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Wisst ihr, wie wir 1975 das Ende der Naziherrschaft gefeiert haben? Ach was, das war ja schon 30 Jahre her. Wer wollte das schon wissen? Ach doch, ja: Dresden, das arme Dresden! So viel Trauer! Überhaupt war der Schwerpunkt der Bewältigung vom Grauen Star geprägt Selbst Walter Scheel, der immerhin wusste, dass da auch Juden betroffen waren, meinte:

Am Ende blieb nur noch ein Volk übrig, um gequält, geknechtet und geschändet zu werden: das eigene, das deutsche Volk” und bediente brav das Narrativ: “Die meisten Deutschen hatten geglaubt, für die gute Sache des eigenen Landes zu kämpfen und zu leiden.”

Gute, Böse, Opfer

Nee klar: Wer tot ist, leidet nicht mehr (und die Nachkommen sind ja alle gut drauf). Selbstverständlich haben die guten Deutschen (immer die Mehrheit) der guten Sache gedient.

Alles paletti, hat doch einer der größten Großdeutschen überhaupt ganz rechtzeitig Tacheles geredet, der noble Herr Adenauer:

Das deutsche Volk trägt diese schwerste Zeit seiner Geschichte mit heldenhafter Stärke, Ausdauer und Geduld, mit einer geduldigen Stärke, die stärker ist als alle Not. Ich habe mich seit 1933 oft geschämt, ein Deutscher zu sein, in tiefster Seele geschämt: vielleicht wusste ich mehr als manche andere von den Schandtaten, die von Deutschen an Deutschen begangen wurden, von den Verbrechen, die an der Menschheit geplant wurden.

Seziert das bitte selbst.

Tätervölker, relativ

Im Großkapital aber waren Juden durchaus maßgebend.” Sicher, da muss man was machen. Hat er auch, im direkten Anschluss endlich. Die Juden waren nicht schuld an ihrer Vernichtung, endlich hatte es mal einer gesagt. Dass für Adenauer die Nazis “Sozialisten” waren, zieht sich derweil quer durch seinen Vortrag. 1946.

Mein Money Quote:

Aber wir wollen nur den treffen, der wirklich schuldig ist; die Mitläufer, diejenigen, die nicht andere unterdrückten, die sich nicht bereicherten, keine strafbaren Handlungen begangen haben, soll man endlich in Ruhe lassen.” Endlich! 1946. Bereichern tun sich nur Sozialisten. Weiß man doch. Unmoralisches Pack!

Stirn und Faust

Ich bin ein Mensch, insofern zu mehr als 90% Affe, und meine Reaktion ist demgemäß: Meine Faust will in diese Schädel, in denen Hirne sitzen, die ihre Dummheit durch Dreistigkeit kompensieren wollen. Ich will Rache. Ich will diesen Gefühllosen Drecksäcken Erkenntnis und ein Minimum an Empathie einprügeln, bis ihr Zustand aus physiologischen Gründen zu ihrem Geschwätz passt. Genau deshalb habe ich es aber weder mit Moral noch mit Gewalt. Sprache ist das Medium der Vernunft; leider steht sie meist im Dienst der Affen.

Nein, ich wäre sehr für so etwas wie Geschichtsbewusstsein, wozu gehört, das sagt der Begriff, dass man weiß, was sich so geschichtlich zugetragen hat. Das Gegenteil davon ist zweitens Verdrängung und erstens die Pflege von Feindbildern. Was mir bleibt an somatischer Reaktion, ist das kalte Kotzen, das tut nur mir weh. Rational ist es die holde Ironie: Allen geht es besser. Danke, Kohl!

Mein Beitrag zum lächerlichen Jahrestag schließlich ist die Erinnerung an meinen ersten Gedanken zur nationalbesoffenen Glückseligkeit damals: “Den Kater werdet ihr nicht überleben”. So sind sie halt, die Miesmacher.