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Workshop “Revolution ohne Smartphone”, 30C3

Mein Korrespondent in Hamburg-Hackburg hat weitere Berichte übermitteln können von Veranstaltungen, die er inkognito zu besuchen imstande war. Ich kann mich des Eindrucks nicht ganz erwehren, dass er allmählich glaubt, ich hätte ihn zum schieren Vergnügen dorthin befohlen, besucht er doch nicht nur Gameshows wie ein sogenanntes “Hacker Jeopardy”, von dem er ganz stolz mitteilt, er habe womöglich die erste Runde überstehen können. Die Irrelevanz treibt unheimliche Blüten.

Nein, die jüngste Datei enthält überdies Informationen über den “Künstler” Aram Bartholl, der seine Daseinsberechtigung durch Werke und “Performances” sich zu verdienen vermeint, welche sich mit jenen Substanzen beschäftigen, mithilfe derer das technopathische Publikum seine ruinierten Synapsen stimuliert. Google, Datenspeicher, sogenannte “Maps” von Killerspielen, “Barcodes”, “Chatbubbles”, “Captchas” – und Schlimmeres. Man muss das alles nicht kennen, denn es verwirrt bloß die Räume der Parallelwelt virtueller Rechtsfreiheit mit der Welt der Normalbürger, penetriert den Alltag mit psychedelischen Albträumen computersüchtiger Spinner. Aber lest selbst:

Parallelwelt Nerdiversum

Ich bin heute Morgen in diese Veranstaltung gestolpert; die Nacht war lang gewesen und für meinen Guide noch länger. Es stand für mich nichts auf der Agenda, also bin ich einfach nach einem rotgeränderten Frühstück in diesen Saal getrottet, habe mich auf einen Rasiersitz fallen lassen und mich angeschickt, unauffällig offenen Auges zu schlafen. Es wollte mir nicht gelingen, denn der Mann auf der Bühne hat etwas geliefert, was mir bei den ganzen netzpolitischen Aufklärungsmessen fehlt: Ideen, andere Präsentationsformen, Spaß, Ernst und Denkanstöße. Und das soll dann Kunst sein?

Langatmige Zusammenfassungen sind verzichtbar, besucht die oben verlinkte Website. Sollte ich noch einen Videostream finden, wird der in den Kommentaren nachgereicht. Ich bin tatsächlich sehr inspiriert und ganz glücklich, diesen Impuls mitnehmen zu können. Wenn es – was hier viele noch nicht so sehen, aber ich habe da kaum Zweifel – genug und zu viel ist mit Aufklärung, Diagnosen, Analysen und Worten dazu, braucht es andere Ausdrucksformen. Es braucht eine Kunst, viele Künste, die Menschen erreicht und aufmerken lässt, wo das ganze Gequatsche nahezu nutzlos geworden ist. Doch, da geht noch was.