Update ist Fortschritt, Update macht alles neu, Update ist Sicherheit. Unwissenheit ist Stärke, Krieg ist Frieden und Freiheit ist Sklaverei (wobei letzteres in Bezug auf den neoliberalen Begriff absolut zutrifft). Es entgleitet einem. Es hat mich schon oft genervt, wenn eigentlich intelligente Menschen mir suggerieren wollten, sogenannte "Updates" einer Software sorgten für "mehr Sicherheit". Ja nee ist klar.
Allein auf einer Ebene stimmt das: Die jeweils bekannten und aktuellen Sicherheitslücken werden durch Updates meist gestopft. Nur ist das schon nicht "mehr Sicherheit" wie in "jetzt noch schwangerer", sondern immer noch unsicher. Das größte Problem aber liegt ja ganz woanders.
Mit dem Update kommt ziemlich sicher das Upgrade. Manchmal gibt es das Eine nicht ohne das Andere, und selbst wenn, kennt der Normalverbraucher den Unterschied nicht. Der ist ohnehin von der Industrie auf dumm und gierig getrimmt, kann also gar nicht genug 'Features' bekommen, die die anderen ja auch alle haben. Klicki bunti Emoji wish swish blinki swoosh. Wer weniger hat, ist zweitausendachtzehn.
Von vorgestern
Treten wir einen Schritt zurück und fragen einen aus guten Gründen Konservativen, also mich. Ich weiß seit dreißig Jahren, wie Computer funktionieren und nach wie vor mehr über die Geräte, die ich selbst kaum benutze, als das Volk, das sich regelmäßig vor die Laterne streichelt, weil es Momo nicht gelesen hat. Die Grauen Herren schwärmen nicht mehr selbst aus; sie haben Glasbretter verteilt, in die Massen von Kommunikationszombies ihre Zeit freiwillig einfüllen.
Ja doch, ich schweife ab. Es ist derweil falsch, ich könne meinen Hass auf diese Technik und die soziale Entwicklung, die sie repräsentiert, nicht verbergen. Ich will es bloß gar nicht. Aber zurück zum Thema, das ja auch den guten ollen PC betrifft bzw. seine Datenorganisation. Was soll das?
Was ist die Kernaufgabe des Geräts? Texte schreiben, kommunizieren und lesen. Ggf. Medien verbreiten, womöglich einbinden. Noch gegebenerenfalls (hier sind wir allerdings bei den Profis) solche erstellen. Letztere lasse ich aus Gründen einer gewissen Übersichtlichkeit aus. Schließlich - ebenfalls durchaus auch professionell - die Organisation von Daten im Rahmen des Betriebes.
Leck' mich
Das alles ging schon vor zwanzig Jahren auf einem Niveau, das sich seitdem kaum verbessert hat. Die Geräte bzw. der Datendurchsatz ist deutlich schneller geworden, wir geben uns allerdings die größte Mühe, das durch unsinnige Datenmassen wieder zu kompensieren. Alles wird derweil schwachsinnig komplex, befeuert durch Dilettanten, die nicht mehr wissen, was sie tun und Produkte, bei denen das auch gar nicht mehr möglich ist.
Skripte werden im Dutzend verschachtelt, Code automatisch erzeugt und durch weiteren automatisch erzeugten aufgebläht. Ab und an legt wer Hand an und repariert etwas an einer Stelle, das einem anderen an einer anderen auf die Füße fällt, der dann seinerseits dasselbe in rückwärts bastelt. Projekte werden mit Projekten verzahnt, ohne dass irgendwer einen Überblick hat, und wenn das nach dem tausendsten Update endgültig nicht mehr zu regeln ist, kommt spätestens die nächste Programmversion, mit der das Spiel von vorn losgeht (abgesehen von uralten Bugs, die wie magisch Jahrzehnte überleben).
Dafür kippen links und rechts immer mehr Programme und Geräte über den Rand, die unbrauchbar werden. Noch halbwegs verständlich, wenn sie wirklich veraltet sind und z.B. neuere Technik oder höheres Tempo nicht mitgehen können, offenbar aber auch oft, weil sie nicht sollen. Kauf neu, du User, nutzloses Viech! Nirgends zeigt sich krasser, wie den Leuten Nachhaltigkeit® am Arsch vorbeigeht. Und ehe ich mich jetzt eingehender mit Firefox befasse, belasse ich es an dieser Stelle bei einem Daten sparenden "Fuck You!".
August 3rd, 2019 at 21:18
Henne.
Ei.
Eine Website, die im ollen Netscape (oder, sangwama, Mozilla 1) nicht richtig angezeigt werden kann, ist es inhaltlich zumeist nicht wert, sie zu besuchen. Wer mich mit einer weißen Seite empfängt, der hat meinen Besuch nicht verdient.
Ich höre schon die Einwände: "Aber wie ruf ich dann Mails ab?". Diese Frage, Kollege hypothetischer Trottel, beantworte ich doch gern: Mit einem verdammten Mailprogramm. Deswegen heißen die Dinger ja so. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gehen die Versionen aus den 90ern sogar noch. Warum sollten sie auch nicht?
Und die Entwickler! Entschuldigung, "Entwickler"! Da sitzen Kinderlein vor einem "Texteditor", der im Leerlauf ein Hundertfaches des RAMs meines ersten PCs belegt, und klicken sich ihre Boilerplate zusammen. Wenn die Logik lautet, dass ja eh immer genug RAM da sei, überrascht mich insgesamt nur noch wenig.
Keiner muss Bul- äh, Entwickler sein. Alle glauben, sie wären einer. Es tut so weh.
August 4th, 2019 at 01:29
Dass die verbrauchten Ressourcen ansteigen mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen wundert mich nicht.
Solange die Hardware wächst, wächst die Software. Dagegen hat die Mensch-Software ihre Erden-Hardware an die Grenze gefahren und keiner baut gerade neue Erden. Irgendwann kommt dann Stillstand im Wachstum - wie das geht, ist der Physik egal.
August 4th, 2019 at 07:32
Microsoft kündigt das Ende von Sicherheitsupdates für Windows 7 an und empfiehlt (zwingt sanft) den Übergang auf das offene Scheunentor Windows 10.
In meinem Bekanntenkreis mit vielen in der PC-Welt unbedarften Usern haben fast alle Win 7. Die ersten melden mir, dass sie dann völlig auf dem Schlauch stehen.
Altersrassismus.
https://tinyurl.com/y295vwax
August 4th, 2019 at 07:44
So ist die Natur, blutig an Zähnen und Klauen.
Software wird nicht mehr vom intelligenten Designer geschrieben, und statt der Software-Einzeller in der Ursuppe von einst gibt es komplexe, mehrzellige Organismen wie die Facebook-Qualle.
1994:
https://en.wikipedia.org/wiki/Out_of_Control_(Kevin_Kelly_book)
August 4th, 2019 at 11:11
Diese industriellen Vorgänge als "Natur" zu bezeichnen, ist echt shway.
August 4th, 2019 at 11:21
@altautonomer: Als ich neulich in einem Gymnasium einen PC hochgefahen habe (yo, die haben Computer!!), habe ich mich schlappgelacht, als der Jingle kam - von XP. Irgendwo auf der Strecke ist irgendwer unbemerkt auf der Strecke geblieben.
August 4th, 2019 at 13:56
Da müsste der Sätzzer nochmal kontrollieren, es erscheint mir unlogisch. Könnte natürlich auch an mir liegen.
"Ja doch, ich schweife ab. Es ist derweil falsch, ich könne meinen Hass auf diese Technik und die soziale Entwicklung, die sie repräsentiert, nicht verbergen. Ich will es bloß gar nicht."
"Klicki bunti Emoji wish swish blinki swoosh"
Zu welch schöner Poesie du fähig bist. So einfach und doch so gewaltig.
Ich erstarre in Ehrfurt.
Übrigens der Wald stirbt!
Das wäre an sich keine Meldung wenn die Holzbauern denn wüssten wohin mit dem Holz. Nun bricht der Preis ein und der Steuerdepp ist aufgerufen die Veluste zumindest abzudämpfen. Wo bleibt da bloss das Unternehmerische Risiko, das Reh namens Eigenverantwortung hat sich auch schon ins Dickicht geschlagen.
Übrigens der Wald stirbt!
August 4th, 2019 at 15:35
Wo ist das Problem? Ich kann, aber will nicht.
August 5th, 2019 at 10:42
Zwischendurch nochmal ein bisschen Presseschau, die allfälligen 'Updates' unserer Gesellschaft betreffend. Da meint der Siggi Pop doch glatt, die SPD sei inzwischen 'linker als Die Linke und ökologischer als die Grünen' und dass das nun mal ein Ende haben müsse. Hi-Ho. Die tagesmärchen vermelden derweil, dass sich nun auch ein 'Start-Up-Unternehmer' um den Vorsitzpfosten dortselbst bewerbe. Passt.
Habeck arbeitet an seiner Kanzlerdissertation. Und hier ein paar Hintergründe zur Renditeoptimierung der Gesundheitslandschaft. Der extraktive Kapitalismus löst immer mehr den produzierenden ab. Da geht auch in weiteren Bereichen noch so einiges, wie gehabt unter der Flagge sog. 'Freihandelsverträge'. Dazu hier noch etwas graue Theorie.
Jemand noch Hoffnung...?
August 5th, 2019 at 13:27
Bis auf den Hering nix Neues für mich. Zu dem Klinik-Artikel ist allerdings einmal mehr zu sagen: Wenn du so nen Stil pflegst, kannst du's auch lassen. "Sozialstaats-Kolonialismus als Substitut des Industrie-Exportismus" - dafuq?!
August 5th, 2019 at 15:28
OT: "An dieser Abhörmaßnahme möchte er den Nachweis führen, daß "sich der Geheimdienst- und Überwachungsapparat in der Bundesrepublik verselbständigt" hat, daß "eine parlamentarische oder rechtliche Kontrolle nicht mehr möglich ist".
Günter Wallraff 1979 (aufgrund einer Abhöraktion aus 1974)