Warum gibt es in dieser Welt kaum ein Dutzend Menschen, die in der Lage sind, Texte zu verstehen und sich dann sinnvoll darüber öffentlich zu äußern? Mit “Texte” und “verstehen” meine ich dabei nicht einfach, dass man den Inhalt korrekt wiedergeben kann, sondern im Zusammenhang den Inhalt, den Stil, die Hintergründe und vor allem die Rahmenbedingungen berücksichtigt, unter denen ein Text zustande kommt.
Es ist so erbärmlich, dass schon die überwiegende Mehrheit der ‘Leser’, die sich nach erfolgloser Lektüre dazu aufschwingen, ‘Autoren’ sein zu wollen, den Unterschied zwischen einem Satz und einem Absatz nicht erkennen. Sie sind völlig blind für die Unterschiede zwischen Texten, in denen ein Zusammenhang dargelegt wird, Texten, die einem bestimmten Produktionsweg folgen und etwa dahergerotzem Gequatsche, das halt irgendwer aufschreibt. Für sie sind offenbar die einzig relevanten Kriterien: ist irgendwo nachzulesen und hat eine gewisse Anzahl von ‘Lesern’.
Könnte man wissen
Nur so konnte es geschehen, dass eine Arena für Trolle, Dogmatiker und Vollidioten anderer Art zur meistzitierten Textsammlung der Gegenwart wurde. Dabei könnte einem schon auffallen, dass wie Milch und Zucker, heiß und kalt oder Gin und Tonic, die Kombination “Twitter” und “Empörung” längst unzertrennlich ist.
Man kann ja über den klassischen Journalismus sagen, was man will, aber aber selbst der schlechteste Bericht, der blödeste Kommentar oder die Fußballergebnisse aus der Kreisliga bieten mehr Inhalt und Kontext als als das Gemecker und Gepose ‘auf Twitter’, was ja schon in der Absicht der jeweiligen Äußerungen liegt.
Hastenichgehört
Man stelle sich vor, jedes Wort, vor allen die unachtsamen, die wütenden und die besoffenen, die man im Leben so von sich gibt, würden sämtlich aufgeschrieben und veröffentlicht. Sodann kämen die Geier angesegelt, pickten die sensationellsten heraus und zögen dann auch noch ‘Schlüsse’ aus diesen Auswürfen menschlicher Unzulänglichkeit!
Vor allem Letzteres nervt mich zunehmend: Nicht nur, dass das dümmste Gelalle zweit- und drittverwertet wird; die vermeintlich ach so überlegenen Kommentatoren haben es dann schon immer gewusst und beglücken ihr Auditorium mit den großartigen Erkenntnissen, die sie aus den Untiefen der Jauchegrube schöpfen. Als letztes Glied in der Kette stehen schließlich die Schwachmaten der dritten Ableitung, die das auch noch feixend konsumieren. Verschont mich damit. Bitte!
April 23rd, 2019 at 18:30
Verehrter Duke oder flatter oder Herr Dr. phil.,
erst ein idiotisches Thema über „Gut und Böse“, jetzt die larmoyante Klage über die Twitterei.
Wo wird die Klage „alles Schwachmaten außer Flatter“ enden? Vielleicht solltest du in der Berliner Botschaft von Ecuador um Asyl bitten.
April 23rd, 2019 at 19:18
Jaja.
April 23rd, 2019 at 21:07
Angesichts der unglaublichen Flut an Informationsmüll mag ein wenig Larmoyanz durchaus angebracht sein. Twitter ist ja nur ein Beispiel, wenn auch sicherlich ein herausragendes. Die Verwandlung unserer Gehirne in pazifische Plastikstrudel bleibt nicht ohne Folgen. Denen man aber auch nicht entgeht, wenn man nur selbst verschont bleibt.
April 24th, 2019 at 01:04
Weiß nicht ob’s passt, neues Wort gelernt:
Qualitätspropaganda.
….
Ich folge nur Qualitätsgezwitscher. Ächt, gibt’s, Dummschwaller werden rausgehalten, so bei 3 – 5 guck ich manchmal rein wegen interessanten Links.
Aber man kann bestimmt ohne FB & Co. glücklich(er) leben.
April 24th, 2019 at 06:15
@flatter
Du klassifizierst Dich selbst als Versteher indem Du andere als Nicht-Versteher klassifizierst. Oder anders gesagt:
Du klassifizierst Dich zum Guten indem Du andere zu den Bösen klassifizierst. Anders geht das ja nicht.
Du bist der Spalter!
Und bist dabei ausserdem eine Marionette der Evolution, die schön brav den eingeprägten Kampf Gut gegen Böse ausführt.
April 24th, 2019 at 06:36
Irgendwann landete auf meinem Smartphone ein Schwarz-Weiß Foto aus den 1960ern.
Abgebildet war die Front eines Mehrfamilienhauses auf dessen Balkonen sich die Menschen über die Balkone hinweg miteinander unterhielten.
Bilduntertitel:”Whats-App Gruppe 1969″.
April 24th, 2019 at 07:35
Ich bin ja ganz ähnlich wie flatter, jahrzehntelanges Gedankenwälzen. Grübelwahn nannte das mal eine Therapeutin. Nicht nur deswegen habe ich feynsinn als Garten für eine seltsame aber vielversprechende Frucht ausgewählt, die ich überaschend beim Grübeln fand, und die ich ja schon im Beitrag “Gut und Böse: Eine Idiotie” dargestellt habe.
Ich werde jetzt jedesmal, wenn flatter oder einer der anderen hier Leute klassifiziert, ihn zu Recht einen Spalter und eine Marionette nennen, so wie ich das gerade mit flatter gemacht habe. Wenn flatter mich sperrt, wäre das eine moralische Bankrotterklärung, die er sich mit seiner hochentwickelten Moral vor sich selbst nicht leisten kann.
Das ist ein anderer Grund warum ich feynsinn gewählt habe: Nur hier kann es, wenn überhaupt funktionieren, bei flatter und seinem Publikum, bei Leuten mit hochentwickelter Moral, die das nicht einfach ignorieren können.
Das möchte ich sehen, wie ihr dann noch morgens in den Spiegel sehen könntet, als überführte Spalter, als überführte Böse.
Der wichtigste Grund für feysinn ist jedoch, dass ihr hier Leute seid, die schon seit längerem etwas Neues suchen, eine neue Lösung. Und keine finden.
Bitte, hier habt ihr eine. Die neue duale Moral, die verbietet ein guter Mensch sein zu wollen, die verbietet zu klassifizieren, die der dualen Natur des Menschen Rechnung trägt. Nicht das was ihr euch vorgestellt habt, aber wir werden sehen ob es funktioniert.
Jedesmal komme ich jetzt und klopfe euch auf die Finger wenn ihr Leute klassifiziert. Jedesmal. Bis ihr kapituliert oder die Welt verändert.
April 24th, 2019 at 08:15
Seneca sagt: “Alle Menschen werden Brüder!” – und wer das nicht sieht, ist ein überführter Dualist und überführter Bösewicht. Ist das Twitter oder kann es weg?
April 24th, 2019 at 10:46
Kannst du machen, Seneca, immer fröhlich in den Spamfilter. Und tschüss.
April 24th, 2019 at 13:23
Mann, was für ein schräges Zeux.
April 24th, 2019 at 15:56
Hat der Typ “uns” etwa als Klassifizierer klassifiziert?
Schon erstaunlich wie hartnäckig “das Netz” Gestalten gebiert, die sich im Recht wähnen, auf fremder Leute Server jeglichen Müll abladen und/oder Betreiber + Publikum beleidigen zu dürfen.
@flatter
Hast Du irgendeinen neuen Spamfilter-Kram eingebaut? Wenn ich über mein gewohntes VPN zu posten versuche, erhalte ich die Meldung “You do not have the permission to access [...]wp/comments on this server”.
VPNs auszuschließen weil diese auch von Spamschleudern verwendet werden, fände ich jetzt nur so mäßig, muss ich sagen – auch wenn ich den andernfalls oft erhöhten Moderationsaufwand aus eigener mehrere Dekaden umfassender leidvoller Erfahrung nur zu gut kenne.
April 24th, 2019 at 16:11
Nö, ich habe nichts geändert; der Server spinnt schon mal rum in letzter Zeit, erscheint mir aber grundsätzlich eher ne Überlastung zu sein.
April 24th, 2019 at 16:14
OT:
Der neue Erguß von Pünte ist mal wieder “speziell”.
Wir lernen heute: Eigentlich hat die SPD spätestens seit den 1920ern kein Versprechen mehr gebrochen, GANZ GANZ VIELLEICHT nochmal so ein kleines bisschen in der 70ern.
Alle die was anderes behaupten, sind Schwachmaten.
@flatter/12
Es ging allerdings direkt anschließend mit einer Ausnahme in der config für feynsinn, ich kann das jederzeit reproduzieren.
Habe allerdings wegen gravierender Gesundheitsprobleme auch schon eine ganze Weile nichts mehr geschrieben, kann also sein, dass die verursachende Änderungen schon einige Wochen zurückliegt
April 24th, 2019 at 16:16
Und ich halte alle für Schwachmaten, die uns erzählen wollen, dass es keinen Interessengegensatz zwischen Kapital und Arbeit geben würde.
Sozialdemokratie ist per se etwas für Schwachmaten. Wer glaubt denn noch an diese Märchenscheiße?
Das Festhalten an dieser seltsamen Ideologie wird die letzten Bürgerlichen mit sozialem Ethos immer weiter regredieren lassen, bis dann endlich die falsche Eidechse am Ruder ist.
April 24th, 2019 at 16:57
@Märchenscheiße
Kapitalisten glauben an Einhörner.
April 24th, 2019 at 17:34
@R@iner: Ich hatte eine Hundertstelsekunde damit geliebäugelt, das zu kommentieren, aber wenn er es noch immer nicht kapiert hat … Ich könnte bei diesem Umgang mit Geschichte und sich darin offenbarenden Prinzipien, Widersprüchen etc. gepflegt Amok laufen. “Ist doch schon hundert Jahre her“. Nee klar, heutzutage® ist Kapital friedlich und die Sozialdemokratie antikapitalistisch. Schließlich hat sie die Soziale Marktwirtschaft® durchgesetzt. Alles guut!
April 24th, 2019 at 19:25
Sooo gut! Nix aber!
April 24th, 2019 at 19:27
Ich lese das nicht. Ich wollt nur wieder die armen Sozen fertigmachen. Pfui!
April 24th, 2019 at 19:37
Ihr, nicht ich, äh du, äh… pfui!
April 24th, 2019 at 20:32
@Wal: mittel- bis langfristiges Ziel dieser Einhörner ist die ‘marktbeherrschende Stellung’, wenn nicht gleich das Monopol auf dem jeweiligen Gebiet. Wer sich da als Investor breit genug aufstellen kann und möglichst alle potentiellen Eisen im Feuer hat, kann angesichts des dann zu erwartenden ‘Lottogewinns’ auch die Verluste verkraften.
April 24th, 2019 at 20:49
@peinhart
Es reicht also nicht mehr, nur einen popeligen Durchschnittsprofit zu erzielen. Das Ziel ist, in wenigen Jahren eine marktbeherrschende Stellung zu erreichen. Das macht alles so richtig realistisch. Am besten, wir leihen uns, was die Banken uns geben wollen, und investieren ebenfalls in ein Einhorn.
April 24th, 2019 at 21:03
Es reicht also nicht mehr, nur einen popeligen Durchschnittsprofit zu erzielen.
Natürlich nicht. Amazon, Google und Apple machen vor, wie man mit einem Minimum an tatsächlicher Wertschöpfung ein Maximum an Wertabschöpfung erzielen kann. Das macht so richtig Appetit!
April 24th, 2019 at 23:59
Hätte uns nur jemand davor gewarnt …
April 25th, 2019 at 09:33
So in etwa? Gute Zusammenfassung des aktuellen Systemzustands. Hauptkritikpunkt wäre nur mal wieder, dass nicht auf die ökonomische Notwendigkeit eines neuen Akkumulationsregimes hingewiesen wird. So erscheint die Entwicklung auch nur wieder als rein voluntaristische Entscheidung irgendwelcher Machteliten. Denen die Sache im übrigen inzwischen auch schon etwas unheimlich wird. Der Plattformkapitalismus wird da aber eher noch eins draufsetzen in Punkto Konzentration, Kontrolle und Unfreiheit.
April 25th, 2019 at 10:56
So? Ich denke nicht. Der Artikel enthält nur Meinungen. Der Kapitalismus wird nicht von Meinung getrieben, sondern von Zahlen.
April 25th, 2019 at 11:07
Ich meinte eher so wie vor hundertfuffzich Jahren.
April 25th, 2019 at 11:27
Schönes Beispiel einer ‘Statistik’ und warum es nicht Wissenschaft ist, sondern ihr Gegenteil, das zu solchen Verfälschungen führt. Eine solche ‘Studie’ bekäme man als Examensarbeit um die Ohren gehauen.
April 25th, 2019 at 11:34
@flatter #26 – Das ist ja auch nur die Quittung dafür, dass das schon seit hundertfuffzich Jahren nicht wirklich durchgedrungen ist.
@Wal – Dann zähl mal schön.
April 25th, 2019 at 16:08
@26 u. 28
Auch vor 150 Jahren bestand die Aufgabe des Kapitalismus für die Produktionsmittelbesitzer wie heute noch darin, aus einer bestimmten Geldsumme mehr Geld zu machen.
Alle Mittel, die dafür eingesetzt werden, werden in Zahlenwerten gemessen (auch die lebendige Arbeitskraft und ihr Wert sind da nur Zahlengrößen), und inwieweit das Ziel der Geldvermehrung erreicht wurde, wird ebenfalls in Zahlenwerten gemessen.
Wer damit kein Problem hat, hat mit dem Kapitalismus kein Problem
April 25th, 2019 at 16:29
Unmittelbar auf Püntes “second chance” für die Sozen legt Wellbrock mit einem Thruther nach, der wohl zu lange im Chemtrailnebel gestanden hat. Bodo Schickentanz kannte ich gar bisher gar nicht. Und das war gut so. Solchen Typen wie der, Daniele Ganser und Ken Jebsen geben sich bei den neulandrebellen förmlich die Klinke in die Hand. Da kommt bei mir das Gefühl intellektueller Einsamkeit auf.
Nachdem ich mir das zweite verlinkte Video zu Notre Dame (vergleicht er mit dem Reichstagbrand – alles vom tiefen Staat gesteuert) angesehen habe, warte ich auf den Tag, an dem ein Interview mit einem Flat-Earther bei den neulandsozen vorgestellt wird.
Hätte er zumindest groß SATIRE darüber geschrieben, dann würde ich darüber lachen können..
April 25th, 2019 at 16:43
@altautonomer: Manche verkaufen für Geld ihre gebrauchten Unterhosen, andere gehen einer Lohnarbeit nach.
Irgendwie muss man ja die Miete finanzieren.
April 25th, 2019 at 16:49
@Wal (29): Was habe ich damit zu tun oder mein Kommentar? In #26 deute ich nur an, dass vor 150 Jahren jemand gesagt hat, dass das immer so kommen muss mit dem Kapitalismus. Zu der Zählerei habe ich mich nicht geäußert.
April 25th, 2019 at 16:54
@#30+31 Bei so einem Dachstuhlbrand spielen oft Neurotransmitter eine entscheidende Rolle. Dem würde ich mal nachgehen.
April 25th, 2019 at 17:05
@flatter: Stimmt. Das Problem ist oft, dass durch die Konkurrenz mit anderen Aminosäuren das Tryptophan nur in unzureichender Menge die Blut-Hirn Schranke durchqueren kann. Dann gibt’s halt kein Serotonin und die ganze Welt ist böse.
Wenn dann noch ein erhöhtes Mitteilungsbedürfnis hinzukommt, ist halt Aua angesagt.
April 25th, 2019 at 17:38
@flatter: Ich hatte das fälschlich so aufgefasst, als käme es beim Kapitalismus auf Zahlenwerte nicht an. Nur weil Zahlen für das Kapital wichtig sind, werden sie so oft gefälscht.
Neu: Lehren aus der deutschen Revolution II.
Die Rolle der Spartakusgruppe.
April 25th, 2019 at 20:30
@7
Ich bin kein Leut mit hochentwickelter Moral, ich bin eine Menschin und denke erst mal an’s Fressen!
April 25th, 2019 at 20:30
@Wal – Niemand, selbst ich nicht und auch nicht der Herr Mies, dürfte ernstlich annehmen, dass Zahlen im Kapitalismus keine Rolle spielen. Was also will oder soll uns dein Einwand in #25 mitteilen…?
April 25th, 2019 at 20:55
@peinhart
Der verlinkte Text gibt es nicht her, dass wir uns darüber sinnvoll streiten.
April 25th, 2019 at 21:01
@27
Fiktiver Fall:
999.999 Leute besitzen haben kein Vermögen, einer besitzt 100 Milliarden €
Median: keiner besitzt Vermögen.
Arithmetischer Mittelwert: alle besitzen jeweils 100.000 €
Sehe ich das richtig?
April 25th, 2019 at 23:23
@renèe: Du magst es so sehen, aber die alternativen Fakten aus dem Kontoauszugsdrucker sind nicht so leicht zu alternieren…geschweige zu ignorieren
Ganz interessant wäre es ja wenn man seinen Schmonzes nicht über die Tastatur verbreiten würde,sondern nur noch per Handschrift…
Wären dann Kalligraphieschreiber (Mensch wie benötigtes teures Werkzeug) auch noch Diener der kapitalistischen Bedürfniserweckung,weil sie interessiert daran sind das Kapitalismus schön sauber lesbar ist…
Nun es gäbe eine Reihe von Leuten,die eine Sauklaue ihr eigen nennen (oder besitzt man seine Hände?!),die zu mehr oder weniger amtlichen Schönschreibern gehen müss(t)en…
Denn ich habe mal gelernt,das beim Schönschreiben das vorherige Nachdenken ein wichtiger Punkt ist.
Und selbst wenn es sowas wie entsprechende Sprachschreibprogramme gäbe,wäre es nicht schön wenn man den edelnen Geist an seiner Schrift erkennen täte…
Dem Schnellschnell des Kapitalismus langsam mit der Wertschschätzung/-Schöpfung in schöner Schrift und klaren Gedanken den Garaus machen.
(Ehrlich gesagt klopfe ich mir grade für den letzten Satz die Schulter wund.)
April 25th, 2019 at 23:29
Da kann ich mit ein wenig Creme nachhelfen: Das musst du dir erst mal leisten können. Aber dann wird es sicher die Welt retten.
April 26th, 2019 at 00:04
Ich weiß, was er meint: Die Propaganda der Tat.
Na gut, möglicherweise liege ich da ja falsch. Oder doch: Wenn alle langsam schreiben, dann kommt die Bundeswehr.
April 26th, 2019 at 07:48
@renee:
Dein fiktiver Fall lässt keinen Median zu. („Ein Median teilt eine Verteilung so in zwei Hälften, sodass die Werte in der einen Hälfte nicht größer als der Medianwert sind, und in der anderen nicht kleiner.“ Wikipedia).
Mein Eindruck ist: In neun von zehn Fällen dienen Polemiken gegen Statistiken einer linken Daten- und Faktenferne. Statt zu prüfen, was eine Statistik aussagen kann und was nicht, wird unterstellt, dass keine Statistik etwas aussagt, weil jede Statistik die Wirklichkeit “verfälscht”.
Statistiken ordnen und interpretieren jedoch einen Wirklichkeitsbereich nicht mehr und nicht minder als eine grafische oder auch nur eine verbale Darstellung des Sachverhalts. (Immer unterstellt, dass in der jeweiligen Darstellung keine Lüge enthalten ist.)
Wer nur über „Neoliberalismus“ redet, spricht tatsächlich nicht vom Kapitalismus. Wer über Kapitalismus sprechen will, muss über Fakten sprechen.
April 26th, 2019 at 10:39
0 ist weder größer noch kleiner als 0…
April 26th, 2019 at 10:46
Ich finde den Heise Artikel sehr aufschlussreich.
Mag es sein, das die Statistik nur sehr grob ist, da sie aus freiwilligen Angaben und unter Ausklammerung der Superreichen zusammen gestellt wird.
Sie zeigt aber sehr schön, dass die Umverteilung von Unten nach Oben auch ohne diese Gruppe auf Hochtouren läuft und würde man Namen kennen, könnte man sehr präzise vorhersagen, wer bei der nächsten Umfrage nicht mehr angefragt wird, da er/sie auch ein Superreicher geworden ist oder wer beim nächsten Mal die eigenen Einkommensdaten aufhübschen muss, da er/sie nach Unten durchgereicht wird.
Und selbstverständlich werden “die Deutschen” in der Summe immer reicher, denn trotz grassierender Verelendung ist ja Party, “Exportweltmeister” Oleee- Olee- Oleee
April 26th, 2019 at 11:19
@44
Wenn einer was besitzt, alle anderen aber nix, dann steht die Null nur auf der einen Seite, dann ist kein Median möglich.
Bitte beachten: Der Median teilt die Summe der erfassten Menschen in zwei “gleichstarke” Teile und ist vom Mittelwert zu unterscheiden. Der Mittel- oder Durchschnittswert liegt, wie renee schon schrieb, in obigem Beispiel bei 100.000.
April 26th, 2019 at 11:28
Werte:
10
0
0
0
0
Median: 0
Durchschnitt: 2.
April 26th, 2019 at 11:46
Ja: Durchschnitt 2
Nein: Median 0.
“Im Allgemeinen teilt ein Median einen Datensatz, eine Stichprobe oder eine Verteilung so in zwei Hälften, sodass die Werte in der einen Hälfte nicht größer als der Medianwert sind, und in der anderen nicht kleiner.”
Man kann “viermal die Null und einmal die Zehn” nicht so durch einen Median teilen, dass auf beiden Seiten der gleiche Wert steht.
Wäre der Median = Null, dann stünde rechts vom Median = 10.
April 26th, 2019 at 11:56
@Wal: Du hast unrecht. Guxu bitte hier: Zentralwert / Median
April 26th, 2019 at 12:03
Auf beiden Seiten steht mit je 2,5 Einheiten sehr wohl ‘der gleiche Wert’. Das ist mit ‘Hälfte’ gemeint. Vorgehen: die Einheiten entsprechend ihrer ‘Wertgröße’ anordnen, dann die Wertgröße der in der Mitte befindlichen Einheit ablesen = Median. Der Median ist nicht die Anordnung, in der die Summe der Wertgrößen in der einen Seite der in der anderen entspricht. Eine solche Anordnung wäre mit der Datenreihe in der Tat auch nicht möglich.
April 26th, 2019 at 12:15
Ein Median mit der Größe Null teilt in dem obigen Beispiel nichts und schon gar nicht gleiche (Einkommens)Größen.
April 26th, 2019 at 12:20
@Wal: Jetzt stell’ dich nicht so an! Du machst so tolle Grafiken und ich denke mir, dass sich temporär nur etwas in deinem Kopf verheddert hat.
Kann mir auch passieren, trotzdem haben die anderen in diesem Fall recht.
April 26th, 2019 at 13:24
R@iner, danke für die Blumen! Ja, ich mache jeden Tag den einen oder anderen Fehler- Nur ist die Frage, was und wie ein Median teilt, keine Frage der Mehrheitsentscheidung.
Immerhin haben wir hier den Einstieg in Mathematik mal versucht. ;-)
April 26th, 2019 at 13:58
Dann mache ich noch einen letzten Versuch:
“ sodass die Werte in der einen Hälfte nicht größer als der Medianwert sind, und in der anderen nicht kleiner” bedeutet eben, dass jeder einzelne Wert der oberen größer ist als der Median und die aus der unteren eben kleiner. Diese Bedingung ist in meinem Beispiel erfüllt. In einer Reihe von n Werten ist der Wert an der Stelle n/2+0,5 der Median. (Ja, ich gehe von einer ungeraden Menge aus). Der Betrag des Wertes spielt dabei keine Rolle.
April 26th, 2019 at 14:03
@flatter,
Ja, mathematisch macht das Sinn. Bleibt aber als Einwand, dass ein Median der Größe Null keinerlei Aussagewert hat.
April 26th, 2019 at 14:28
Häh? Zurück zu renées Beispiel und zur Anwendung des Medians i.A. ist der Aussagewert durch die bloße Reduktion einer Stichprobenerhebung auf den Median bereits gegeben.
Andere kommen mit dem Mittelwert gut klar, wenn noch zusätzlich die Varianz oder deren Quadratwurzel, die Standardabweichung, angegeben werden.
Das findest Du dann aber nicht in der Tagesschau oder in einer normalen Zeitung, die kein Ingenieur- oder Wissenschaftsmagazin ist.
Man wählt den Median, wenn man ohne exakte Angaben machen zu wollen ‘Ausreißer’ in Messreihen weniger stark gewichten möchte, aber einen groben Überblick über einen Sachverhalt vermitteln möchte.
OT: Hat hier schon mal jemand einen Matrix-Server unter freebsd installiert und weiß wo eine brauchbare Anleitung herumliegt?
April 26th, 2019 at 15:16
warum Häh?
Guckst mein Beispiel, das in etwa auch real vorkommt etwa als Einkommensgrößen.
1-1-2-3-4-5-6-8-10-40. Jede Zahl repräsentiert 10% der Einkommensbezieher.
Der Median ist hier 4,5. Heißt: 50% der Einkommensbezieher liegen UNTER der Größe 4,5 und 50% der Einkommensbezieher liegen ÜBER 4,5.
Der Durchschnitt (“Mittelwert”) aller Einkommen ist hier 8.
Für sich allein sagt weder der Median noch der Mittelwert viel aus. Aber im zeitlichen Vergleich zur Vergangenheit oder im gleichzeitigen Vergleich mit anderen Gesellschaften bzw. zusammen mit anderen Daten lassen sich sinnvolle Aussagen damit machen. In meinem Beispiel liegt z.B. die Armuts(risiko)grenze bei 4,8. (60% vom Durchschnittseinkommen). Heißt: Hier sind 50% der Einkommensbezieher Arme.
April 26th, 2019 at 15:41
Mit dem ‘Häh?’ simuliere ich gewöhnlich Aufmerksamkeit und erwecke bei Außenstehenden den Eindruck Gesprächen anderer wenigstens teilweise folgen zu können. :-p
April 26th, 2019 at 16:15
Ok, hätten die in meinem Beispiel alle bis auf den Reichen 1€ gehabt, sähe das Ergebnis auch nicht viel anders aus.
Ich wollte unter anderem herausfinden, ob ich das mit dem Median richtig verstanden habe. Möglicherweise verstehen das auch nicht sehr viele andere Menschen.
Mit dem Median kann dann eine kleine Minderheit mit einem exorbitanten Vermögen “versteckt” werden. Mit ihm gelangen dann Menschen in die “untere Mittelschicht”, welche sich gerade noch über Wasser halten können.
April 26th, 2019 at 16:17
Hauptsache es gibt weder Arbeiter noch Proletariat. Nur “Prekariat”, was ja schon so krank klingt, dass man nicht dazugehören will.
April 26th, 2019 at 16:58
Proletarier wollte auch schon kaum einer sein, Kommunismus ist per Gehirnwäsche auch ganz pfui, obwohl kaum einer weiß, was damit gemeint ist. Genauso würde sich aber auch ein Handwerksmeister mit zwei angestellten Gesellen nicht unbedingt als Kapitalist sehen.
April 26th, 2019 at 20:35
Möglicherweise verstehen das auch nicht sehr viele andere Menschen.
Die treten insbesondere bei jedem neuen ‘Armutsbericht’ in Massen auf und erklären, da müsste ja nur ein Superduperreicher zuziehen und schon wären schlagartig lauter Leute arm, die es vorher nicht gewesen wären.
April 27th, 2019 at 09:04
Beim Samstagsfrühstücksgespräch erzählte ich von der feynsinnigen Differenz über Mediane.
Gattinin meinte, es gebe in Excel eine voreingestellte Formel zur Berechnung des Medians (ich benutze kein Excel). Ihre Vermutung: Alle, die für renees Beispiel einen Median „0“ errechneten, hätten – ohne Nachzudenken – auf den Excel-Knopf gedrückt. Soviel heute zur KI.
April 27th, 2019 at 10:32
Ich benutze auch kein Excel, ich habe nicht mal eins. Und für derart simple Datenreihen wie die Beispiele von renée und flatter brauche ich auch keins.
Du hast in #57 den Median korrekt berechnet. Jetzt wende doch mal bitte die gleiche Logik auf – der Einfachheit halber – flatters Beispiel an. Tip: auch in deiner #57 steht einer Wertsumme von 11 in der linken Hälfte eine von 69 in der rechten gegenüber. Mitnichten ‘gleiche Werte’. Wo also ist der substantielle Unterschied zwischen 11 ≠ 69 und 0 ≠ 10…? Gleiche Werte in beiden Hälften gäbe es nur bei völliger Gleichverteilung – dann muss ich aber weder Median noch Durchschnitt irgendwie ‘berechnen’.
April 27th, 2019 at 11:04
Ich dachte, das Thema sei nach erfolgreichem Derailing erledigt, jetzt macht er das Fass doch wieder auf. War noch nicht peinlich genug? m(
April 27th, 2019 at 11:06
Es stehen nicht gleiche Wertsummen auf beiden Seiten des Medians.
Der Median teilt eine geordnete Datenreihe so, dass genau 50% der Werte kleiner sind als der Median und genau 50% der Werte größer sind als der Median.
Diese Teilung ist bei einem Medianwert 0 aber nicht möglich. Ein Median = 0 ist daher sinnlos.
April 27th, 2019 at 11:14
@Wal: Geh’ doch spielen: median – Wolfram Alpha
Es stehen nicht gleiche Wertsummen auf beiden Seiten des Medians.
Das ist Quatsch. Woher hast Du das?
Beispiel mit Nullen: median{0, 0, 0, 0, 5} – Wolfram Alpha
April 27th, 2019 at 11:16
@Wal – Der Median teilt […] so, dass genau 50% der Werte kleiner sind als der Median und genau 50% der Werte größer sind als der Median.
Nein.
In #48 hast du es doch richtig zitiert:
“Im Allgemeinen teilt ein Median […] so in zwei Hälften, sodass die Werte in der einen Hälfte nicht größer als der Medianwert sind, und in der anderen nicht kleiner.”
See the difference?
“Nicht kleiner” kann auch heißen gleich groß. Entsprechend “nicht größer”
April 27th, 2019 at 11:54
Wenn ich eine Messreihe ( 0,0,0,…,0,0,0,10^12 )
habe, dann stimmt etwas mit meinen Daten nicht.
April 27th, 2019 at 12:26
@ulli: Richtig! Deshalb tauchen die wirklich Reichen in keiner Statistik auf.
Das würde die gemeinen Leute nur verunsichern.
April 27th, 2019 at 13:17
Ich hatte schon vor Tagen den Gedanken, dass man als Naturwissenschaftler die ökonomische Realität als “Ausreißer” aus der Kurve vermutlich auch ignoriert hätte.
April 27th, 2019 at 13:28
@68: einverstanden. Die “50% kleiner – 50% größer” waren kein Zitat, sondern meine eigene Erklärung.
April 27th, 2019 at 16:48
@Rainer: Ich halte den Median in der gesellschaftlichen Diskussion für ein hervorragendes Mittel die auseinander klaffende Schere Arm – Reich zu kaschieren.
Ausgehend von der Datenreihe eines Moddingprojektes mit 8675 Werten habe ich ein bißchen rum probiert.
Median: 82.250
Dann habe ich alle Werte oberhalb des Median um 10% erhöht, alle unterhalb um 10% gekürzt.
Median: 82.250
Auch alle Variationen mit wildesten Kürzungen und Steigerungen führen nur zu marginalen Änderungen des Median und bilden nie ab, was in den einzelnen Teilbereichen passiert.
Vor dem Median muss kein Reicher Angst haben.
April 29th, 2019 at 03:26
@73
“Ich halte den Median in der gesellschaftlichen Diskussion für ein hervorragendes Mittel die auseinander klaffende Schere Arm – Reich zu kaschieren.”
Exakt darum ging es mir.
Mai 6th, 2019 at 11:21
Gerhard Henschel plädiert für eine Erweiterung der deutschen Sprache, der ich mich anschliessen möchte. Schliesslich ist so eine Formulierung ja noch keine Gefährdung automatisch dessen, dass so Inhalte endgültig unter die Räder kommen.