Neulich, in der Anstalt
Posted by flatter under kunstlyriklamauk , sozialzeugs[18] Comments
05. Sep 2019 16:26
Also, ich muss mir das so nicht gefallen lassen. Ihr wisst schon, dass ihr hier besser mitarbeiten müsst, wenn ihr von mir erwartet, dass ich euch nicht am Ende ein ganz schlechtes Zeugnis ausstelle? Es sind immer dieselben, die sich hier beteiligen – und auch dieselben, die stören und die ich vor die Tür werfen muss. Wenn ihr meint, dass ihr damit Erfolg haben werdet im Leben – bitte! Das ist eure Entscheidung.
Ihr könnt euch jetzt auch gern über mich beschweren, was immerhin besser wäre als das blöde Getuschel, das ich schon wieder höre. Das geht alles von eurer Lebenszeit ab. Ich würde ja, wenn ich schon hier wäre, aufmerksam mitlesen und zusehen, dass ich etwas lerne. Alles andere empfinde ich als pure Zeitverschwendung. Aber wie gesagt: Ihr müsst selber wissen, was ihr mit eurer Zeit macht.
The Great Rock’n Roll Swindle
Wie ihr seht, sind die Ferien wieder um, und ihr ahnt ja nicht, wo ich derzeit arbeite. Ich werde selbstverständlich hier keine Details ausbreiten, aber selbst die Älteren unter uns (und nach meiner Einschätzung sind das beinahe alle) würden sich im Jahr 2019 noch mühelos zurechtfinden in der Lernbehörde. Man sieht beim Reinkommen schon, wo der Chef sitzt. Wie im richtigen Leben. Ob das zu Lernen taugt, “steht auf einem anderen Blatt” (auch so ein Schulspruch, den ich sonst nirgends höre).
Das Ganze ist nicht so recht inspirierend, zumal ich selbst dort quasi nichts zu lernen kriege. Dafür aber graue Haare (ja, daher kommen die!) über das, was mir dort begegnet. Übrigens auch fachlich. Man erhält immerhin einen Eindruck davon, warum Fake News® so geschmeidig durchflutschen. Wenn man sich Lernstoff aneignen lässt, der heftigst mit der Wirklichkeit kollidiert, wenn man ihn überprüft, gewöhnt man sich halt daran, dass es wohl eigentlich egal ist. Gut, dass ihn ohnehin niemand überprüft und nach den anderen Prüfungen eh alles schnell wieder vergessen ist.
Ein Bekannter, der auf einem Gymnasium als Lehrer sein Lebenslänglich absitzt, klärte mich neulich darüber auf, dass es zwei herausragende Argumente für den Lehrerberuf gebe: Juli und August. Jetzt ist es September, und ich frage mich wie jeden Tag, an dem ich meinen Dienst tue, ob ich wohl am nächsten Tag wieder hingehen soll. Das war übrigens als Schüler schon so. Nun, Oktober ist auch wieder eine große Eierschaukel, bis dahin sollte ich es schaffen. Noch besser, dass meine Aufträge zeitlich begrenzt sind. Manche dort am Katzentisch sind halb so alt wie ich und sehen schon doppelt so verbraucht aus. Das kommt sicher von diesem ganzen Rock’n Roll.
September 5th, 2019 at 20:20
als ich noch studis unterrichtete, hatte ich den eindruck, ich könnte ihnen lacan und derrida das blaue von der fichte erzählen, und würden es, ohne es verstanden zu haben, nachsprechen.
September 5th, 2019 at 21:18
Den Eindruck hatte ich schon als Student. Die Namen sind derweil austauschbar, Hauptsache man nickt sich wissend zu.
September 6th, 2019 at 06:49
Und wenn das Alles verinnerlicht ist dann kann man auch ohne Probleme an einen nachhaltigen Kapitalismus glauben.
“Der Porsche Taycan wird in zwei Versionen verfügbar sein: Turbo und Turbo S.
Sowohl der Turbo als auch der Turbo S können dank den zwei 761 PS-Motoren eine Maximalgeschwindigkeit von 260 km/h erreichen. Dabei kann der Turbo von null auf hundert in 3.2 Sekunden beschleunigen, während der Turbo S dieselbe Leistung in 2.8 Sekunden schafft.
Beide Modelle haben einen eingebauten 93 Kilowatt-Lithium-Ion-Akkumulator, der laut Porsche in 22.5 Minuten bis zu 80 Prozent aufgeladen werden kann. Die volle Ladung des Lithium-Ion-Akkus reicht für rund 450 Kilometer.
„Es ist ein echter Porsche“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Firma, Oliver Blume, bei der deutschen Weltpremiere des weißen Autos. „Doch er ist anders als alles, was wir in den vergangenen 70 Jahren geschaffen haben. Porsche schlägt seinen Kurs in Richtung der Nachhaltigkeit ein.“
Yeah, Greta, nimm das !1!!
September 6th, 2019 at 08:47
Stell dir vor, es ist Schule und keiner geht hin. So sieht´s heut Vielerorts aus.
Früher haben die ewig gleichen Pappenheimer in den Klassen geschwänzt aber die Lehrer waren wenigstens anwesend, wenn auch alkoholabhängig.
Heute sind Schüler wie Leerkörper* vercrystalt oder bekifft und großteils sind sowieso alle wegens der Psyche in Behandlung.
Außer Freitags – da ist gemeinsames Halligalli für die Umwelt.
*) Kein Schreibfehler
September 6th, 2019 at 09:49
Neffe am Tag der Einschulung vergangene Woche: “Alles Lüge. An der Tür zum Unterrichtsraum stand “1. Klasse” und drinnen gab es nur Holzstühle.”
September 6th, 2019 at 10:55
Neffe am Tag nach der Einschulung in der 5.Klasse:
“Heut haben wir eine Nok-Übung gemacht!”
Mutti:”Was ist das denn?”
Neffe:”Na, wenn ein Kind mit einer Pistole durch die Schule läuft und alle Kinder erschiessen will!”
Mutti: *Schluck* “Aha…”
Nichte(grad 1. Klasse):”Mama, kommen bei mir in der Schule auch Kinder, die alle erschiessen wollen?”
Mutti: “Ich brauch nen Schnaps!”
Klassenlehrer hat sich nach der ersten Woche langzeit krank gemeldet. Wahrscheinlich das Vernünftigste.
Ich hatte mich vor zwei Jahren an einem Hamburger Gymnasium als Unterrichtsbegleitung beworben (ich bin neben einigem anderem auch sog. “Heilerzieher”).
Es wurde von mir erwartet mich zu Ferienbeginn entlassen zu lassen und mich arbeitslos zu melden, um nach Ferienende dann erneut eingestellt zu werden. Natürlich hätte ich weniger ALG als Lohn bekommen.
“Sowas ist heut doch ganz normal” war ein Satz der fiel. Ich war in der glücklichen Lage Nein sagen zu können (nicht nur aus oben genanntem Grund).
Aber immer schön “Qualitätssicherung”.
September 7th, 2019 at 10:50
In der Bildung werden die eklatanten Widersprüche zwischen (pädagogischen) Ansprüchen und (ökonomischer) Realität sofort deutlich, ebenso, dass das Gerede von Demokratie und Humanität nichts als leeres Geschwätz ist. Weder ist Mündigkeit gewollt (ist auch in keinem Lehrplan mehr als Ziel formuliert) noch Denken gefordert. Es geht um Anpassung und Konditionierung. Einigermaßen intelligente LehrerInnen können daran nur verzweifeln, ebenso entsprechende SchülerInnen und Studierende. LehrerInnen, die die Vorteile des Lehrerdaseins mit den Urlaubsmonaten begründen (übrigens sind die Sommerferien 6, nicht 8 Wochen) bestätigen doch nur die Klischees von Lehrern und das Bild der Lehrer von den “faulen Säcken” (Schröder).
Inzwischen gibt es genügend Instrumente zur “Qualitätssicherung” des Unterrichts, die allesamt aus dem Managementbereich kommen, über die Qualität aber rein gar nichts aussagen können. Hauptsache die Dokumentation ist lückenlos.
Schule ist immer nur ein Spiegel der Gesellschaft und Herrschaftsinstrument. Die Ideologien mögen sich ändern, aber sie bleiben.
@ klaus baum
Das war echt schon immer so? Du nimmst mir ja noch jedes Fünkchen Hoffnung, dass sich da mal was zum Besseren ändern könnte.
Um dem Beamtenbashing zuvorzukommen: Ich bin nicht verbeamtet.
September 7th, 2019 at 11:36
Das mit der ‘Demokratie’ ist in der Schule nur ein schlimmer Hemmschuh. Sie wurde als autoritäre Behörde aufgesetzt und soll heute eine billige(!) Schmiede für Nützlinge sein. Zwischendurch haben linke Ideologen sie mit diesem Ballast behängt. Kann weg.
September 7th, 2019 at 12:08
Richtig.
Irgendwann wird man über unsere Zeit auch sagen, es habe zu wenige Demokraten gegeben oder besser noch: Die Demokratie sei nicht wehrhaft genug gewesen – wie in der Zeit der Weimarer Republik. Zum Lachen das, wenns nicht so traurig und durchschaubar wäre. Nichts dazu gelernt, auch gar nicht gewollt. War denn Demokratie jemals etwas anderes als ein Deckmäntelchen, um diktatorische Machtansprüche zu verschleiern?
Ich muss in dem Zusammenhang immer an Günter Gaus und seine Aussage “Warum ich kein Demokrat mehr bin” denken.
Kann nicht nur, muss sogar weg, wenns wie gewohnt weiter gehen soll. Das wird doch immer deutlicher.
September 7th, 2019 at 13:06
Im Jurastudium wurde gelehrt: Soldaten, Schüler und Gefangene leben in einem besonderen Gewaltverhältnis. Es besteht Residenzpflicht.
September 7th, 2019 at 18:08
@Frau Lehmann (7)
Das trifft es sehr gut!
Als jemand der täglich im System Schule arbeitet, empfinde ich auch das ganze Gesülze um “Partizipation der Kinder” als pure Realsatire. Die findet immer genau dann ihre Grenzen, wenn Erwachsene das -aus welchen Gründen auch immer- anders sehen.
Letztens: Kinder machen eine große Unterschriften-Aktion, Kuchenverkauf für Teil-Budget, mobilisieren den Förderverein und sprechen auf der Schülervertretung darüber, dass sie sich neue -vor allem saubere- Toiletten wünschen. Sanierung, regelmäßige Reinigung etc. Kommune, Senat und Direktor sagen “Nö sorry, kein Geld da!” Thema erledigt.
Aber ja, “die Partizipation der Kinder muss gefördert werden”, heißt es aus allen schulischen und pädagogischen Ecken.
September 7th, 2019 at 18:44
Die ‘Werte’ dieser ehrenwerten Gesellschaft sind eben hohle Versprechungen, zu deren Einlösung sie aber weder willens noch überhaupt in der Lage wäre. Wo kämen wir denn da…
September 7th, 2019 at 19:12
OT – Und wer kann da mal wieder ‘scheinbar’ und ‘anscheinend’ nicht auseinanderhalten? Diesmal nicht der Püntes – Wette mit mir selbst verloren…
September 8th, 2019 at 11:08
Bin in M/V 2004 nach 9 Jahren als quereingestiegener Gymnasiallehrer entsorgt worden weil die Behörde plötzlich merkte, dass ich einen ausländischen Studienabschluss habe. Ein britischer Englischlehrer warf unterbezahlt das Handtuch (ihm fehle irgendeine Prüfung zur Gleichwertigkeitsanerkennung).
Meiner Mutter, die 40 Jahre Grundschullehrerin war, erzählte eine jüngere, noch tätige, ehemalige Kollegin, ihr sei bei einer Qualifikationsmassnahme von einem Dozenten aus der freien Wirtschaft bedeutet worden, dass MAN nur 6% der schulischen Absolventen benötige. Auf Nachfrage, wie es sich mit den restlichen jungen Menschen verhielte, war die Antwort … “Ameisen”!!! Die vielen anderen Anführungszeichen habe ich mir “gespart”
September 8th, 2019 at 11:22
Unqualifizierte Ausländer unterrichten UNSERE KINDER ???!!!111¹¹!
September 8th, 2019 at 15:05
@15 … unterrichteTEN. Keine Angst! Alles wieder i.O.!!! Meine ehemaligen “Schöler” sind teils heute noch recht froh darüber, dass wir einander damals begegnen durften …. war auch für mich garnicht so dürftig.
September 8th, 2019 at 18:46
@Siro:
Deine Geschichte hat was frei gelegt bei mir.
Muss so 1974 gewesen sein, da kam ein Junge bei uns in die Klasse, dessen Eltern berufsbedingt im englischsprachigen Raum jahrelang unterwegs gewesen waren, damals zuletzt 3 Jahre New York.
Unser deutscher Englischlehrer hatte den Jungen von Anfang an auf dem Kieker. In schriftlichen Tests war natürlich nichts zu löten, aber mündlich holte der sich eine 6 nach der anderen, weil das sei ja kein “Oxford English”, sondern ein “grauenhafter Neger Dialekt”.
Nach einem Jahr hatten die Eltern ein Einsehen und nahmen ihn von der Schule.
Und ich wußte von da an, was ich von Schule zu halten hatte.
September 11th, 2019 at 18:01
Als ich das lehrreiche Missvergnügen hatte gegen Ende der 80er das Berufsvorbereitungsjahr (kaufmännisch) in Siegburg NRW erleben zudürfen,bekam ich die letzten Illusionen weggebrannt!
Ich war als Volljähriger vom Schulamt auf diese Insel der Verzeiflung und Verdammnis gesandt worden weil war ja amtlich!
Und dacht,man könne was lernen,hahahahaha.
Und hatte als einziger die Mittlere Reife von knapp 16 Schülern..denn anderen waren Hauptschüler( 8te Klasse),denen man auf ihren Schulen äh pädagogischen Leeranstalten gesagt hatte,sie könnten einen qualifizierten Abschluss machen…
Boah ey,die sind vielleicht gef…t worden!
Etwas mehr als 20 Wochenstunden Unterricht von denen die Hälfte ausfiel, weil die Schüler untermotiviert waren, weil sie gecheckt haben das sie gef….t waren.
Die Lehrer waren nicht da äh untermotiviert,weil sie wussten,dass sie nicht genügend Schüler zum Belehren hatten…
Diese praktische Erfahrung,total subjektiv und nicht im Nachhinein idealisiert hat mich letzendlich abgehärtet was intelligente Entscheidungsfindung und -durchsetzung im erziehung”wissenschaftlichen” Bereich angeht.
In Bezug auf Deutschland habe ich keine Illusionen.
Mich wundert eigentlich immer wieder wenn mal was vernünftiges aus den Menschen(ver)biegungs äh bildungsinstituten kommt…
Und ich hatte auch noch Lehrer in der Familie…