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Originalbild: Wikimedia Commons, User:Schutz

Im Rahmen der unerträglichen Auseinandersetzungen zum Thema ‘Corona’ hat mich die Spezies, der anzugehören ich vergebens leugne, tatsächlich wieder enttäuscht, und das ist alles andere als einfach, denn ich traue ihr ohnehin nicht viel Gutes zu. Was Menschen, die ich für weniger dumm gehalten hätte, noch für ‘Argumente’ halten, wenn sie sich selbst betroffen fühlen, galoppiert die Apokalyptischen Reiter lässig in Grund und Boden.

Alles ist erlaubt, wenn es die eigene Fraktion betrifft, den anderen aber keinen Fußbreit! Wie gut, dass man es noch nie mit der Logik hatte, die in der brachialen Rhetorik, für die sie vergewaltigt wird, zur Waffe werden soll. Muss ich die Unterschiede kennen zwischen Allquantor und Existenzquantor, notwendiger und hinreichender Bedingung, Konditional und Bikonditional, zulässigem und unzulässigem Umkehrschluss? Ach was, je weniger ich davon weiß, desto kreativer kann ich angreifen.

Äh gleich Emma Zehquadraht

Ich gebe mal ein Beispiel: Alle Tulpen sind Blumen. Manche Blumen sind weiß. Daraus folgt nicht, dass manche Tulpen weiß sind. Nein! “Aber es gibt doch weiße Tulpen, meine Mutter hat immer welche zuhause. Und meine Oma. Ich selbst hatte schon welche.” / “Ja, wirklich?” / “Ja.” / “Bitte sei so lieb und fick‘ dich!
Das ist ein sehr einfaches Beispiel, in dem es nur um einen sehr übersichtlichen (falschen) Syllogismus geht, ohne jedwede Verknüpfung zu weiteren Operatoren oder gar Quantifizierungen.

Dann sind wir noch nicht einmal bei der Schwierigkeit, sprachlichen Ausdrücken ihren logischen Kern zu entnehmen. Oder wie wär’s mit Statistik? “Churchill hat gesagt …” Nein, hat er nicht, es ist auch wurscht. Schon mal was von Validität gehört, Reliabilität oder Objektivität? Das auch mal anhand einer Studie durchdekliniert? Ach, du forderst ja nur “repräsentativ“, fein. Was ist das eigentlich und wozu ist das gut? Fangen wir bloß nicht an mit Stochastik, Signifikanz oder Grenzwerten, mein lieber Ichkannkeinmathe.

Gar keine Frage …

Zudem die simple Idee, wer wann was auf Basis welcher Daten entscheiden muss. Du kannst das besser? Erzähl! Und wenn sich dann herausstellt, dass das ein Irrtum war, was dann? Welche Folgen wird welche Kurskorrektur haben, wie wahrscheinlich ist es, dass auch diese korrigiert werden muss, welche Folgen wird das wiederum haben? Gesundheit gefährden, wessen in welcher Weise, Soziale Ordnung gefährden, auf welcher Ebene mit welchen Folgen – und das Ganze immer auf unzureichender Datenbasis, während du dich mit drölf anderen Entscheidungsebenen koordinieren musst. Was hätte ich einen Spaß, wäre ich jetzt einer von denen!

Ihr wisst zwar auch alle nicht, was richtig ist, aber ihr habt ein Gespür dafür, was rhetorisch zu den für euch bereits feststehenden Ergebnissen führt. Und während ihr derart Schindluder mit allem treibt, was zu Verständnis und Verständigung führen könnte (Wissenschaft, Logik, Reflexivität, Empathie), werft ihr euren Feinden jede Abweichung von denjenigen Regeln vor, die ihr in eurer Selbstherrlichkeit gerade für gültig erklärt habt. Das Allerbeste aber: Keiner von euch fühlt sich mit diesem Text angesprochen, dafür aber schon mal vorab beleidigt. Wie gut, dass ihr alle nichts zu entscheiden habt!