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Ich habe gerade Urlaub und genieße das Leben auf einem Kreuzfahrtschiff. Den Pool auf dem Oberdreck habe ich ganz für mich allein und schwimme darin in einer Wanne, die ihrerseits mit Salzwasser gefüllt ist, für das Meeresfeeling. Zum Frühstück habe ich mir eine Dose mit marinierten Zierfischen geöffnet und löffle das quietschbunte Zeugs in mich hinein. Was ein echter Seebär ist, ernährt sich maritim.

Um meine Wanne herum planscht ein Baiji-Pärchen. Das sind Flussdelphine, die irgendwer in einem Ölfilm am Jangtse gefunden hat. Jetzt sind sie in meinem Film, da geht es ihnen viel besser. Solange ich sie putzig und lustig finde – meine Depression wird sich aber sicher bald wieder melden – genieße ich sie lebendig. Ich schätze, der Maitre de Cuisine wird heute Abend eine ganz feine Mahlzeit zuzubereiten wissen. Ich mache so selten Urlaub und habe es mir wirklich verdient, hier mit allen Sinnen zu genießen. Am Beckenrand winken mir zwei Kubanerinnen zu. Wir haben ihnen die Tickets geschenkt. Diese Südländerinnen sind ja so dankbar!

Relax …

Eigentlich hatte ich mich für eine Flugreise nach Südostasien entschieden, aber Greta hat mir die Augen geöffnet. Urlaub auf dem Meer, das ist die Zukunft. Hier ist auch genug Platz für alle. Keine Staus, keine Autos, und die Rußwolke hinterm Schiff hat uns noch nie eingeholt. Keine Ahnung, wie die das machen, aber die frische saubere Seeluft ist ein Hochgenuss.

Ich glaube, wir legen morgen in Griechenland an. Ach nee, das war ein anderes Entwicklungsland. Da kriegst du jedenfalls für ein paar Euro alles, was du haben willst. Früher musste man solche Länder besetzen, aushungern und brandschatzen, das war ästhetisch immer eine ziemliche Last. Heute freuen sie sich, wenn die Fremden kommen und sie ausbeuten. Die sind ja nicht nur äußerlich oft anorektisch, sondern auch intellektuell. Wenn die hier alles so billig machen, wie wollen sie dann je genug Geld verdienen? Egal, mir soll’s recht sein.

Der Netzempfang ist übrigens exzellent hier, ganz anders als bei euch daheim. Habe eben mal im Archiv gestöbert, im alten Blog. Zum Beispiel dieser Artikel, geschrieben quasi auf den Tag genau vor zehn Jahren. Mei mei, was war ich damals unentspannt! So eine Aufregung, wofür eigentlich? Eine Ausgebeutete begegnet ihrem Schicksal und wird fortan nicht mehr ausgebeutet. That’s all. Regt sich irgendwer auf, wenn ein Zuhälter seine Hure in den Ruhestand schickt? Kann man doch alles auch mal positiv sehen …