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Ich erwäge beinahe, meinen Blogpreis “Feynsinn Underdog” doch noch weiter zu verleihen. Vielleicht schon allein gegen diese deprimierende Lage an der Front der Publizisten und ihrer Preise, ihrer Jurys und ihrer maroden Kulissen. Der Wind pfeift durch die Bretterbuden der verlassenen Stadt, Tumbleweed rollt vorbei, um auch dem letzen Zuschauer anzuzeigen, dass hier niemand mehr freiwillig tot überm Zaun hängt, und im Saloon, aus dessen Decke noch der Rest vom letzten Regen tropft, feiern sich die abgehalfterten Opfer ihrer Eitelkeit, als hätte das Publikum nicht längst Reißaus genommen.

Das kann man wie immer in den Geschmacksrichtungen manisch und depressiv haben, verbunden nur mehr durch die Wahnvorstellung einer Relevanz, die mangels Inhalt nicht einmal mehr konstruiert werden kann. Ich bin, also bin ich, also bin ich wichtig. Ich weiß, es wird euch wehtun, aber schaut euch zunächst einmal die Variante an, für die Erwachsene sich gar nicht so viel Koks durchschleusen können, dass sie da noch mithalten: Ein “deutscher Bloggerpreis” soll da verliehen werden, womit die Leere Dimensionen erreicht, vor denen das absolute Vakuum frustriert das Handtuch wirft.

Jetzt noch nichtser

Nicht einmal mehr der Titel der Veranstaltung hat noch irgendetwas mit dieser zu tun. Da hat wer furchtbar gepennt. Niemand hat ihnen verraten, dass “Blog” sowas von zweitausendzwei ist. Was hier ‘ausgezeichnet’ wird, sind derweil abgehalfterte Promis, Klamotten und Zeugs. Zeugs und Irgendwasmitsocialmedia, Mode, Beauty, Hohlbratzen und Irgendwasmitsocialmedia. Influencer! Schuhe! Jacken! Fickwäsche! Kaufenkaufenkaufen!

Ihr atmet noch? Glückwunsch! Zu jenem gibt es aber ja noch den Kritischenjournalismus®. Der bepreist sich intensiv, rechte Zauseln masturbieren im Kreis. Ob ich das jetzt schöner finden soll … immerhin ist es nicht so hektisch. “Don Alphonso geht da noch als gemäßigt links durch.”, stellt ein Leser von Fefe zurecht fest und man hat eigentlich keine Fragen mehr. Vielleicht noch die, warum auch die Muffhanseln der deutschen Publizistik nicht in der Lage sind, einen passenden Titel für ihre Weihrauchparty zu finden. Ich hätte gern so etwas wie “zertifizierte Kritik” oder “eingebettete Meinungskultur” im Header.

Seitdem das Kapital auch diese Ecke des Netzes überrollt und die bunte Vielfalt durch kognitiv vollrasierte Blondinen ersetzt hat, die multimedial Kaufbefehle verbreiten (“Influencer” – als sei es nicht der Einfluss des alten fetten CEOs der produzierenden PR-Agentur, um den es hier geht), ist die Bezeichnung “Blog” hinfällig. Obwohl diese Kultur noch kaum 20 Jahre alt ist, sind echte Blogger bereits ‘vintage’. Was da auf unserer Scheiße ins Kraut schießt, konnte man kommen sehen. Anders wäre trotzdem schöner gewesen.