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Man sollte denken, das mit dem Nikolaus wäre der Fehler. Sankt Martin, Osterhase, schlimmstenfalls irgendein Monster, das die Kinder holt, wenn sie nicht artig sind. Alles Quatsch, wahlweise auch Lüge, Betrug, Ammenmärchen. Wenn die Kinder dann groß geworden sind und aus den Kindern Erwachsene, wissen sie alle, dass das eben nur Figuren sind, erfunden für Erzählungen. Na ja, fast alle.

Der Eine nämlich, den gibt es ‘wirklich’: Gott, liebe, der, seines Zeichens und wie der Name schon sagt, allmächtig und gütig. “Gütig und allmächtig” wie in Sodom und Gomorrha, Pest und Cholera, Auschwitz und Hiroshima. Geht alles.

Glauube miir ..

“Frag‘ nicht warum …” ist einer der Sätze, die eine ganze Pädagogik geprägt haben. Was Allmächtig und Gütig anbetrifft, so überlässt man die ‘Begründung’ – ein Muster, dem wir recht häufig begegnen – den zuständigen Experten. Die nennen das, was Gott gütig sein und seinen Schäfchen die Hölle auf Erden bereiten lässt, in gut informierten Kreisen auch “Theodizee”.

Es gibt für alles einen Grund, und bei diesen Experten ist das zumeist die “Prüfung”. Ein unsichtbarer Mann, der alle Menschen liebt, schenkt ihnen Atombomben, Kapitalismus und Pogrome – weil er sie prüfen will, und wer nicht mitglaubt, ist raus. Die Großeltern glauben es, die Eltern glauben es, das ganze Dorf glaubt es. Die können sich ja nicht alle irren Da sind doch kluge Menschen dabei. Sogar Experten. Selbst Juden und Japaner glauben an Götter. Wenn das nicht der Beweis ist!

Wenn man sich – wenn, denn das Hinterfragen von Erzählungen, zumal öffentlich, war noch nie so recht in Mode – wenn man sich also fragt, wie die Erzähler solch absurder Geschichten je mit dem Anspruch durchkommen konnten, das sei die Wahrheit, ist man schon auf der falschen Fährte. In Kern geht das einfach so: Du musst sie nur oft genug erzählen, dann wird sie lebendig. Dann wird sie Tradition und dann überlebt sie jeden Erzähler, der sich jemals etwas dabei gedacht hatte.

p.s.: lob des säzzers: er hat nie behauptet, gütig zu sein.