Jenseits der Propaganda
Posted by flatter under journalismus , kapital[54] Comments
12. Jan 2019 17:29
Die kleine Farbenrebellion des französischen Proletariats ist unter anderem eine Orgie der Symbolpolitik. Es beginnt halt damit, dass die gelbe Weste als Erkennungszeichen die Strategie vor allem der NATO, ihrer Geheimdienste und Netzwerke kopiert, die sie so oft erprobt hat. Organgene Revolution, Zedern- Tulpen-, Rosenrevolution, aber auch die notorischen “Weißhelme” sind Ansätze, über ein Symbol oder eine Farbe eine bestimmte Identität zu konstruieren.
Daran kann dann beliebiger Inhalt geknüpft werden, sofern ein gemeinsamer Feind, in der Regel eine Regierung, angegriffen werden soll. In den westlichen Medien sind die Gefärbten gemeinhin die Guten, über die man kaum etwas erfährt – vor allem nicht, wenn sie Gewalt ausüben oder die verzweifelte Lage anderer Menschen ausnutzen. Grundsätzlich sind sie “gemäßigt”, auch wenn sie brutal morden; sie sind “Retter”, auch wenn sie niemandem helfen; sie “rebellieren” gegen ein “Regime”, auch wenn sie gewählte legitime Regierungen stürzen. Wir sehen sie, wie sie lachen oder Kinder in Sicherheit bringen.
Der Mob
Nicht so die Gelbwesten, die nur deshalb nicht ausschließlich als sinnlos brutale Extremisten dargestellt werden können, weil die Polizei ihr Möglichstes tut, um sie an Brutalität zu überbieten. Tatsächlich ist ihre Revolte eine Reihe wilder Unmutsäußerungen und sie sind keine auch nur annähernd homogene Bewegung. Umso einfacher erscheint es daher den Medien der Reichen, ihnen unlautere Motive zu unterstellen.
In Frankreich plappert es aus der Filterblase der Massenmedien, die (noch aktiven) Gelbwesten seien rechtsradikale Schwulenfeinde. Für Marine Le Pen, bei der Präsidentschaftswahl Macrons Gegnerin und große Teile der Rechten war der Protest gegen die “Ehe für alle” eine gemeiname Basis. Jetzt erscheint es offenbar opportun, dies den Protestlern an die Schuhe zu kleben.
Sagen, was ist
Wenn das alles ist, was die Propaganda heute noch leistet, um ihre Gegner zu diskreditieren, wird man noch mehr Polizei brauchen, die sinnlos Leute niederknüppelt, denn dieser Unsinn überzeugt niemanden mehr. Insofern ist die mediale Reaktion hilflos, denn sie kittet die Widersprüche, auf die der Mob reagiert, nicht, sondern vergrößert sie und gibt ihnen auch noch ein gut sichtbares und sehr hässliches Gesicht. So viel zur Symbolpolitik, die ja ‘nur’ ein Teil des Überbaus ist.
Nun bin ich ja der Ansicht, dass gerade in den Narrativen und damit auf der Ebene der Symbole die Widersprüche erkennbar werden. Nach der Theorie ist, auch das will ich gar nicht leugnen, hingegen das ‘Sein’, die ökonomische Wirklichkeit, entscheidend für das, was geschieht. Es stellt sich also die Frage, ob es denn so etwas wie eine Rationalität des Faktischen gibt und wie man sie formulieren kann. Gibt es eine Sprache für das, was ist, die nicht in die Widersprüche dessen, das sein soll, verwickelt ist?
Januar 12th, 2019 at 19:03
Es ist doch auffallend, wie kritisch deutschsprachige Medien sein können, wenn die Mehrheit nur weit genug weg ist.
Januar 12th, 2019 at 20:08
“… denn dieser Unsinn überzeugt niemanden mehr.” Überzeugung braucht’s da nich; irgendwas mit Schwulen und Lesben (von den anner zu schweigen) zieht, instinktiv, immer. )-:
Januar 12th, 2019 at 22:22
Am Rande: Samma: Nee, ne? WTF? Märchenscheiße-Aberglaube als Sozialgesetzbuch? Könnt ihr mein Gehirn mal mit einem Miminum an Respekt ficken?
Januar 13th, 2019 at 03:13
Als wäre die Furcht der Bürger vor dem Heil’schen Sozialgesetzbuch mit der Nummerierung zu begründen!
(Bin mir aber auch noch nicht ganz sicher, ob der “gläubige Christ” [Heil über Heil] zwischen kirchlichem und sonstigem Aberglauben überhaupt unterscheiden sollte.)
Januar 13th, 2019 at 12:30
Die zuletzt gestellte Frage kann ich nicht beantworten, aber ich habe ein nettes Interview gefunden: «Die Herrschenden haben Angst – und das ist wundervoll»
In Frankreich reissen die Proteste der Gelbwesten nicht ab. Die Republik hat Didier Eribon, Edouard Louis und Geoffroy de Lagasnerie befragt: Was steckt dahinter? Und wohin führt das? Ein Gespräch mit den drei Linksintellektuellen – Teil 1 von 2.
[..]
Das ist für Sie der Kern der politischen Entwicklung?
Eribon: Nein, der Kern besteht darin, die Reichen noch reicher zu machen. Das wird ja gerechtfertigt durch die sogenannte Trickle-Down-Theorie, nach der die Gesamtökonomie profitiert, wenn die oberen Schichten noch mehr Geld zur Verfügung haben, weil dann auch mehr Investitionen getätigt werden. Diese Hypothese hat sich natürlich als grosser Witz herausgestellt: Das sich akkumulierende Kapital fliesst in irgendwelche Steuerparadiese und wird nicht vor Ort investiert. Wer die Steuerlast der Oberschicht senkt, verfolgt damit nur ein Ziel: Er will die Reichen reicher machen. Und weil man Steuerausfälle irgendwie kompensieren muss, nimmt man eben den unteren Schichten das Geld weg, das heisst, die Armen werden ärmer. [..]
Januar 13th, 2019 at 13:15
Meanwhile sucht die Relotius-Presse verzweifelt nach ihr bekannten Strukturen: Auf in den Kampf, Madame
“Ingrid, bist Du es wirklich?” grüßt sie ein ihr unbekannter Gelbwestenträger im Pariser Bahnhofscafé, als sie sich kurz vor der Abfahrt eine heiße Schokolade bestellt.
Aber sicher doch. ( ͡° ͜ʖ ͡°)
Januar 13th, 2019 at 13:22
Schon lustig auch, wie sie immer nach dem obersten Anarchen suchen. Wie heißt noch der Chef von Anonymous?
Januar 13th, 2019 at 14:13
Gibt es eine Sprache für das, was ist, die nicht in die Widersprüche dessen, das sein soll, verwickelt ist?
Hm, eine Art Imperativ ohne Zustandsbeschreibung. Das dürfte schwierig werden.
Januar 13th, 2019 at 15:42
On Topic: Interview mit Andrej Nekrasov, Autor des Films ‘Der Fall Magnitzki’:
Aber das war nicht der entscheidende Grund; entscheidend für mich war und ist, dass ich nicht belogen werden will. Wir wurden in den Zeiten der Sowjetunion belogen. Man sprach vom souveränen Volk, von Gerechtigkeit und Freiheit – und erlebte die Geheimpolizei, sah, wie das Volk belogen wurde, und dass es Gerechtigkeit und Freiheit nur für die Mächtigen gab. Daran zerbrach das System in meinen Augen letzten Endes. Wird den Menschen bewusst, dass sie in wesentlichen Bereichen belogen werden, erwacht der Widerstand.
Die abschliessende Frage des Openers erschließt sich mir aber auch noch nicht so recht. Das Narrativ als ‘freundliche’ Version der ökonomisch bestimmten Wirklichkeit muss ja, um halbwegs glaubwürdig zu sein, doch immer auf diese Wirklichkeit bezogen bleiben, und wenn diese sich in ihrer Entwicklung immer mehr vom Narrativ entfernt, führt das letztlich zu immer deutlicherer ‘kognitiver Dissonanz’.
Brüche werden sichtbar, aber es steht zunächst einmal keine ‘neue Sprache’ zur Verfügung, bis neue Kategorien auf der Basis eines ‘neuen Seins’ entwickelt werden können. Dennoch kann – und konnte auch bisher – doch aber die ‘Rationalität des Faktischen’ in der ‘alten’, wenn auch ‘kontaminierten’ Sprache geübt werden…? Das ist doch auch lt Mbembe tatsächlich eine der Stärken dieses sonnenverlassenen Abendlandes…
Januar 13th, 2019 at 23:27
#3 Also dem Hubertus würde ich nur aus einem grund gern einmal begegnen: stellte er sich vor mit Heil, ich würde ihm glatt ein Hitler entgegenschleudern.
Und wo ich gerad hier bin, setz ich’s jetzt doch noch hier hin:
Du fragtest kürzlich: Auch 2019 stellt sich noch die Frage: Ist die deutsche Justiz ein brauner Sumpf?
Feynsinn(ig) betrachtet ist diese frage wohl als rhetorische zu lesen (man schlage auf dein buch s. 16, 26 und 27):
“Dazu muss man sich in die Zeit zurück begeben, in der das Nazireich in die Bundesrepublik Deutschland überführt wurde.” (subtil)
“”Endlich!” Der Krieg war gerade acht Monate her, da sollten die Täter – bis auf einige Prominente, die ihre Beteiligung nicht leugnen konnten – ihre Ruhe haben! Das nennt sich wohl ”Integration”.” (kurz und knapp; wer pech hatte, musste sich bis 1952 gedulden und beklagte sich bitter, ‘man hatte es doch nur gut gemeint’ – ich habe hier zwei solch exemplare, beide lehrer und heimatforscher/historiker)
“Die neue Demokratie war ein Nazistaat an der Leine der Alliierten.” (man kann auch mal den hammer nehmen)
Ansonsten: 2019 – 100 jahre brauner sumpf, davor war ja kaiserreich. Wer will bei der feier abseits stehen; nicht die spd (wie denn auch, haben ihn die genosken doch ermöglicht und gefördert und suhlen sich heute ohne scham darin – mittendrin statt nur dabei).
Und zu “Das Deutsche Narrativ”: es liest sich ‘flüssig’ weg (ich habe es am 1. feiertag abends in einem rutsch bis in die nacht gelesen), erzählt (nachkriegs)geschichte anders und die für mich große stärke deiner erzählung benennst du am ende (s.187) selbst, dass “dies keine wissenschaftliche Arbeit ist” (also ohne fußnoten usw.) und den vielleicht ohnehin schon an der stimmigkeit der offiziellen erzählung zweifelnden leser anregt und ‘auffordert’, “sich selbst auf die Suche zu machen.” – oder erst einmal weiter zu fragen, weiter zu zweifeln und weiter quasi ‘raumgreifender’ zu denken. Ich wünsche ich dir/deiner erzählung viele leser.
Januar 14th, 2019 at 10:03
Der Vollständigkeit halber: «Das ist nicht Neoliberalismus, das ist Klassenkampf»
Warum ist die Banlieue die Avantgarde? Und wer wird der nächste Präsident? Ein Gespräch mit den drei französischen Linksintellektuellen Didier Eribon, Edouard Louis und Geoffroy de Lagasnerie über die Proteste der «gilets jaunes» – Teil 2.
Januar 14th, 2019 at 11:13
Tach,
den letzten Absatz habe ich nicht kapiert. Kannst du den mal für ….. übersetzen.
Dann hätte ich noch ein oder zwei Fragen.
Wieso wird körperliche Gewalt seitens der Protestierenden, ich meine auch das schmeißen von Steinen etc. so verteufelt, obwohl die Menschen einer permanenten Ausübung von Gewalt, sei es nun im sozialen, wirtschaftlichen, strukturellen Sinne unterworfen werden, welche WAHL (Vorsicht Karlauer) haben sie denn? Warum sollte sie nicht legitim sein? Warum lehnen selbst die, denen permanent Gewalt angetan wird, diese ab? Im z. B. Straßenverkehr kann man weniger Zurückhaltung beobachten. Aber soll die Gewalt gegen “die da oben” zum Ausdruck kommen bzw. gewählt werden, greift man lieber zum Kerzenaufstand.
Ich meine dies hauptsächlich im “linken” Lager beobachtet zu haben.
p. s. Dein MÄRCHENBUCH liest sich gut, danke dafür.
Januar 14th, 2019 at 13:01
@Fluchtwagenfahrer:
Ich lebe jetzt seit etwas mehr als 58 Jahren in dem Land, dass @flatter in seinem Buch so treffend beschrieben hat.
Allen #Hashtags zum Trotz gibt es eine stabile Mehrheit von gefühlt 70% für die Fraktion “Ruhe und Ordnung”.
Selbst wenn sich die Gewalt explizit gegen führende Systembüttel richtet, rückt das Land “in dem wir gut und gerne leben” nur schneller nach rechts.
Wurde eindrucksvoll im “Deutschen Herbst” bewiesen.
Januar 14th, 2019 at 14:36
@Fluchtwagenfahrer:
Sein bestimmt Bewusstsein: Nicht das Gebrabbel oder ‘Entscheidungen’ von Politik(ern) bestimmen die Wirklichkeit, sondern die wirtschaftliche Realität (Produktionsbedingungen, Kapital, Systemzwang) bestimmen deren Denken. Dennoch machen sich die Widersprüche des Systems vor allem im Gebrabbel bemerkbar, das daher durchaus Beachtung verdient.
Ich frage nach einer Art ‘politischer’ Sprache, die nicht nur den Zwängen folgt, sondern die Dinge benennt wie sie sind. Ich weiß aber gar nicht, ob die Frage sinnvoll ist.
Januar 14th, 2019 at 14:39
Wenn man die Gelbwesten diskreditieren möchte sollte man das Gelb der Eifersucht massiv auf die Westentrager übertragen…
sofern das nicht schon durch mehr oder weniger subtile Sprachsteuerung passiert.?!
Und die CRS waren schon immer für ein “robustes” Auftreten bekannt…wenn man
https://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Paris
bedenkt,sind die Jungs echt weich geworden ;-).
Um Loriot abzuwandeln:
“Früher war mehr Gemetzel!”
Januar 14th, 2019 at 14:48
@R@iner: Passt sehr schön, vor allem der Satz: “Ich glaube, dass es darum geht, dass man authentisch sein muss in seinem Verhältnis zur Welt, dass man sich frei machen muss von allen Vorbedingungen, die die eigene Situation definieren. Man darf sich nicht verbiegen, man darf die Realität der Welt, so wie sie ist, nicht beschönigen, und das heisst, man kann nicht anders als aufstehen gegen diese Welt. Links sein heisst im Grunde, vor der Wahrheit nicht die Augen zu verschliessen.”
Das ist sehr ähnlich wie oben im letzten Absatz. Ich zweifle nur daran, dass man überhaupt noch “authentisch” sprechen kann.
Januar 14th, 2019 at 16:20
flatter: Ich frage nach einer Art ‘politischer’ Sprache, die nicht nur den Zwängen folgt, sondern die Dinge benennt wie sie sind. Ich weiß aber gar nicht, ob die Frage sinnvoll ist.
Vielleicht steckt eine unüberwindliche Hürde in dem Wort „Dinge“? Dinge sind ja eigentlich nicht unser Problem. Schauen wir uns doch die aktuellen Subjektiva an, mit denen wir berieselt werden. Das Subjekt im Satz ist ja der Handlungsträger einer Aussage. Wer handelt angeblich? Zuerst immer „Trump“, dann noch (dein Dauerthema) Putin, Erdogan oder Seehofer. Dann kommen nur noch Dinge: der Markt, die Demokratie, der Wohlstand, die EU, das Klima, der Schnee.
Eine Sprache, die außer Regierungspersonal Dinge ins Subjekt setzt, ist Herrschaftssprache.
Gegenüber der Herrschaftssprache etablierte sich das „Ich“. Gegen die Erfahrungen eines Ich ist die Herrschaftssprache schon machtlos. Das zeigte sich jedesmal, wenn Merkel&Co. auf Wählerinnen stieß, die sich zu Wort meldeten. Je häufiger (Tatsachen)Aussagen mit „Ich, mir mein“ beginnen, desto subversiver und mächtiger ist die Wirkung (metoo, „auchich“).
Dagegen lässt sich mäkeln, dass Aussagen, die mit WIR beginnen, noch mächtiger sind. Bisher sind die Aussagen, die mit einem WIR-Subjekt beginnen (“Wir sind das Volk etc”), ziemlich gefakt. Aber das kann sich und wird sich noch ändern.
Festhalten lässt sich: Authentische Sprache beginnt mit nichtprominenten Personen(gruppen) im Subjekt, nicht mit Dingen.
Januar 14th, 2019 at 17:59
Passend zur Propaganda:
Via Fefe
https://m.bazonline.ch/articles/20981022
So wurde George Soros vom Philanthropen zum Hasssubjekt umfunktioniert.
Januar 14th, 2019 at 20:45
@BerndH60(13)
“… gibt es eine stabile Mehrheit von gefühlt 70% für die Fraktion “Ruhe und Ordnung”.” Du hast die dritte Komponenete der “Mitte” vergessen: “Keine Experimente!”
@Martin Däniken (15)
Jau, unsere französichen Freunde waren nie sehr zimperlich: “Liberté, fraternité, égalité, guillotiné” so heißt dess vollständisch, gell.
Januar 14th, 2019 at 21:05
@Wal – Eine Sprache, die außer Regierungspersonal Dinge ins Subjekt setzt, ist Herrschaftssprache.
Was aber, wenn die ‘Dinge’, gerade auch die beispielhaft genannten, gar keine ‘Dinge’ sind, sondern ‘Prozesse’? Ist die Rede vom ‘automatischen Subjekt’ Herrschaftssprache?
Januar 14th, 2019 at 23:22
Ergänzend zum verlinkten interview (# 5 und 11): Wieviel Punk steckt im Neoliberalismus?
Januar 15th, 2019 at 00:41
Derweil in der “FAZ” (Bezahlkacke, Teaser reicht aber):
Denn wenn die aufgeklärten Schüler ™ 2019 eines brauchen, dann ist es ein sauberer, nicht durch lästige weltliche Werte gestörter Glaube!
Januar 15th, 2019 at 05:35
@20
Ein Prozess ist ein Komplex von Dingen, und “automatisch” ist daran nichts.
Januar 15th, 2019 at 06:41
Oh man, gebt euch das:
https://www.heise.de/tp/features/RT-Deutsch-ist-kein-journalistisches-Informationsmedium-4274024.html
Wo soll das nur enden. :(
Januar 15th, 2019 at 07:37
@13 BH60
Das mit dem “nach rechts” rücken haben wir jetzt auch, z.B. Staatstrojaner, TKÜG, Polizei-Stärkungs/- Ermächtigungsgesetz, etc. etc. Die Schlinge zieht sich immer mehr zu, der rechtliche Rahmen wird bzw. wurde geschaffen ohne nennenswerte Gegenwehr.
Dtsch. Herbst: Dtsch. Terroristen (Sprache!!) die in Ihrer Sprache kommunizierten ohne die Bevölkerung hinter sich zu haben und der irrigen Meinung waren mit Mord kommt man weiter. Und das in den immer noch braunen 70er.
@14 Flatter
Danke
p.s. Mit Märchenbuch war keine rpt keine Verunglimpfung deines Buches gemeint, eher so Narrativ=Märchen
Januar 15th, 2019 at 08:05
@24: Wir alle erinnern uns gerne an den Moment als sich Frank Überall im Protest für die Freilassung Julian Assanges vor der u.s.-Botschaft mit Benzin übergießen und anzünden wollte.
Okay, es ist noch früh. Das war Sarkasmus. Das verlinkte Interview ist ja ein völliges Desaster.
Es ist halt blöd, wenn man Teil einer Presse ist, die den Leuten einerseits Gammelfleisch andreht, sich dann aber beschwert, dass keine Medienkompetenz herrscht.
Das kommt meiner Meinung nach von der den Journos innewohnenden Arroganz, anderen die Welt erklären zu wollen. Wenn dann einer sagt, dass doch dies und das noch zu berücksichtigen sei, dann sind sie auch noch beleidigt.
Wohin das führt? Ganz einfach: Die Besserleister werden bis zum Schluss nicht raffen, was eigentlich los ist.
Januar 15th, 2019 at 08:09
@26: Schlussendlich fordert er nichts anderes als Zensur und das als Vertreter der Journalisten. Das ist so derart krank.
Januar 15th, 2019 at 08:19
@27:
Forderungen nach Zensur werden doch nur laut damit der Pöbel sich auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren kann:
“Psychologe erklärt, warum das Verhältnis zwischen Prinz William und Schwägerin Meghan auf den Tiefpunkt sinkt”
Januar 15th, 2019 at 08:30
Das meine ich doch mit “Gammelfleisch”. Ich habe hier den Jahresband vom Spiegel Jahrg. 1948. Das gab es kurze Artikel mit einer extrem hohen Informationsdichte.
Heute, so glauben sie, muss alles in eine Geschichte eingebettet werden, in der sich Leute eine heiße Schokolade bestellen oder der nahende Frühling, das Lachen der spielenden Kinder in der schmalen Gasse und natürlich Schwalbengesänge die Luft erfüllen.
Bullshit halt.
Oh verdammt, und dann gehen ganz plötzlich die Verkaufszahlen zurück und mit dem doofen Internet hat sich auch noch niemand wirklich beschäftigt.
Da muss einem ja Angst und Bange werden, denn da wird der bisher erreichte Status Quo plötzlich infrage gestellt.
p.s.: Ein Redner beim 35c3, der für das bge eintritt, erwähnte, dass etwa 25% aller Umsätze auf der Welt durch Verwertungsrechte entstehen. Daran sieht man gut, woher die Ängste in Zeiten fallender Profite kommen.
Januar 15th, 2019 at 11:05
OT: Ausgerechnet jetzt, da das Wachstum nachlässt, soll Sozialschmarotzern das leistungslose Einkommen nicht mehr gekürzt werden dürfen. Skandal!
Januar 15th, 2019 at 11:58
@flatter #30 – Die überllegen ja jetzt schon Jahre, mit welchen windelweichen Begründungen sie sich da rauswinden können. Es wird ihnen schon was einfallen. Oder meinst du, sie geben 14 Jahre klaren Verfassungsbruch einfach so zu? – Ach ja, und der Neue leitet die Verhandlung…
@Wal – Ein Prozess ist ein Komplex von Dingen [...]
Echt jetz? Definiere ‘Komplex’… Ich neige ja mehr zu der Ansicht, dass es überhaupt keine ‘Dinge’, sondern nur Prozesse gibt, von denen allerdings einige so langsam verlaufen, dass sie den Anschein von Dingen, von ‘Identität’ erwecken…
Januar 15th, 2019 at 12:02
@31: “Die überlegen ja …”
Schon, aber jetzt hat ein Sanktionsbefürworter den Vorsitz. ;-p
Januar 15th, 2019 at 12:08
@Rainer – Ebend. :p
Januar 15th, 2019 at 12:38
Uiuiuii, ein geheimer Spion hat hochgeheime® Informationen über die Bundeswehr an das Regime® in Teheran verraten. Mag das sein? McKinseys beste Bordelltips? Wie man möglichst viel Geld für möglichst kaputtes Zeugs ausgibt? Fnord.
Januar 15th, 2019 at 13:42
Bin aus dem Gerichtssaal draußen. Und das Statement von Hubertus Heil wollte ich in Auszügen nicht vorenthalten: tweet
Soweit ich auf wikipedia sehe, hat Hubertus Heil noch nie produktiv gearbeitet, sondern nur zehrend Steuergeld bekommen. 11 Jahre Studium Politologie und Soziologie. Nicht schlecht, Herr Specht.
Ein typischer spd-Versager also, der mal gefordert werden müsste, nachdem er immer nur gefördert wurde.
Januar 15th, 2019 at 14:36
Und bei den tagesmärchen liest man derweil folgendes:
Das Sozialgericht Gotha ist klar in seiner Aussage: Wenn der Hartz-IV-Regelsatz das menschenwürdige Existenzminimum darstelle, dann habe darauf jeder einen Anspruch. Dann dürfe es aber nicht sein, dass man mit Sanktionen dafür sorgt, dass die Menschen am Ende doch weniger als das Minimum haben. Auf der anderen Seite steht die Gerechtigkeitsfrage: Ist es gerecht, dass auch Menschen vom Staat und damit vom Steuerzahler Geld erhalten, obwohl sie sich jeder Mitwirkung verweigern? Handelt es sich dann nicht schon um ein bedingungsloses Grundeinkommen?
‘Die Gerechtigkeit’ steht also auf Seiten der Sanktionen. Sieh an und guggema. – Na gut, so erstaunlich ist das wieder nicht: es kann sich ja nur um ‘Leistungsgerechtigkeit’ handeln…
Januar 15th, 2019 at 14:55
Jo, und Stefan Sell hat freundlicherweise das nächste tolle Gesetz bereits zerlegt: Das „Starke-Familien-Gesetz“: Zwischen semantischen Kapriolen des Gesetzgebers und sicher gut gemeinten bürokratischen Verbesserungs-Klimmzügen
Apropos “starke Familien”: Grafik
Januar 15th, 2019 at 15:10
Noch mal zum Thema zurück: über das Problem des ‘überformten’, ‘modernen Individuums’ mit seiner verschütteten ‘Authentizität’ schreibt Peter Klein hier etwas. Sein Fazit:
Welche Dramatik, wenn nun ausgerechnet diese „objektive Realität“ selber zweifelhaft wird und ins Rutschen kommt, wenn sie jene Beständigkeit und Verlässlichkeit verliert, die man von ihr als der „einzig möglichen Realität“ erwarten können sollte, wenn mit einem Wort das Funktionieren selber nicht mehr funktioniert! Die herrschende Subjektform verliert damit gewissermaßen ihre raison d’être, ihre angestammte Umgebung, an die sie angepasst, für die sie gemacht ist. Und das ergibt mehr als bloß eine Glaubenskrise. Wenn es geradezu das „Sein“ ist, das dem bürgerlichen Menschen abhanden kommt, die von der „Wissenschaft“ tausendmal beglaubigte „Objektivität“, dann muss auch das zugehörige Bewusstsein aus den Fugen geraten – und zwar nachhaltig. Armut, Hunger und Elend begleiten den Kapitalismus seit jeher. Was seine Krise diesem – sagen wir: physiologischen – Moment hinzufügt, ist die tiefreichende Zerrüttung der modernen Seele. Ein Geruch von Wahnsinn liegt über dieser Gesellschaft, seit den Tagen der Nietzsche und Freud ist das offenkundig.
Januar 15th, 2019 at 16:25
Britische Brexitdebatte:
Jeder Amtsinhaber widerspricht jedem anderen Amtsinhaber, aber alle Volksvertreter verkünden unisono: „Ich erfülle den Willen des Volkes!“. Sie richten damit das allergrößte Chaos an.
So blamieren die britischen Staatsdiener das Konzept „Volkeswille“ und pflügen den Boden für das Alternativkonzept: Baut nicht auf Volkeswille, sondern auf Elitenvernunft!
Das Chaos entstammt allerdings nicht dem Konzept “Volkswille”, sondern dem Konzept “Volksvertreter”.
Januar 15th, 2019 at 20:32
Auch wieder OT: ein sehr schön zorniger Artikel über die Grünen im allgemeinen und Fischer im besonderen, zudem sehr lehrreich in Sachen ‘Textbausteine für ein Narrativ’.
Januar 15th, 2019 at 22:10
@WalB (39)
So blamiert (delegimiert) sich die parlamentarische *würgs*kratie – unn morsche kommt der Abgesang auf Corbin!
Januar 15th, 2019 at 22:34
Sehr OT und für diejenigen, die es interessiert: Bis Ende des Monats geht es noch, dann bin ich ziemlich genau auf null Euro. Aber seit heute mache ich wieder nen Lohnjob. Punktlandung quasi. Danke fürs Durchstehen!
Januar 16th, 2019 at 08:53
Dazu ein wenig Trost sinngemäss… ;)
Januar 16th, 2019 at 08:57
Die europäischen Qualitätsmedien werfen den britischen Eliten ständig „Realitätsverlust“ vor, und geben ihnen gute Ratschläge, was die britischen Amtsträger nun Besseres machen sollen.
Der Realitätsverlust liegt auf beiden Seiten:
Die britische herrschende Klasse hatte bis 1914 Europa und die Welt beherrscht und meinte dann, sie könnte mit dem Commonwealth die Welt auch ohne Europa beherrschen. Die französische Elite klammerte sich noch an ihr Kolonialreich, selbst als Paris von den Nazi-Horden besetzt war.
Und nach dem verheerenden Weltkrieg glaubten die Mächtigen in Washington, Paris und London, sie könnten in (West)Europa einen Hort der Stabilität und eines „gemäßigten Kapitalismus“ aufbauen und erhalten, während in aller sonstigen Welt der „Raubtierkapitalismus“ losgeschickt wurde.
Mit der gebändigten Kapitalkonkurrenz in Europa ist es vorbei. Die Wirtschaftskrise von 2008 hat die EU noch mit Müh und Not gemeistert. Das chronische Chaos im Nahen Osten und in Afrika, der drohende Niedergang in Südamerika und der Handelsstreit zwischen den Großmächten USA und China läuten nun die Sturmglocken für eine durch den Brexit dauerhaft geschwächte Europäische Union.
Januar 16th, 2019 at 09:55
Irgendwie müsste man die seltsame Arbeitsagentur dem Staat entreißen. Wenn ich das lese: BA-Haushalt 2018: Besserer Abschluss als erwartet, dann kommt mir das wie der Jahresabschluss einer Firma vor.
Kann man den Laden eigentlich kaufen?
Die taz zum gestrigen Palaver: Der Staat will kürzen können
Die Sanktionen seien bei Pflichtverletzungen zudem gerechtfertigt, da das Menschenbild des Grundgesetzes von Eigenverantwortung und vom „Vorrang der Selbsthilfe“ ausgehe.
Dann verteilt doch lieber Waffen statt Geld. Dann können sich die Leute selbst helfen.
Ich mein’ ja bloß.
Januar 16th, 2019 at 13:03
Paar Details zur ‘Kontinuität’ im Hause Springer…
Januar 16th, 2019 at 13:40
Ich verstehe nur nicht, warum man selber so geifern i.e. den Text mit Wertungen und Vergleichen spicken muss, wenn die schlichte Auflistung von Fakten viel besser wirken würde.
Januar 16th, 2019 at 15:43
Eine leider immer weitergehende Polarisierung auf mittlerweile fast allen Ebenen des ‘Gegeneinanderlebens’. Die Krise verschärft sich laufend, und macht ‘friedliche Lösungen’ immer unwahrscheinlicher.
Januar 17th, 2019 at 09:19
Ähnlich, wenn auch nicht ganz so plump, hier, im Gegenstück zu dem von Rainer bereits verlinkten Interview mit dem DJV-Fuzzi.
Januar 17th, 2019 at 10:11
Und als Dank an Rainer nochmal der Herr Jaeger mit einer merkwürdigen Mischung aus richtiger Kritik und unterlassenen Schlußfolgerungen. Dabei suggeriert er nicht einmal wirklich, dass ‘demokratische Prozesse’ die ‘kapitalistische Verwertungslogik’ quasi aushebeln können. Andererseits haben wir aber auch kein anderes geeignetes Instrumentarium – wenn wir uns nicht entschliessen, gerade auch angesichts dieser Technik und ihrer drohenden Folgen diese ‘Logik’ als ganze zu hinterfragen.
Januar 17th, 2019 at 10:17
@Peinhart: Schon gesehen. Ich halte das hier für einen guten Beitrag: Künstliche Intelligenz oder Künstliche Dummheit?
Die Computersysteme der „Künstlichen Intelligenz“ sollen der neue Exportschlager der Bundesrepublik werden. Doch neu ist das nicht. Schon 1980 machten Forscher vollmundige Versprechen über intelligente und kreative Computer der Zukunft. Sie scheiterten kläglich. Was ist heute anders als vor dreißig Jahren?
Spoiler: Nix.
Muss aber gleich los, das autonome Flugtaxi ist bestellt.
Januar 17th, 2019 at 11:52
Hihi: Wer heilt, hat recht: tweet
Arschlöcher.
Januar 17th, 2019 at 12:35
Hab’ ich wirklich “Arschlöcher” geschrieben? Arzt legt Beschwerde beim ZDF zum Homöopathie-Beitrag ein – hier sein Brief
Wenn der Geldbeutel bedroht ist, dann gerät das Hirn unter Druck. Der Typ hat die Sendung entweder nicht verstanden oder nicht geschaut.
Januar 17th, 2019 at 19:47
Ah, Entwarnung – Scheuer ganz der alte…