014 at 21:01
@Troptard: Es lässt sich meiner Ansicht nach aus unserer Warte nicht eindeutig sagen, ob “die Deutschen” den anderen in Europa gerade dabei sind zu sagen, wie es zu laufen hat oder ob dies hierzulande nicht zumindest stark befürwortet wird, dass es “in den Südländern so nicht weitergehen darf”.
Fest steht jedoch, dass dort noch zu wenig gespart und zu wenig gearbeitet wird.
@Katze: Ich interpretiere dein “Oder?” als schweizerischen Phrasenappendix.
Juli 6th, 2014 at 21:10
@ Troptard
Das mit dem “déja vu” bedeutet folgendes, habe ich gelernt: Wenn Du immer wieder das Gleiche machst, dann kommt Dir dieses Gleich Gemachte auch irgendwann wie selbst Gemachtes vor (vor-Ahnung?). Aber hat man sich deshalb gleich was vor gemacht? Oder seinem Gegenüber? Fragen über Fragen.
Ähm, Troptard, das ist jetzt kein Scherz. Aber *stammel* hast Du Dich mal auf ASS untersuchen lassen? Ich habe da auch so ein déja vu, wie Du. (o.O)
Juli 6th, 2014 at 21:20
@27, R@iner
Reisen soll ja Vorurteile nicht unbedingt abbauen, sondern eher verstärken.
Wenn Touristen in einer Bar ihren Milchkaffee oder Wein nehmen und die Sonne geniessen, dann können sie natürlich nicht wissen, dass viele, die so eine Bar betreiben oder auf den stark besuchten Märkten ihre Waren anbieten auf Campingplätzen in Zelten schlafen.
Ihre Wohnungen oder Häuser werden in den Sommermonaten vermietet. Nicht deshalb, weil sie den Hals nicht vollkriegen können, sondern weil das Geld zum Leben einfach nicht reicht und andere Erwerbsquellen, wie Lohnarbeit, nicht ausreichend vorhanden sind.
Sparen ist das, was sie ohnehin müssen und arbeiten bestimmt nicht weniger.
Juli 6th, 2014 at 21:21
@ R@iner
Nehmen wir an, Chef sagt zu mir, ich solle ein Stellenprofil aufsetzen, wir brauchen Menschen. Was wären die Kernkompetenzen dieses Stellenbewerbers und wie formuliere ich seine Aufgaben; dabei weder sich noch andere aufzuzehren. Was genau die Aufgaben sind? Wissen wir noch nicht. Ich habe Chef doch glatt vergessen, danach zu fragen.
Juli 6th, 2014 at 21:35
@28, Die Katze aus dem Sack
Das solltest Du mir jetzt aber bitte erklären! Was ASS ist, damit bin ich nicht vertraut.
“déja vu” schon gesehen (schon bekannt).
Ich hoffe nicht, das es Dir an der notwendigen Politesse (Höflichkeit) mangelt, die ich auch von Dir wohl erwarten darf.
Juli 6th, 2014 at 21:44
@ Troptard
Was Dich verletzt, verletzt mich auch. Daher würde ich auf gar keinen Fall, und zwar aus überhaupt keinem Grund, die böse Politesse Dir gegenüber spielen.
ASS (Asperger-Syndrom-Störung) ist eine Art Leiden (Funktionsstörung/Defekt/kaputt), das, wie mir erklärt wurde, mich mein ganzes Leben begleiten wird. Deine Schilderungen kommen mir so bekannt vor, da dachte ich …. aber lassen wir das. Wichtig ist das Du weisst, und ich versichere Dir das, dass ich Dich nicht beleidige, wenn ich eine zaghafte und ernst gemeint Frage stelle. Warum ich das tue? Weil es immer mehr Fälle von ASS gibt.
Wer’s nicht glaubt …
Juli 6th, 2014 at 21:47
@Katze: Wir alle neigen zu Projektionen…
Juli 6th, 2014 at 21:49
@ R@iner
Dann Augen zu, und gute Nacht. Mehr als Projektion geht in dieser Phase auch gar nicht.
Juli 6th, 2014 at 21:51
Gute Nacht!
Juli 6th, 2014 at 22:11
@32, Die Katze aus dem Sack
OK! Jetzt weiss ich zwar immer noch nicht genau was so eine “Art” Leiden ( Asperger-Syndrom-Störung) ist, aber ich muss zugeben, dass ich an der Welt so wie ich sie vorfinde leide.
Spontan erinnert mich das an asperge (Spargel) oder asperger (leicht bespritzen).
Nur sollte man die Leiden der Menschen, sofern sie dieses Leiden noch selbst empfinden nicht gleich in ein Krankheitsbild einpacken.
Ich bin übrigens nicht allein unter Menschen, die unter einem Verlust des Zeitgefühls leiden, denen durch die Monotomie des Alltags, der Uniformierung des Lebens, die Erinnerungspunkte verloren gehen.
Deshalb hilft es mir sehr, das Heute aus einer Perspektive der Rückschau zu betrachten, wenn Du so willst eine historische Perspektive.
Mir fällt auf, dass es immer schwieriger wird sich zu zu erinnern. Frag mich mal, wann der Krieg gegen Serbien war oder wann Hartz IV eingeführt wurde. Ich müsste passen.
Aber damit genug. Ich will hier nicht abheben!
Juli 6th, 2014 at 22:12
Nachtrag zu 32: Allerdings könnte es auch HFA (Hochfunktionaler Autismus) sein, der ja, wie man in Erfahrung gebracht haben will, nicht zum Asperger sondern zum Kanner Autismus, also zum sog. klassischen Autismus gehört. Ich sage immer: Wenn man es weiss, möge man mir Bescheid sagen. Ob früher oder später ist mir egal. Vielleicht wissen wir es in 10 Jahren, nachdem die Forschungsprojekte in den USA und der EU abgeschlossen sind. Wem dann wohl noch so alles ‘Auffälligkeiten’ angedichtet werden?
Juli 6th, 2014 at 22:26
@ Troptard
Wir Leiden alle. Die einen mehr, die anderen weniger, und einige – scheinbar überhaupt nicht. Ich habe gehört, man solle sich das nicht alles so zu Herzen nehmen. Daher hängt am Kühlschrank auch die viel getragene Meinung, man solle nur auf die Sonnenseiten des Lebens schauen. Alle anderen dämlichen Weisheiten die dort mal hingen, sind schon lange ab. Ist schliesslich noch lange nicht End-Zeit.
Juli 7th, 2014 at 00:13
Ist schließlich noch lange nicht End-Zeit?
Juli 7th, 2014 at 00:29
@ gecko
Ja, habe ich mir sagen lassen. Würde ich mir nichts sagen lassen, bräuchte ich auch gar nicht erst zuzuhören. Warum man mich dann aber in die Schule steckte? Egal.
Ich habe das Spiel hier nicht erfunden, sondern werde, wie alle anderen auch, zum ständigen Mitmachen animiert. End-Zeit ist, wenn wir insgesamt nicht mehr mithalten können. Also noch weniger als jetzt schon. Es heisst, nur Apokalyptiker sehen das Ende auf ihren Rössern (Tote Pferde) kommen. Ich sehe da gar nichts, bin zudem stark kurzsichtig, also sowieso auf (Seh-)Hilfe angewiesen.
Juli 7th, 2014 at 00:50
“Stattdessen entschied sich der Westen immer wieder für das Kapital und opferte seine Zivilisation, ehe je ein Terrorist ihr nahe gekommen wäre. Der Terror, den sie selbst säen, wird freilich eine reiche Ernte liefern.”
Und hier ein aktuelles Beispiel für die Saat:
http://matveychev-oleg.livejournal.com/1224806.html
(Bilder aus der Ostukraine)
Das hat jetzt nichts mit Islamismus zu tun, aber mit Terror – Staatsterror, ausgeübt von der Macht des Imperiums und seiner willigen Helfer.
Das ist, was auch uns blühen soll, wenn erst einmal eine größere Anzahl von Leuten gegen dieses System aufstehen sollte. Wenn dann die Polizei (oder wie in den US z.B. das Agrarministerium) schon mit schweren Waffen ausgerüstet ist, wenn dauernd Drohnen über uns kreisen, wenn ganze Stadtteile in Schutt und Asche gelegt werden. Alles im Namen der “Freiheit” und “Sicherheit” der “Bürger” – für die bedauerlicherweise Zivilisation und Rechtsstaat geopfert werden muß. Wirklich aber für was und für wen? Oben steht’s!
Juli 7th, 2014 at 11:04
OT: omfg, der Kopp-Verlag verlinkt mich. wir brauchen dringend eine Offensive gegen Leseschwäche.
Juli 7th, 2014 at 11:30
Drohnen, flatter, wir brauchen drohnen oder mehr stoff zum dröhnen.
Juli 7th, 2014 at 11:57
Dann ist Eva Herman jetzt deine Schwippschwester. Ich kringel mich gerade.
Juli 7th, 2014 at 13:11
Ist das wirklich der Kapitalismus oder nicht viel eher ein ganz normales, uraltes Spiel ? War der GröFaZ nicht auch ein Gegen-Täter der aus der Verliererrolle des WK I herauswollte ? Gegen “Ungläubige” ? Gegen alles, was ihm im Weg stand ? Für Macht, Einfluss, Rache und selbstverständlich auch für Geld und Rohstoffe ? Diese Rolle hat sich nicht besonders bewährt und es gibt nur eine einzige Rechtfertigung dafür. Man MUSS gewinnen, sonst ist man am Arsch. Die Wahrscheinlichkeit zu gewinnen ist für Islam- und sonstige Isten nicht besonders groß.
Davon abgesehen sollte man den “Strenggläubigen” ihren Gottesstaat einfach lassen. Zwanzig- dreißig Jahre Kalifat und die nächste Revolution steht wieder vor dem Ausbruch. Eher früher als später. Es sei denn der Kalif ist schlau genug die Mäuler mit genügend Öl zu stopfen.
Juli 7th, 2014 at 17:19
Ähm, muss den Gröfaz jetzt unbedningt dieselbe Ursache auf den Plan gerufen haben wie den Kalifen? Abgesehen davon, dass sie das in dem Fall tatsächlich hat? Guxu “Imperialismus” – eine Stufe der Globalisierung, die Europa schon ins Elend gestürzt hatte, ehe infolge dessen Schicklgruber mithilfe des dunnemals aktuellen Kapitals gleich den nächsten WK vom Zaun brach.
Juli 8th, 2014 at 01:25
Wir haben es doch insgesamt mit Informationen zu tun, die bestenfalls unvollständig, wenn nicht sogar teilweise geheim, verschlossen und/oder zensiert sind, um detaillierte Motivgrundlagen der Beteiligten zu jeder Zeit ergründen zu können. Oft kommen dann auch noch alle Verhinderungen zusammen. Ich traue mir da keine Kalkulation zu, wenn die Daten schon vorab so unvollständig sind. Es ist kein faires Faktenspiel, wenn Meinung und Glaube schon im Vorfeld aufeinander prallen.
Juli 8th, 2014 at 08:23
Ganz recht. Der Imperialismus ist das normale Geschäftsmodell der Könige gewesen. Schon immer. Der Imperialismus ist etwas uraltes und war vor dem Kapitalismus da. Er steht für das Recht des Stärkeren, welches auch heute noch gilt.
Die antiken Reiche haben da auch schon erfolgreich mit globalisiert und die aufgeklärten Europäer mit ihrem christlichen Fundament haben sich in der neueren Zeit durchgesetzt. Nicht zuletzt deshalb, weil sie den Kapitalismus in seiner hässlichsten Form erfunden haben und sehr viel weniger weil die Konquistadoren so skrupellose Räuber oder die englischen Seefahrer so geschickt waren. Hatte ich schon mal dessen innovative Kraft erwähnt ? Die hat der Scharia-Fraktion einfach bis heute gefehlt und daran hat sie schwer zu kauen.
Na egal, jedenfalls ist das Elend immer relativ und die Muslime haben jetzt wieder einen Beherrscher aller Gläubigen. Ich bin schon sehr gespannt wer Isnogud… ähhh… Großwesir wird. :D
Juli 8th, 2014 at 10:15
@ Spencer
Der Starke muss bescheuert sein. Sieht er denn nicht, das sein überlegener Gegner viel zu anpassungsfähig ist und Techniken besitzt, die ihm das Leben selbst gab? Was ist schon das grösste und stärkste Lebewesen, steht es z.B. nur einem winzigen Virus gegenüber?
Juli 8th, 2014 at 10:37
@Spencer: Das Tolle an dieser Art zu diskutieren ist, dass es ewig weitergehen kann, weil man garantiert nie zum Punkt kommt. Du leugnetest, die Hitlers hätten etwas mit Kapitalismus zu tun, ich verweise auf den Imperialismus als globalen Kapitalismus (nicht jedes verdammte Imperium ist Imperialismus, das ist ein historisch eingegerenzter Begriff) und du kommst mit mit ‘Imperien sind Herrschaft’. Macht keinen Spaß so.
Juli 8th, 2014 at 11:25
Tut mir leid, dass ich das Thema so verfehlt habe, aber es war nicht wirklich meine Absicht den Punkt zu vermeiden, es war eher so gemeint einen Einstieg zu finden. Ich hatte aus dem bisherigen Verlauf auch nicht den Eindruck dass man zum Punkt kommen will, aber ich bin durchaus entgegenkommend genug um Imperien und den Imperialismus ab dem 19. Jahrhundert zu unterscheiden. In dem Fall kann man Imperialismus und Kapitalismus auch nicht mehr trennen, da gibt es von meiner Seite keinen Einwand. Die ganzen Kollateral- und Folgeschäden im nahen Osten kann man dem dann auch zuordnen. Das ergibt dann den Rahmen in dem Kalifen gedeihen mit denen dann die interessierten Mächte spielen, zusammenarbeiten oder wenn der nützliche Idiot ausgedient hat wie Saddam entsorgen. Aber ist dieses Spiel der Mächte wirklich systemimmanent kapitalistisch ? Daran habe ich meine Zweifel und halte es eher für typisch menschlich.
Juli 8th, 2014 at 11:39
Danke für das Entgegenkommen!
Natürlich ist nicht alles Kapitalismus. Das, was da prügelt und raubt, sind immer Menschen, aber die Bahnen, in denen sie sich bewegen, schafft das System. Ein gewaltiger Unterschied zwischen Despostismus und Kapitalismus ist die Rationalität des Systems. Der Kap. braucht z.B. immer eine gewisse Öffentlichkeit, eine geistige Beweglichkeit. Die bürgerlichen Revolutionen hatten daher mit der Aufklärung eine scharfe Waffe. Kapitalismus hingegen schafft Strukturen einer komplexen Rationalität, innerhalb derer sogar so etwas wie ‘Freiheit’ herscht. Daher haben sich auch komplexere Mechanismen der Diskurskontrolle und Geheimhaltung gebildet, ganz nebenbei unter Verkehrung einstiger bürgerlicher Ideale. Denoch muss der Schein der Freiheit wie einer ‘freien Presse’ gewahrt bleiben – um Meinungen zu steuern und natürlich um eine wichtige Industrie zu erhalten.
Was wir derzeit erleben, ist deshalb spezifisch kapitalistisch, weil es erstens natürlich diese bestimmte Form des Machtspiels hervorbringt. Zweitens und wichtiger aber haben wir keine Kämpfe um Ressourcen, weil Mangel herrscht, sondern absurde Kämpfe um Ressourcen, mit denen ein absurdes System gefüttert werden muss, während die Menschen längst satt sein könnten. Die Konkurrenz ist historisch erstmals eine um ausschließlich künstlichen Mangel. Der Kapitalismus hat es insofern geschafft, seinen Verwertungszwang als höhere Moral über das Fressen zu stellen. Wehe, das merken zu viele!
Juli 8th, 2014 at 12:50
War das der Punkt ? Ich meine diesen Satz mit dem Fressen und dem Verwertungszwang, der gefällt mir außerordentlich gut. :)
Das ist nachvollziehbar, aber es klingt so als ob der Despotismus die bessere Alternative wäre, denn da wusste man wenigstens noch wo der Wind her geweht hat, während jetzt alles viel zu komplex ist um die Machtstrukturen zu durchschauen und den Verwertungszwang überhaupt als solchen wahrzunehmen. Der aufrechte Demokrat von heute kommt da nicht mehr mit und hält sich lieber an das was offensichtlich besser ist als jeder Ismus und was auch schon den Realen so unattraktiv gemacht hat. Es ist schließlich alles so schön bunt hier. Und solange das so ist, kommen wir aus der Nummer auch nicht raus.
Juli 8th, 2014 at 14:19
@ Spencer
Erst wenn der Despot zu erkennen ist, weiss man wo der Feind ist? Ein Despot, auch in Vertretung seiner Lakaien, hat nichts, absolut nichts gegen mich in der Hand. Will er sie dennoch gegen mich erheben, darf er, zu seinem weiteren Vergnügen (oder aus langer Weile), meinen toten Leichnam schlagen und auf meinen verrottenden Körper pissen. Würde das aber jeder so machen, wäre es hier noch vor Sonnenuntergang dunkel bis finster. Oder?
Juli 8th, 2014 at 14:27
Darum dürfen das ja auch nur Despoten Katze und Psychopathen setzen sich manchmal darüber hinweg. Wenn wir mal soweit sind, dass das jeder machen darf, haben wir den Kapitalismus überwunden, oder ?
Juli 8th, 2014 at 14:32
@ Spencer
Bestimmt. Und wenn nicht, kann man für das Ficken und Fressen ja wieder eine andere zusammengefasste Begrifflichkeit erfinden und zur Auf- und Einteilung bringen. Und wenn Mensch etwas kann, dann erfinden.