Und dennoch handelt es sich bei diesem Erklärungsansatz des Krisengeschehens, der in der Dichotomie von Proletariat und Bourgeoisie verbleibt, um ein verzerrtes Bewusstsein, das letztendlich nicht radikal genug ist, um den Krisenprozess adäquat zu erfassen.
Edit:
Kurzkommentar zum Konicz-Artikel: Konicz weist darauf hin, dass die Marx-Interpretation, die den Klassenkampf im Fokus hat, zu kurz greift. Das ist dann auch hauptsächlich das, was Sozen, die nie Marx gelesen haben, so gern an mir und anderen Marxianern vorbei ‘kritisieren’, weil sie u.a auch hier nicht sinnentnehmend mitlesen.
Unsere Kritik ist ja gerade die am “Real Existierenden” bzw. ehedem existierenden, dass der Leninismus Klassenkamf ohne Feind gemacht hat und dabei nicht einmal der fatalen Dynamik des Kapitals entkommen ist. Die Krux besteht schon in der Lohnarbeit, die ja sowohl Produkt als auch Bedingung des Kapitalismus ist.
Es klingt also paradox, ist es aber keineswegs, dass Sozialismus, Kommunismus oder alles, was in dieser Ideenwelt Aussicht auf Erfolg haben will, sich von der Arbeit als solcher verabschieden muss. Im Arbeiterparadies wird es keine Arbeiter mehr geben, aber vor Paradiesen kann man ohnehin nur warnen. Sie werden von Göttern betrieben, an die zu glauben schon eine bedingungslose Kapitulation darstellt.
Noch ein Edit:
Im Zitat oben hätte man “Dichotomie” gut durch “Gegensatz” ersetzen können, das wäre ggf. sogar treffender gewesen. Es ist demnach also falsch, mit diesem Gegensatz die Krisen zu erklären, mehr noch, und das hat Konicz sehr schön erkannt: Es ist nicht radikal genug. Marx selbst hat schon viel weiter gedacht. Wer ihn also auf den Klassengegensatz reduziert, sollte ihn vielleicht doch einmal lesen.
April 27th, 2019 at 12:57
Zum zweiten Edit: leider eine Schwäche von ihm, die sich auch in diesem, ansonsten wirklich guten, Text zeigt: unnötiger Gebrauch von Fremdwörtern, wo es nicht nur ebenso gute, sondern oft sogar bessere Ausdrücke im Deutschen gibt.
Das perpetuiert sich durch’s gesamte Œuvre. :p
April 27th, 2019 at 13:23
Zum 2. Edit – außerdem hätte er statt „Proletariat und Bourgeosie“ besser „Arbeit und Kapital“ geschrieben. Etwas anderes kann nicht gemeint sein.
Ansonsten einer dieser absurd überlängten Texte von Konicz. Ich sollte mich mal dran setzen … macht keinen Spaß bei diesem Subalternen.
April 27th, 2019 at 13:24
Lehren aus der deutschen Revolution III:
Zur Rolle der USPD
April 27th, 2019 at 13:33
Opener “Im Arbeiterparadies wird es keine Arbeiter mehr geben, …“
Hä?
Nee, nur noch Arbeiter!
:-P
April 27th, 2019 at 14:16
Nee, keine mehr. Jetzt du wieder!
April 27th, 2019 at 14:52
@flatter u. @wat.:
“Arbeiter = lohnabhängige Malocher” kann/darf es dann nicht geben.
“Arbeiter = wirkliche Produzenten” wird/muss es dann geben.
Letztere meinte Marx als er über die Pariser Kommune schrieb: „Einmal die Arbeit emanzipiert, so wird jeder Mensch ein Arbeiter, und produktive Arbeit hört auf, eine Klasseneigenschaft zu sein.“ K. Marx, Bürgerkrieg in Frankreich, MEW 17, 342.
April 27th, 2019 at 15:07
Wir haben ja den ewigen Zwist hier darum, was noch Arbeit und was nicht, auch wenn es keine Lohnarbeit mehr gibt. Das ist aber dann mehr Sport als Bildung ;-)
April 27th, 2019 at 15:20
Die Frage, welches dann das gemeinsame Merkmal aller Tätigkeiten sein soll, die man sinnvollerweise zu dem generalisierenden Abstraktum ‘Arbeit’ zusammenfassen kann und sollte, ist epistemologisch aber auch nicht ganz uninteressant. ;)
April 27th, 2019 at 15:29
Das Zeugs aus Pandoras Büchse? Oder doch auch Erdbeeren Pflücken? ;-)
April 27th, 2019 at 19:25
“Arbeiter = wirkliche Produzenten” wird/muss es dann geben.
Und wer bestimmt dann, wer im Boden herum wühlen muss, um Coltan für anderer Leute Smartphones zu fördern oder wird das ein besonders ehrenvolles Ehrenamt?
Vielleicht die alte Lösung, dass Einige wieder gleicher sind als Andere?
April 27th, 2019 at 20:06
Vielleicht gibt es dann einfach keine fucking Coltan-Handys. Kidding me?
April 27th, 2019 at 20:28
Die Handys waren ein Symbol für “Muss”.
Es wird immer Scheixx Arbeit geben, in die man dann Menschen zwingen muss, falls der Versuch statt finden sollte, den “Stand der Technik” aufrecht zu erhalten.
April 27th, 2019 at 20:35
Das ist mit Verlaub kompletter Unfug. Richtig ist, dass nur eine Sklavengesellschaft solche Produkte zum “Stand der Technik” macht und nur der Kapitalismus auch noch permanent neue Nachfrage erzeugt. Als ob jemals so eine Scheiße produziert worden wäre, wenn man die Produzenten gefragt hätte!
April 27th, 2019 at 20:47
Das ist nicht der ‘Stand der Technik’, sondern vielmehr der ‘Stand des Konsums’. Von dem wissen wir aber, dass er sowohl Mensch als auch Natur bereits massiv überfordert.
Aber spielen wir das doch ruhig mal durch. Wenn Bernd dann auch künftig so ein smartes Phone haben möchte, was müsste er tun? Er müsste wohl genügend andere finden, die das auch wollen – und die auch bereit sind, die dafür notwendigen Arbeiten auf sich zu nehmen. Und er müsste dafür natürlich auch selbst bereit sein. Also, Bernd: du!
April 27th, 2019 at 21:25
@Flatter:
Da kommen wir nicht zusammen, weil kein Konsument gezwungen wird etwas zu kaufen, was über den täglichen Bedarf hinaus geht.
Würden die Menschen so handeln, wie es bspw. bei den “Friday’s for Future” von Politikern fordern, wäre die Party morgen vorbei.
@Peinhart:
Da hast du mich wohl falsch verstanden, ich brauche kein Smartphone.
Das für mich einzig vorstellbare “Arbeiter- und Bauernparadies” ist eine Organisationsform wie die großen mittelalterlichen Klosteranlagen, selbstverständlich ohne Hierarchie und den spirituellen Quatsch.
Für eine kontinentübergreifende Verabredung von Einzelpersonen zur Produktion von “Was auch immer” fehlt mir die Fantasie.
April 27th, 2019 at 23:37
“Würden die Menschen so handeln, wie es bspw. bei den “Friday’s for Future” von Politikern fordern, wäre die Party morgen vorbei.” Ja, “würden die Menschen …”, wäre der Mond aus grünem Käse. Ich rede von denen, die gezwungen werden, sich zu Tode zu schuften und denen, die meinen, das wäre cool. omfg
April 28th, 2019 at 10:41
Da hast du mich wohl falsch verstanden, ich brauche kein Smartphone.
Das ändert nichts: jeder, der ein bestimmtes Produkt haben möchte, müsste zumindest prinzipiell bereit sein, sich auch auf allen notwendigen Ebenen an der Produktion zu beteiligen. Dann müsste man die Förderung von Coltan eben so organisieren, dass diejenigen dazu auch praktisch bereit wären. Wenn das partout nicht möglich wäre, müsste man auf das Produkt verzichten. In einer Welt, in der man Leute kaufen kann und die sich auch kaufen lassen müssen, kann man das hingegen ein bisschen ‘großzügiger’ gestalten.
Für eine kontinentübergreifende Verabredung von Einzelpersonen zur Produktion von “Was auch immer” fehlt mir die Fantasie.
In der Praxis wären es wohl eher Kollektive. Da fehlt sie hoffentlich nicht…
April 28th, 2019 at 10:46
Die fehlende “Fantasie” wird leider häufig als Argument in Stellung gebracht, was am Ende heißt, dass es keine Alternative zum Kapitalismus gibt, weil es keine gibt; mehr noch: Das je herrschende Regime wird alternativlos.
April 28th, 2019 at 11:19
eine spannende Diskussion (für mich), zu der ich mal versuchen möchte etwas beizutragen.
Wieso wird denn angenommen, dass es keinen Fortschritt gäbe, nur weil sich niemand freiwillig schwere, gefährliche oder sonstwie ungeeignete Arbeit antun möchte und muss?
meiner Meinung nach wäre das ein Fortschrittstreiber ohne Gleichen, da so Alternativen entwickelt werden, wie z.B. Smartphones ohne Coltan und anderes seltenes Zeugs gebaut werden können.
April 28th, 2019 at 11:25
Wobei obendrein ja jeder Verteidiger der Alternativlosigkeit noch obendrein ‘Fortschritt’ grundsätzlich dem Kapitalismus zuschreibt. Ohne den gäbe es ja nichts. Keine Technik, kein Wasser, keine Sonne. Allein dass immer wieder diese verfickten Sreichelbretter als absolutes Muss verkauft werden, ist doch komplett krank.
April 28th, 2019 at 11:27
Am Rande: fefe hat recht, exakt das habe ich gerade gestern auch gedacht.
edith: Die anderen können aber auch. Ich habe gerade das Plakat der ‘Grünen’ gesehen: “Wer den Planeten retten will, fängt mit diesem Kontinent an“. Genau, das geht auch mit “Deutschland” statt Europa, also “Land” statt kontinent. Mit Typen wie Kretschmann und Palmer geht bestens auch rechtskonservativ und national. Beliebersterpolitiker® ist derweil der schnieke Habeck. Vorn Kleiderständer, dahinter die Hardliner. One size fits all.
April 28th, 2019 at 12:08
Vielleicht hab ich da auch was nicht kapiert. Mir ist das jetzt mal völlig Wurst, ob es um Streichelbrettchen oder andere Stände der Technik (z.B. in der Medizin) geht. Das wird sich in einer klassenlosen Gesellschaft nicht erhalten lassen, nicht mal ansatzweise. Falls irgendwann Reste unserer Population mit Grabstock und Steinmesser rumlaufen und sich das Bewusstsein erhalten haben, dass das reichen muss, dann haben wir ziemlich Glück gehabt. Warum soll das auch nicht reichen? Gab es schon mal, ging auch lange gut. Und eskaliert ist das nur unter Übermut möglich machenden Umweltbedingungen, welche nach der derzeitigen Kohlenstofforgie ja nicht mehr zu erwarten sind.
Für uns ginge es doch einzig nur darum, wie wir das Sterben des Kapitalismus mit seiner zugehörigen Massengesellschaft gestalten. Das zu vermitteln scheitert bei mir aber leider zu 100%, selbst im privatesten Umfeld. Ist ja aber auch nicht einfach und die Nummer mit Warenfetischismus und derlei kryptischem Zeugs (ja sorry, Marx ist für Normalbürger kryptisch) scheint mir dabei in keiner Weise hilfreich. Wie kriegen wir denn Frieden in dieses Sterben???
April 28th, 2019 at 22:14
“Das wird sich in einer klassenlosen Gesellschaft nicht erhalten lassen, nicht mal ansatzweise.”
Warum nicht?
April 29th, 2019 at 03:45
Hallo Wat.
:)
Nein, das sind basisdemokratisch organisierte, kreativ tätige Produzenten, Arbeiter klingt uncool.
Duck und weg ….
:p
April 29th, 2019 at 09:42
Radikale Linke glaubten, das 20. Jahrhundert sei die Epoche der sozialistischen Revolution. Tatsächlich setzte sich weltweit die bürgerlich-kapitalistische Herrschaft durch.
April 29th, 2019 at 10:03
@L´Andratté
Für den heutigen Stand der Technik reicht mal ein kleiner Kurs in der Abendschule nicht aus. Es bedürfte da schon eines Menschen neuen Typs, um sich den Aufwand ohne Entfremdung antun zu können. War schon mal im Gespräch – kam dann aber doch nicht. Wenn ich mir beispielsweise ein Krankenhaus der Maximalversorgung hinstellen will, wäre das sehr viel Arbeit – die aber ihren Aufwand nicht wert ist. Oder wo/wann wäre für dich genug? Wenn’s nie genügt, haben wir wieder Kapitalismus. Oder so…
April 29th, 2019 at 12:10
Progressive Capitalism – an Oxymoron. Über den ‘Durchmarsch’ des Kapitalismus und die Unmöglichkeit seiner Zähmung:
Unlike 1949, in 2019, none of Stiglitz’s ‘progressive’ measures are possible. Indeed, radical change is now probably only possible with ‘workers’ power’ and if that became a reality we could move beyond such measures to real democratic control of the economy, by replacing capitalism, rather than ‘saving it from itself’.
April 29th, 2019 at 12:19
@Lycalopex #26:
Wenn ich mir beispielsweise ein Krankenhaus der Maximalversorgung hinstellen will, wäre das sehr viel Arbeit – die aber ihren Aufwand nicht wert ist. Oder wo/wann wäre für dich genug?
Beim medizinisch Notwendigen.
April 29th, 2019 at 13:11
@Harold
..und medizinische Notwendigkeit ist ja bekanntlich keine Naturkonstante.
Wie sich Notwendigkeiten jenseits von Lohn- und Profitabhängigkeit entwickeln, ist heute sicherlich noch nicht recht absehbar. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass wir dann alle das gleiche weitermachen, was sich bei gleicher technischer Zielsetzung quasi erzwingen würde. Technisches rangieren in der Bedürfnishierarchie des Menschen dann doch eher weiter hinten. Und gesundheitlich lässt da sauberes Wasser ein KH der Maximalversorgung sehr weit hinter sich. Ach, ist heute alles wieder arg grob geschnitzt .. ;)
April 29th, 2019 at 14:37
@27
Michael Roberts ist ein Großer.
April 29th, 2019 at 17:14
Ich fand den Artikel grottig.
1) kompliziert geschrieben
2) viele Falschaussagen
3) Marx falsch zitiert (siehe Ware und Fetischismus bei Marx, bei TP dann Kapitalismus und Fetischismus)
Klingt wie, wollte mal was sagen, was die anderen total beeindruckt.
April 29th, 2019 at 17:30
Zum Marx-Teil: Marx war kein Wahrsager und kein Historiker. Aber wenn man schon Marx kritisiert, dann doch bitte gerade nicht damit, dass er nicht Ware und Tauschwert kritisiert hat.
Worin Marx sicher etwas über die Stränge geschlagen hat, dass er aus einem Sachverhalt alle anderen Sachverhalte ableitet. Der Kapitalismus determiniert alles andere.
Dabei wird ja reiner Kapitalismus nirgendwo praktiziert. Die Existenz von Staaten mit Staatsbetriebe, staatlicher subventionierter Gesundheitssektor, Arbeitslosengeld usw. spricht in der Praxis für ein deutlich komplexeres Gefüge, als es Arbeit gegen Kapital dargestellt wird.
Der Staat bildet im Kapitalismus offensichtlich einen eigenen Standpunkt aus, der auch umkämpft ist. Da gibt es dann Leute im Staat, die ein kapitalistisches Geschäft kaputtmachen, z.B. durch Sanktionen. Wie kann man sich Sanktionen erklären, wenn doch die geschlossene Kapitalfraktion in einer Abstimmung dagegen wäre?
April 29th, 2019 at 19:46
Jawoll, Marx ist schuld, warum hat er nicht viel länger gelebt und sein Werk fertig geschrieben.
Außerdem kann ich mich dunkel erinnern, dass Marx die Rolle des Staates hier und da angesprochen hat, evtl. nicht im “Kapital”. Das hinterließ er halt als seine “9. Sinfonie”.
Hat jemand schon die noch unveröffentlichten Papierberge in einen stimmigen Zusammenhang gebracht? Ich hatte mir vor kurzem die “Spurensuche” von Franz-Josef Land angetan, immer noch über 800 Seiten, da wurde das auch thematisiert.
April 29th, 2019 at 20:21
@osch@d: Das, was du offenbar als ‘reinen Kapitalismus’ aufgefasst haben möchtest, wäre schlicht nicht lebensfähig. Ohne die ganzen institutionellen Notbremsen und Stellschrauben – und den gewaltsamen Schutz des Eigentums – würde das Gebilde innert kürzester Zeit zusammenbrechen bzw in Revolten untergehen. Siehe zB auch hier. Und hast du evt schon mal den Ausdruck ‘ideeller Gesamtkapitalist’ gehört? Um die ganzen Widersprüche mehr recht als schlecht unter der Decke halten zu können, muss der Staat natürlich einen ‘eigenen Standpunkt’ ausbilden. Und es gibt auch keine ‘geschlossene Kapitalfraktion’, vielmehr Hauen und Stechen gerade auch in derselben. Und auch das muss ein Staat zumindest versuchen zu moderieren. Kann man alles so auch schon bei einem gewissen Marx nachlesen.
Zieh dir den Schuh mal schön selber an. Ist ja grottig.
April 29th, 2019 at 20:26
Im übrigen geht der Kapitalismus jetzt offenbar auch zur Käfighaltung über.
April 29th, 2019 at 20:52
Das hier finde ich konsequent. Endlich ist Schluss mit dem moralisierendem Gequatsche: Amazon: Entlassung von Paket-Packern ist komplett automatisiert
[..] Wie aus einem Papier hervorgeht, das von Anwälten des Konzerns verfasst wurde und das dem US-Magazin The Verge vorliegt, wird quasi die Produktivität jedes Mitarbeiters in den Logistikzentren von einem System mitgeschrieben und ausgewertet. Und dieses liefert dann keineswegs nur Berichte, sondern verschickt automatisiert auch Abmahnungen und Kündigungen an Beschäftigte, die ihre Quoten nicht erfüllen. Immerhin, so führt man seitens des Unternehmens ins Feld, könne ein Manager die Entscheidung des Systems noch mit einem Veto abändern. [..]
Amazon erklärte in der Sache, dass die Kündigungen keinesfalls automatisch sofort herausgehen, wenn mal jemand nicht im Plan liegt. Die Quoten würden ohnehin nicht willkürlich nach oben gesetzt, sondern erst dann, wenn 75 Prozent der Beschäftigten in einem Logistikzentrum sie bereits erreichen. [..]
Das muss dieses “Industrie 4.0″ sein, von dem sie …
April 29th, 2019 at 21:05
Den Fortschritt in seinem Lauf…
April 29th, 2019 at 21:10
@35
Ist doch prima, Schuhschachtel für >1000 $ im Monat, wird vielleicht bald auch hier das neue Baukonzept.
April 29th, 2019 at 21:13
Next little thing: Laut der Zeitschrift „Technology Review“ (Ausgabe 2/2019) testen zur Zeit Unternehmen, wie man Sprache und Stimme des Anrufers [eines Call-Centers] analysieren kann, um mit Hilfe einer mitlaufenden Software ein Persönlichkeitsprofil von ihm zu erstellen. Das würde dann unter anderem bestimmte Persönlichkeitsmerkmale sowie ein emotionales Profil enthalten. Anschließend könnten diese Daten gehandelt werden. Beispielsweise um Werbung passgenau auf die betreffende Person zuzuschneiden oder sie bei anderen Entscheidungen zu beeinflussen, beispielsweise vor Wahlen. (_)
Es geht voran!
April 29th, 2019 at 21:21
Franz Schandl bei den streifzuegen über einen politischen aufruf vulgo plaudereien “eine(r) dekorierte(n) Mitarbeiterin der Indoktrinationsbrigaden der Scientific Communities” – hier:
„Warum wollen Menschen arbeiten?“ (S. 181), fragt Herzog. – Wollen sie? Also ich will dezidiert nicht.
April 29th, 2019 at 23:32
Lohnarbeit – nein danke.
Arbeiten an sich – ja.
April 30th, 2019 at 00:38
Ich denke, man sollte Schlüsse nicht in der Luft stehen lassen: dass reiner Kapitalismus nicht funktioniert (übrigens ein Wink hiermit an die Anhänger anderer reiner Lehren), heißt aber gerade nicht, dass sich ein Kapitalist einen Staat an sich wünscht.
Wenn diese sich einen Staat wünschen, dann wäre ja immer noch die Frage, was dieser tun soll und wie jeder einzelne Kapitalist sicherstellt, dass dieser Staat genau immer das tut, was man von ihm will.
Das klingt fast wie eine Utopie, die nur noch eintreten muss.
Frau Merkel sägt Atomkraftwerke ab, fertig. Nix Kampf der Kapitalisten, der moderiert werden müsste. Merkel sanktioniert mit russische Absatz(!)märkte. Welcher Kapitalist hatte denn da bitte was gegen?
Natürlich gibt es genauso Standpunkte in einer Regierung die 1:1 aus dem Entscheidungshelfer von Lobbyisten. Das gibt es aber nicht nur.
Worin sehen denn die Staaten ihren Auftrag? Für Ordnung sorgen (keine Aufstände, Kriminalität im überschaubaren Maße), ihre Konkurrenten um Rohstoffe oder Absatzmärkte kleinhalten oder an die Leine nehmen. Arbeiter zur Mehrung des Kapitals bereitstellen – das gehört wohl alles dazu.
Sie kämpfen mit ihrere Wirtschaftskraft mittelbar und unmittelbar gegeneinander. Erpressungen auf wirtschaftlicher Ebene kann es nur geben, wenn es dem anderen mehr schadet als einem selbst. Also ist Globalisierung demzufolge erst mal der Wunsch des vernetzenden Macht zu erringen. Siehe Deutschland und EU gegen Frankreich und EU.
Für den Staat ist die Wirtschaft ein Werkzeug. Für die Wirtschaft ist der Staat ein Werkzeug. Beide Werkzeuge bedingen sich gegenseitig, dennoch haben sie eigene Standpunkte/Schwerpunkte.
Dann haben wir noch die Massenmedien, die eine eigene Dynamik entfalten. Sie wechselwirken mit Staat, Wirtschaft nochmals.
Ich kann das vielleicht nochmal so herum sagen: es gibt verschiedene Machnetzwerke, die sich wechselseitig manchmal stärker, manchmal schwächer durchdringen.
Erst wenn Machtzentren sich verbünden, dann passiert was. Diese Machtzentren zu durchleuchten, ihre Arbeitsweise und ihre Störanfälligkeiten – das muss man tun, wenn man dem System mal den Stecker ziehen wollen.
Ich hab auf der konkreten Ebene noch nicht gehört wie das geht.
April 30th, 2019 at 01:39
Dazu braucht es erst mal eine Menge Leute, die entschlossen sind, den Stecker zu ziehen. Eine Handvoll Hasardeure würde ich da nicht gerne am Werk sehen.
April 30th, 2019 at 07:08
OT: Der geplünderte Staat und der “Seegen” der ÖPP.
http://www.3sat.de/page/?source=/ard/sendung/178884/index.html
April 30th, 2019 at 10:13
@renée – Arbeiten an sich – ja.
Die Frage in #8, was ‘Arbeiten an sich’ denn heissen soll, war durchaus ernst gemeint, trotz Zwinkerich. Nimmt man das Abstraktum weiterhin einfach so hin, so erscheint auch eine künftige Gesellschaft als eine, in der man weiter einerseits ‘arbeiten geht’, andererseits ‘lebt’. Was wäre damit gewonnen? Und bleibt, was solchermaßen hergestellt würde, nicht auch irgendwie eine Ware, selbst wenn sie ‘kostenlos’ verteilt würde? Wäre das dann nicht weiterhin plumper Konsumismus, nur irgendwie basisdemokratisch verbrämt? Und wieviel Fremdbestimmung liegt eigentlich im Begriff der ‘Arbeit’?
Hiermit fordere ich: die Arbeit von der Arbeit befreien!
Mai 1st, 2019 at 03:42
Ja, was ist Arbeit, entweder ist es möglich, dass jeder unter diesem Begriff das selbe versteht, oder man wird sich ewig darüber streiten können. Da es – auch ohne Konsumismus – für verschiedene Produktionen nicht ohne Arbeitsteilung funktioniert, wird sie auch irgendwie organisiert werden müssen. Oder plädierst du für Urzeitkommunismus, mit allem Komfort? Ich jedenfalls möchte möchte mir meine Behausung nicht autonom selber schnitzen müssen, von so Vorteilen, die ein moderner Zahnarzt bietet, gar nicht zu reden.
Ich nenne mal das Beispiel meines Vaters, der hat 8 Stunden im Stahlwerk gearbeitet und zu Hause dann nochmal ca. 6 Stunden fast die gleiche “Arbeit” in seiner Werkstatt und am Wochenende meistens auch noch. (Ich kenne noch ein paar weitere, vielleicht mit nicht ganz so viel Heimarbeit. Ich selber brötchel aber auch gerne was Handwerkliches.)
Also, die Tätigkeit an sich war in etwa gleich. Erkläre mir mal den Unterschied zwischen Arbeit und Arbeit. Welche Nicht-Arbeit stellst du dir denn vor? Gibt es einen Begriff dafür?
Vielleicht bin ich ja vorbelastet, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das “Schlaraffenland”, wo man nur faul herumliegt, ein erstrebenswerter Zustand ist.
Mai 1st, 2019 at 09:06
@renee:
Genau das ist der springende Punkt, allein die Herstellung des Stuhls eines Zahnarztes muss koordiniert und unter zeitlichen Vorgaben erfolgen.
Ansonsten könnten schlichtweg benötigte Bauteile bereits korrodiert sein.
Wie bitte soll dass ohne Zwang, und sei es nur die Ausübung verbalen Drucks, funktionieren?
Arbeitsteilung verlangt Koordination und übt unmittelbar Zwang aus.
Entweder die Gesellschaft wird klassenlos oder sie erhält die Arbeitsteilung.
Beides gleichzeitig geht nicht. Entweder lernen die Menschen zuerst ohne Hierarchie auszukommen auf einfachster ökonomischer Basis und entwickeln darauf etwas völlig Neues oder die Arbeitsteilung bleibt erhalten und man versucht dann sukzessive die Hierarchie abzubauen.
So sieht das Kapital die klassenlose Gesellschaft
Mai 1st, 2019 at 09:45
Im Kino: STREIK von Stéphane Brizé
Mai 1st, 2019 at 10:07
@renée – Es geht bei dem Schlagwort ‘Abschaffung der Arbeit’ bzw ‘Befreiung von der Arbeit’ um den Begriff – und keinesfalls um irgendein ‘Schlaraffenland’ oder die Behauptung, es sei künftig kein ‘tätiger Stoffwechsel mit der Natur’ mehr nötig. Die Beschäftigung mit dem Begriff halte ich deshalb für sinnvoll oder vielmehr geradezu geboten, weil seine unkritische Beibehaltung meiner Meinung nach von vornherein ein Bild von ‘Leben und Arbeiten’ impliziert, das uns in industriellem Produktivismus und Konsumismus festzuhalten droht.
Es geht im Kern eben um die Frage, was aus einer beliebigen Tätigkeit ‘Arbeit’ werden lässt und eine andere nicht. Und ob wir nicht von vornherein ganz anders denken, wenn wir diesen zweifelhaften Sammelbegriff nicht verwenden, sondern uns statt dessen die einzelnen konkreten Tätigkeiten ansehen und uns fragen, wie wir die jeweils organisieren wollen.
@BerndH60 – Arbeitsteilung verlangt Koordination und übt unmittelbar Zwang aus.
Stimmt. Und die Frage ist, ob und wie wir das so organisieren können, dass es dabei nicht zu Herrschaftsstrukturen kommt. Auch kein Anarchist leugnet die Notwendigkeit von Organisation, Koordination oder meinswegen auch ‘Führung’. Diese Funktionen bedingen aber erst dann so etwas wie Herrschaft, wenn ihnen Zwangsmittel in die Hände gelegt werden. Die Frage ist also einerseits, wie wir diejenigen auswählen, die diese Funktionen übernehmen sollen, und andererseits ob und welche Zwangsmittel sie ggf erhalten sollen.
Das heisst beispielsweise: wenn ich zusage, bei einem Projekt mitzumachen, dann akzeptiere ich auch die Notwendigkeiten, die sich zB aus der Arbeitsteilung ergeben – ich bin zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort und bereit, bestimmte Tätigkeiten auszuführen. Was passiert, wenn ich nicht erscheine? Und vielleicht lohnt ein wenig Meditation über den alten – und durchaus ‘umstrittenen’ – Satz, Freiheit sei die Einsicht in die Notwenigkeit.
Aber eben beileibe auch nicht in jede angebliche: ist es wirklich notwendig, dass die Förderung von Coltan so beschissen organisiert ist? Und wenn dem so ist, sollten wir dann nicht die Notwendigkeit des Produkts hinterfragen, für das wiederum Coltan notwendig ist? Wer oder was bestimmt denn heute, hier und jetzt über ‘Notwendigkeiten’ und ihre konkrete Ausgestaltung und wie wollen und können wir das in Zukunft bitte etwas weniger wahnsinnig und selbstzerstörischer gestalten? Danke.
Mai 1st, 2019 at 11:40
Was in #47 als “Zwang” auftritt , wird fröhlich mit Notwendigeit vermischt und sucht sich dann solche Argumente: “Ansonsten könnten schlichtweg benötigte Bauteile bereits korrodiert sein.” Ja nee ist klar, wenn nicht Sklaven ein Produkt zusammenwerkeln, rosten die Schrauben und machen einen “Zahnarztstuhl” unmöglich. omg
Wo war etwa der Zwang, als Bauern säten und ernteten, ihr Zeugs zum Müller fuhren und der das Mehl dem Bäcker übergab? Da muss doch die unsichtbare Hand des Marktes die Peitsche geführt haben!
“Zwang” ist die kompromisslose Herrschaft von Menschen über Menschen bzw. die des Systems über alle. Ich will z.B. dass es gute Musikinstrumente gibt, also werde ich mich ganz selbstverständlich mit Eifer dafür engagieren, dass es welche gibt und wenn ich dafür fucking Drähte aufwickeln muss (Grüße an Abigail und Josefina). Wer allerdings meint, ich mache das morgens um sieben, kann mich mal. Ein Beispiel. Das Wichtigste ist aber, dass es längst von allem mehr als genug gibt. Wir brauchen davon weniger, besser, haltbarer und reparabel. Das bisschen ‘Arbeit’, das für solchen Luxus nötig ist, werden genügend Menschen freiwillig leisten. Ich arbeite dann sogar für drei Schmarotzer® mit.
Mai 1st, 2019 at 12:48
Ich habe den Begriff ‘Zwang’ an der Stelle erstmal hingenommen, weil man da tatsächlich von so etwas wie ‘Sachzwang’ sprechen könnte. Ich hoffe aber ausgeführt zu haben, das auch ein solcher ‘Sachzwang’ gestaltbar ist bzw gestaltet werden muss. ;)
Etwas abseits: eine ungewöhnlich wirre Konfusion bezüglich der Begriffe Organisation, Führung, Herrschaft, Macht und Anverwandtes bietet auch diese Seite, die wieder einmal darlegen will, warum Kommunismus, Anarchismus und Sozialismus ‘wider die menschliche Natur’ seien.
Mai 1st, 2019 at 14:26
Auch nicht schlecht – ein Klappentext des Rowohlt-Verlags:
Der Kapitalismus ist folgenreich wie wenige andere Ideen, und wir entkommen ihm nicht, nicht mal in der Verweigerung. Ihm liegt weder ein böser Wesenskern zugrunde, noch ist er die Summe missliebiger Begleiterscheinungen unseres Gesellschaftssystems. [Das Buch] zeigt den Kapitalismus als immerwährende Revolution – als eine Bewegung ständiger Innovation und Neuerung, die so gut oder schlecht ist, wie wir sie gestalten. Der Kapitalismus ist und war schon immer das, was wir aus ihm machen.
Ok, jetzt aber genug gelacht für heute…
Mai 1st, 2019 at 20:48
Dann gibt’s zur Strafe jetzt noch einen: Freies Fleisch für freie Bürger. Nach dem Titel hatte ich eigentlich eine bitterböse Satire erwartet…
Mai 2nd, 2019 at 00:41
@49
Dann schlage ich – wie schon einmal – das schöne saarländische Wort “schaffen” vor. Arbeiten ist dort mittlerweile die Bezeichnung für das, wofür man Lohn bekommt, alles andere ist schaffen. Das Wort arbeiten kam erst in der Schule in meinen Wortschatz.
Mai 2nd, 2019 at 00:48
@50
“Wer allerdings meint, ich mache das morgens um sieben, kann mich mal. Ein Beispiel. Das Wichtigste ist aber, dass es längst von allem mehr als genug gibt. Wir brauchen davon weniger, besser, haltbarer und reparabel. Das bisschen ‘Arbeit’, das für solchen Luxus nötig ist, werden genügend Menschen freiwillig leisten. Ich arbeite dann sogar für drei Schmarotzer® mit.”
Ebend!!!
Wenn der Systemzwang mit seiner zu verinnerlichenden Peitsche weg ist, würde ich mich sogar ab und zu freiwillig in die Kanalarbeiterbrigade einreihen, solange dies nicht anders geregelt werden kann.
Mai 2nd, 2019 at 01:00
@53
Sadist!
Mai 2nd, 2019 at 15:38
Yo, @53: Ich würde dir gern die Lebenszeit, die mich der Versuch eines Überfliegens gekostet hat, in Rechnung stellen. Nicht mal diagonal lesend konnte ich die Augen offen halten bei diesem kreuzlangweiligen Gefasel. Habe eben mal die letzten Absätze gekostet, und dann wird in einem Massaker von Kontextmord auch noch ausgerechnet Oscar Wilde ‘zitiert’? Dum musst uns ja was hassen …
Mai 2nd, 2019 at 16:23
Bitte bitte, gern geschehen. Ihr kennt ja meine Vorlieben. :p
Mai 2nd, 2019 at 16:33
Erhöhe auf “Perverse Sau, perverse Sau!”
Mai 2nd, 2019 at 16:41
Oh ja, gib mich mehr!
Mai 3rd, 2019 at 02:49
OT, aber das müsst ihr sehen, vielleicht geht die menschliche Entwicklung gerade in DIE Richtung:
https://twitter.com/RT_com/status/1124025765052407808
Die Ähnlichkeit mit lebenden Menschen ist vielleicht nicht beabsichtigt, aber frappierend. Einerseits zum Schlapplachen, andererseits gruselig.
Gib dem Affen Smartphone!
Mai 3rd, 2019 at 10:10
Diese Kühnert-Diskussion ist auch wirklich interessant und nett verräterisch:
Das Wirtschaftsforum der SPD rückte Kühnerts »Scheindebatten« zurecht: Mit dem Godesberger Programm habe die Partei Sozialisierungen eine klare Absage erteilt. Gerechtigkeit werde nicht über Enteignungen, sondern über Wirtschaftswachstum hergestellt. (_)
Woraus man ja dann messerscharf schliessen müsste, dass wir es seit Jahrzehnten mit einer schrumpfenden Wirtschaft zu tun haben…
Mai 3rd, 2019 at 11:44
Die spd hat ein eigenes Wirtschaftsforum? Das hätte ich jetzt nicht gedacht.
Mai 3rd, 2019 at 13:06
Das versuche ich seit Jahren den Leuten klarzumachen, aber fast alle faseln den Scheixx von der “Natur” des Menschen nach, wie es ihnen die Propaganda vorgibt.
https://www.heise.de/tp/features/Das-verzerrte-Menschenbild-im-Kapitalismus-4411992.html