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Einer der wenigen, die angesichts des Falls Strache nicht in die kindische Empörung eingestimmt, sondern sondern Zusammenhänge aufgezeigt hat, war Tomasz Konicz. Um ehrlich zu sein, interessiert mich weder Strache, noch finde ich etwas Neues an all dem. Man kann aber hier recht anschaulich erkennen, was der Unterschied zwischen Kritik und deren Gegenteil, Affirmation, ist.

Es sind wie so oft die Massenmedien, deren Produzenten ihre Werke noch ernsthaft als ‘kritisch’ etikettieren, während sie es sich in der tiefsten Affirmation gemütlich gemacht haben. Statt nüchterner Erklärungsversuche mit der gebotenen Distanz zum Gegenstand wird distanzlose Empörung geübt.

Noch ein Einzelfall

Diese Empörung funktioniert nur, weil erstens das Ereignis unter den Hand zur Sensation aufgeblasen wird und zweitens gar nicht erst versucht wird, es in so etwas wie einen Zusammenhang zu setzen. Es muss unbedingt ein Einzelfall sein, ein Unfall, ein Blitz aus heiterem Himmel. Kritik, die mit Recht so heißt, ist aber der Feind solch zusammenhanglosen Tamtams.

Affirmation hingegen will, das alles so bleibt wie es vermeintlich ist, wobei sie so tun muss, als sei eigentlich alles in Ordnung. Die aktuellen Plakate der CDU etwa triefen vor dieser reaktionären Haltung. Weiter gehen nur die ganz Rechten: Deren Weltbild kommt derweil auch noch gewollt ‘kritisch’ daher, weil sie eben nicht bloß wollen, das alles so bleibt. Sie wollen vielmehr, dass es wieder so wird, wie es in kitschiger Verklärung einer beliebigen Vergangenheit angeblich einmal war.

Kritik hingegen ist gegenüber wünschenswerten oder unerwünschten Umständen zunächst grundsätzlich unentschieden. Sie analysiert den Ist-Zustand, vergleicht ihn mit (geschichtlichen) Erfahrungen und fragt danach, wie ein Ereignis in den Rahmen dieser Erfahrungen passt. Nach einem solchen Prozess kann man sich über ‘Strache’ nicht mehr ernsthaft aufregen. Gerade da, wo die Empörung derzeit nicht gespielt ist, ist sie zutiefst unkritisch.

Update: Ich habe in den letzten Satz das nicht ganz irrelevante Wort “nicht” eingefügt.