Und dennoch handelt es sich bei diesem Erklärungsansatz des Krisengeschehens, der in der Dichotomie von Proletariat und Bourgeoisie verbleibt, um ein verzerrtes Bewusstsein, das letztendlich nicht radikal genug ist, um den Krisenprozess adäquat zu erfassen.

Tomasz Konicz

Edit:
Kurzkommentar zum Konicz-Artikel: Konicz weist darauf hin, dass die Marx-Interpretation, die den Klassenkampf im Fokus hat, zu kurz greift. Das ist dann auch hauptsächlich das, was Sozen, die nie Marx gelesen haben, so gern an mir und anderen Marxianern vorbei ‘kritisieren’, weil sie u.a auch hier nicht sinnentnehmend mitlesen.

Unsere Kritik ist ja gerade die am “Real Existierenden” bzw. ehedem existierenden, dass der Leninismus Klassenkamf ohne Feind gemacht hat und dabei nicht einmal der fatalen Dynamik des Kapitals entkommen ist. Die Krux besteht schon in der Lohnarbeit, die ja sowohl Produkt als auch Bedingung des Kapitalismus ist.

Es klingt also paradox, ist es aber keineswegs, dass Sozialismus, Kommunismus oder alles, was in dieser Ideenwelt Aussicht auf Erfolg haben will, sich von der Arbeit als solcher verabschieden muss. Im Arbeiterparadies wird es keine Arbeiter mehr geben, aber vor Paradiesen kann man ohnehin nur warnen. Sie werden von Göttern betrieben, an die zu glauben schon eine bedingungslose Kapitulation darstellt.

Noch ein Edit:
Im Zitat oben hätte man “Dichotomie” gut durch “Gegensatz” ersetzen können, das wäre ggf. sogar treffender gewesen. Es ist demnach also falsch, mit diesem Gegensatz die Krisen zu erklären, mehr noch, und das hat Konicz sehr schön erkannt: Es ist nicht radikal genug. Marx selbst hat schon viel weiter gedacht. Wer ihn also auf den Klassengegensatz reduziert, sollte ihn vielleicht doch einmal lesen.