Einer der erschütternden Belege für die politische Dummheit vieler Zeitegnossen ist die Illegalisierung von “Drogen” und die allgemeine Zustimmung dazu. Wer sich damit befasst hat, kennt die Horrorstories und Propaganda, die etwa zum Verbot von Cannabis geführt haben. Der sogenannte “War On Drugs”, die Verstrickung der CIA und illegale Drogen als Machtbasis Organisierter Kriminalität, das alles sind Binsenweisheiten. Würde man Drogen komplett legalisieren, die Welt wäre eine bessere.
Ich möchte aber heute einmal auf einen anderen Aspekt hinweisen, der die geifernden Urteile über Drogensüchtige betrifft. Anlass dazu ist die faszinierende Wirkung legaler Drogen und deren Suchtpotential. Vor allem ein Wirkstoff ist darunter, schon ewig bekannt und noch immer im Einsatz: Benzodiazepam, berühmt und berüchtigt durch das Präparat “Valium”; heute sind die Marktführer andere. Zumeist wirken die Probanden weggetreten, es ist aber auch eine ganz andere Wirkung beobachtbar:
Legal, illegal …
Es kommt in Fällen schwerer Depressionen und Angststörungen vor, dass verwirrte Patienten plötzlich klar werden und Affekte zeigen, die sonst in ihrer Gefühllosigkeit versinken. Wäre nicht das schwere Suchtpotential, man wäre geneigt, die Substanz über längere Zeiträume und täglich, ggf. mehrfach zu verabreichen. Aus Patientensicht ein Reiz, dem man leicht verfallen kann, wenn man sich das Mittel beschaffen kann.
Ein anderes Beispiel sind Jugendliche, bei denen ADHS seriös diagnostiziert wurde. Es kommt nicht nur in Einzelfällen vor, dass sie dem Standardmittel Methylphenidad (Ritalin, Medikinet, Concerta) eine andere Substanz vorziehen: THC, der Wirkstoff von Cannabis. Es ist vor allem nach Bedarf zu dosieren und hat offenbar angenehme Nebenwirkungen. Alkohol wiederum ist ein hoch wirksames Anxiolytikum (Angstlöser).
Dopeamin
Ebenso ist bekannt, dass die sog. “Borderline-Störung” regelmäßig mit dem Konsum illegaler Drogen einher geht. Es geht bei all diesen Substanzen um Wirkungen auf Botenstoffe im Hirn wie Serotonin und Dopamin, deren Stoffwechsel bei psychisch Kranken quasi offiziell als gestört gilt, während “Drogensüchtige” ohne Diagnose und durch den Schwarzmarkt versorgt unterwegs sind.
Das Bild, das Krethi und Plethi von Drogensucht haben, ist daher wie so vieles dem Hang zur Abwertung anderer Menschen geschuldet. Das fängt schon da an, wo sie glauben, eine Substanz mache süchtig. Richtig ist: Der Süchtige sucht sich seine Droge, weil er sie braucht, nicht umgekehrt. Sogenannte “Drogensucht” ist das Symptom einer Krankheit, nicht mehr und nicht weniger.
Dezember 10th, 2018 at 13:52
Interessant neben Behandlung von Krankheiten ist auch die gezielte Modifizierung des Verhaltens und der Persönlichkeit. Als einfachstes Beispiel halten da Soldaten her, die auf Amphetaminen und anderen Substanzen eher bereit sein sollten Ihrer Aufgabe gerecht zu werden. Substanzen wie Kokain sind beliebt bei Performern, weil sie auch bestimmte Charaktereigenschaften fördern. Ein Mensch der nüchtern kein überzeugendes Charisma ausstrahlt könnte plötzlich eine Motivations- oder Überzeugungsmaschine sein.
Was wären die Auswirkungen, wenn offener Umgang zum Bewusstsein führt dass man nach Einnahme von Minimaldosen plötzlich (temporär und konstant) elementare Charaktereigenschaften abgewandelt werden und man sich Persönlichkeit zumindest bis zu einem gewissen Grad zurecht baut?
Dezember 10th, 2018 at 16:42
Oft vergessen heute ist, das dem “war on drugs” ein Jahr zuvor der Probelauf “war on cancer” voraus ging.
Beide Kriege wurden in der Ära Nixon 1971 und 1972 initiiert.
In den USA hatte sich seinerzeit die “Dolchstoßlegende” vom nur durch Drogen verlorenen Vietnamkrieg bei den Konservativen durch gesetzt, so dass man gewillt war, mit viel Geld in beiden “Kriegen” an den Symptomen herum zu doktern, ohne auch nur im Mindesten die Ursachen anzugehen.
Und nach dem die Leute sich daran gewöhnt hatten, viel Geld für Nichts auszugeben, war das Bett gemacht für die Lizenz zum Geld drucken, dem “war on terror”.
Drogensucht und Krebserkrankungen sind vermutlich so alt wie die Menschheit, aber damit im großen Maßstab auch noch Geld zu verdienen, ohne den Menschen zu helfen, das schafft nur der Kapitalismus.
Der sorgt sogar noch dafür, dass die Fallzahlen immer neue Rekorde erreichen.
Dezember 10th, 2018 at 18:30
“Der sogenannte “War On Drugs”, die Verstrickung der CIA und illegale Drogen als Machtbasis Organisierter Kriminalität, das alles sind Binsenweisheiten. Würde man Drogen komplett legalisieren, die Welt wäre eine bessere.”
Spätestens nachdem man “4Blocks” oder die “Narcos-Serie” geschaut, sowie sich mit der Geschichte der mexikanischen Drogenkartelle beschäftigt hat (inklusive CIA-Verstrickung), weiß man, dass es niemals eine Legalisierung von harten Drogen geben kann und wird. Daran verdienen einfach zu viele korrupte Politiker, Drogenbosse, Gangster und Geheimdienste weltweit. Und die wollen alle garantiert keine Steuern bezahlen. ;)
Dezember 10th, 2018 at 18:41
Wer mal einen Abend rumbringen will und einen Hang für Realsatire hat, sollte mal bei Youtube ‘Marlene Mortler’ eingeben…
Dezember 11th, 2018 at 00:25
Der Erste, der eine elektronische Droge am Markt plaziert, dessen Besitz legal ist und dessen Nebenwirkungen jederzeit jemand anderem haftbar sind, gewinnt. Kleiner Auszug aus Filmen der 90er. Was ist auch schon Heroin im Gegensatz zum Klugscheißfon? Gut, es klingt eher ab und macht Dich bald madig und schlecht aussehend, wofür das Smartphone ca. 8 Jahre benötigt, aber Du wirst nie Familien, Konzerne, Politik und Ökonomie so im Griff haben, während der Druguser denkt, er hätte alles im Griff. Win-Win und Synergie Galore! Wäre da nur nicht die gebückte Haltung und der nächste Laternenmast! Wie schön ist da nicht die Fremdenangst, während man stolz erzählen kann, man hat den nächsten Balloon Shooter Level erreicht, während man die Olle mit den drei Blagen von der A2 bei 180 gefegt hat, die es leider nicht mehr in die MHH geschafft haben. Wohl an! Sport frei! Da wächst bestimmt etwas Großes draus! Kommt…Ihr könnt mehr noch geben!
Dezember 11th, 2018 at 08:41
Zitat: “Einer der erschütternden Belege für die politische Dummheit vieler Zeitegnossen ist die Illegalisierung von “Drogen”…
Mag sein, dass ich zu den “politisch dummen Zeitgenossen” zähle, aber ich bin keineswegs für freien Zugang zu Drogen (ohne Gänsefüßchen). Was mir vorschwebt, ist die Gleichbehandlung aller Drogenkranken – nämlich dass mensch, der den eigenen Drogenkonsum nicht unter eigener Kontrolle hat, den Anspruch hat, als KRANK angesehen und behandelt zu werden wie andere Kranken auch, aber eben NICHT als Straftäter. Bei Alkohol wird das allgemein so gehandhabt. Es macht wenig Sinn, das bei Tabak, Hasch oder Heroin anders zu handhaben. Das wäre mir das Wichtigste. Wie man mit den Drogenhändlern umgeht, ist mir eher egal.
Vielleicht würde bei heftigen Drogen ein legaler Zugang über Verschreibungspflicht und Mindestalter genügen.
Dezember 11th, 2018 at 08:59
>mancher schad ist nicht zu heilen durch die kräuter aller welt:
hanf hat viel verzweifelt böses gut gemacht und abgestellt.<
Logau 2, 191, 78.
[Bd. 10, Sp. 433]
Hier entnommen:
https://tinyurl.com/ycxhjrzu
Nicht berauschenden Hanftee (schmeckt sehr langweilig und ist schröcklich teuer) und Hanföl (schmeckt abschreckend, dafür verhältnismäßig günstig und ganz hervorragend zum Einölen geeignet, die Haut dankt es und der Korpus nimmt die wohltuenden Stoffe auf diese Weise auf) kann man immerhin legal erwerben.
Führt Schwermut zu mir mehr Leergut?
Ist mein Körper der Schlafsack meiner Seele?
Dezember 11th, 2018 at 09:48
@6, Wal
Mich interessiert, welche Befürchtungen du hast bezügl. einer Freigabe. Denn es ist ja sicherlich nicht gemeint im Heißluftballon über der Stadt Trips abzuwerfen oder ein Drogenparadies zu schaffen, sondern einen Paradigmenwechsel zu vollziehen. Sicher bedarf das auch gewisser Regulation, aber die sollte sich aus der Sache begründen und nicht aus dem Brauchtum und/oder schwarzer, strafender Pädagogik(nicht daß ich dir letzteres unterstellen will).
Dezember 11th, 2018 at 10:12
Zumindest in Sachen Gras gibt es global mittlerweile harte Rückzugsgefechte. Kanada, Californien, Portugal…All diese Länder sind noch nicht wegen exzessivem Konsum zerfallen. Ich frage mich bei Leuten wie Marlene Mortler, wie die dann in ein paar Jahren, wenn auch hierzulande die Legalisierung durch ist, sich erklären können, warum sie so lang dagegen waren.
Dezember 11th, 2018 at 10:56
@Mordred Eine progressive Drogenpolitik in Deutschland ist genauso unmöglich, wie eine vernünftige Verkehrspolitik. Es wird hier niemals zu irgendeiner Legalisierung kommen. Weder Mentalität, noch Staat, Wirtschaft und Schattenwirtschaft geben das her.
Dezember 11th, 2018 at 11:11
@10.Roetel:
“Weder Mentalität, noch Staat, Wirtschaft und Schattenwirtschaft geben das her.”
Anders als in Mexico, Afghanistan und co. ist DrogenANBAU hierzulande kaum wirtschaftlich / finanziell relevant.
Dezember 11th, 2018 at 11:14
@8
Es sind dieselben Befürchtungen, wenn Minderjährigen Schusswaffen oder Giftstoffe in die Hand gedrückt werden. Wo es sich um gefährliche Materialien handelt, ist ein allgemein sorgsamer Umgang erforderlich. Das hat nichts mit “Brauchtum” zu tun.
Wer da andere Ansichten hat, soll bitte seine Gründe und seine Vorschläge nennen, statt provokante Rückfragen zu stellen. Das gilt auch für dich.
@10
Wer nur Schwarz oder Weiß kennt (Alles verboten oder Alles frei), der bringt auch nichts in Bewegung.
Dezember 11th, 2018 at 12:39
@Wal:
Jugendliche kommen weder schlechter noch besser an Marihuana/Dope ran, wenn dies kontrolliert abgegeben/legalisiert wird. NIEMAND, der ernst zu nehmen ist, spricht sich für eine Abgabe an Minderjährige aus!
Der Schutz der genannte Zielgruppe dient also schwerlich als Argumentation gegen eine kontrollierte Abgabe oder Legalisierung.
Stattdessen könnte man die Steuerzugewinne für die Drogenaufklärung benutzen, um eben jene besser schützen zu können.
Außerdem ist es ja eine Binse, dass auf Jugendliche ein Verbot eher ein Reiz ausübt, als jene davon abzuhalten irgendetwas nicht zu tun.
Dezember 11th, 2018 at 12:40
@Wal: Soweit ich weiß, hat die Aufhebung der Verbote in den o.g. Ländern nicht zu einer Erhöhung des Konsums geführt. Unterhalte dich doch einfach mal mit 10- 12-Jährigen in D-land, welche Drogen sie bereits kennen. Du wirst erstaunt sein.
Ich glaube, dass der Reiz des Verbotenen überwiegt (man macht ja etwas “cooles”) und dass auf der bestehenden Basis, nämlich der des Verbots, niemals eine halbwegs vernünftige “Drogenpolitik” möglich sein wird.
Im Gegenteil führt Prohibition zu im Keller angerührten Mittelchen, von denen niemand mehr ahnt, wie sie wirken. Es winkt der schnelle Profit.
Ich bin daher eher für eine uneingeschränkte Freigabe. So könnte dann eine imaginäre “Stiftung Dopetest” das Zeug analysieren und warnen.
Dezember 11th, 2018 at 12:48
@alle
Lest erst mal, was ich geschrieben habe, bevor ihr mit Reflexantworten kommt. Ich habe erst mal keinen Unterschied zwischen den verschiedenen Drogen – von Alkohol bis Heroin – gemacht. Ich habe keine Lust mit zehn Leuten über zehn verschiedene Drogen zu diskutieren. Es sind alles gefährliche Stoffe, die krank machen oder zum Tod führen können. Noch weniger Lust habe ich, auf Beispiele und Fälle einzugehen, für die ich meine Antwort schon gegeben habe.
Ich bin hier raus!
Dezember 11th, 2018 at 12:56
Wer sagt denn, dass man das Thema auf einem Blog in fünf Minuten erschöpfend diskutieren kann?
Ich bin auch raus, weil ich mir seit 40 Jahren darüber Gedanken gemacht habe.
Mein Dopamin-Depot diesbezüglich ist deshalb ziemlich erschöpft.
Dezember 11th, 2018 at 13:19
@15 ich wollte dich nicht provozieren!
Ich finde auch nicht daß Drogen an der Supermarktkasse verkauft werden sollten. Aber auf der anderen Seite wiegen schwer all die Toten und Kranken durch schwankende Reinheitsgrade, gesundheitsschädliche Streckmittel/Pflanzenschutzmittel/Dünger, der Schaden den organisiertes Verbrechen in einer Gesellschaft anrichtet, von dem Elend in den Produzenten- und Transitländern (nicht!)ganz zu schweigen.
Da fand ich es legitim nach ebenso schwerwiegenden Gründen zu fragen, die gegen eine sofortige Beseitigung dieser Übel durch Legalisierung in geordneten Bahnen sprechen könnten.
Ich bin ja schliesslich auch kein Ähxperte.
Dezember 11th, 2018 at 14:42
Es gibt stoffgebundene und verhaltensgebundene Süchte. Das Smartphone beinhaltet beide Formen,nicht selten mit plötzlich tödlichen Ausgang:
https://tinyurl.com/y9kj88vs
Dezember 11th, 2018 at 21:55
Weiss nich wies dir geht, @Wal Nro. 15. Die südöstlichste aller südöstlichen Äberlausitzen is grad zugeschneit. Werd morgen Alles was nach Oarbeid riecht sein lassen, Frau Trulla in die Stiefel, ich an die Kette, und raus. ´S gibt nichts Schöneres, auch ne Form von Sucht.
Für ne allgemeine Freigabe von Drogen aller Art bin ich nich. Crystel Met, die Scheisse habch kenngelernt.
Für mich stellt sich die Frage, wohin kannste noch flüchten…
Dezember 11th, 2018 at 22:05
Meth ist so ein Beispiel, das du nur in den Griff kriegst, wenn es Möglichkeiten, sich quasi ‘passendere’ Drogen zu besorgen (möglichst gar für lau), die dich nicht nur umbringen. Statt Prohibition bräuchte es Versorgung – eine Art medizinische.
Dezember 12th, 2018 at 01:04
Ist selten, aber dieses Mal halte ich die Diskussion hier für neben der Spur. Es geht doch gar nicht um die Legalisierung, die steile These ist der letzte Satz : “Sogenannte “Drogensucht” ist das Symptom einer Krankheit, nicht mehr und nicht weniger.” , und den würde ich gern für Blödsinn halten, tu mich dabei aber leider schwer.
Ob und wann welche Drogen auch immer hier legalisiert werden ist doch völlig wurscht, solange du von Gras bis Heroin alles im Park bekommst. Und der Reiz des Verbotenen spielt hier auch keine Rolle.
Es geht darum dass unserer “Gesellschaft”(tm) der Drogenmissbrauch doch deutlich näher liegt als die Krankheit der “Drogensucht”. Das ist ‘n Problem ! Ob das systemimmanent ist, das würd ich euch gern diskutieren lesen.
…ich lauer dann mal weiter.
Edith sagt ich hab das Problem auch nicht verstanden. Oder nicht richtig ausgedrückt. Aber das kann ich gerade nicht ändern sondern nur auf Verständnis hoffen.
Dezember 12th, 2018 at 10:12
@yussuf:
“Es geht darum dass unserer “Gesellschaft”(tm) der Drogenmissbrauch doch deutlich näher liegt als die Krankheit der “Drogensucht”. Das ist ‘n Problem ! Ob das systemimmanent ist, das würd ich euch gern diskutieren lesen.”
Weiß nicht, wie du das meinst. Ich möchte nur über Drogengebrauch sprechen, nicht gleich über “Drogenmissbrauch”.
Ich liege derzeit in der Grippe und schlucke legale Drugs.
Wer kommt überhaupt ohne Drogen über die Runden? Jedenfalls ist Drogengebrauch in unserer Gesellschaft legitim, wenn nicht unabdingbar.
Wie mensch dann vom “Gebrauch” zum “Missbrauch” kommt, ist vielleicht ein Thema für Fachleute, nicht für mich.
Dezember 12th, 2018 at 10:35
Ich nehme an, dass YussuF sich in erster Linie auf Drogen in einem engeren Sinne, nämlich solche, die vor allem die Wahrnehmung beeinflussen, bezieht. Und das Problem, dass diese in unserer ‘Gesellschaft’ in erster Linie nicht etwa zur ‘Bewusstseinserweiterung’, sondern eher zur ‘Bewusstseinverengung’ eingesetzt werden, nämlich um diesen Laden überhaupt noch ertragen zu können. Das Resultat sind Fluchten nach Innen, die einer Veränderung des Aussen nicht unbedingt föderlich sind.
Dezember 12th, 2018 at 11:36
Also ich weiß nicht ob flatter sich auch darauf bezieht, aber es gibt ein Buch von Johann Hari und auch einiges von ihm auf youtube, was genau in flatters Kerbe schlägt (meine ich).
https://www.ted.com/talks/johann_hari_everything_you_think_you_know_about_addiction_is_wrong
Für mich als jahrzehntelangen, jetzt meist inaktiven Drogenmißbraucher ist seine Darstellung der Sucht (Subsitut für eine Leere im zwischenmenschlichen Bereich/die Mehrzahl!! harter Drogenuser sind Missbrauchsopfer) die erste, die mir einleuchtet und sein Lösungsansatz (kontrollierte Freigabe bei zusätzlicher schwellenloser Unterstützung) der Erfolg versprechenste.
Dezember 12th, 2018 at 12:15
Betrachtet frau die Sache vernünftig, dann ist die Sache sehr einfach zu beurteilen: Drogen, wie viele andere Dinge auf der Welt haben per se erst mal nichts “Schlechtes” und nichts “Gutes”, nicht Schädliches oder Unschädliches. Es kommt lediglich darauf an, wie und zu welchem Zweck mit diesen Dingen verfahren wird. Es kommt also immer auf die Quantitäten und vor allem darauf an, ob es das Dasein bereichert und/oder verfeinert. Mehr ist dazu nicht zu sagen.
Betrachtet frau die Sache unter dem Blickwinkel der Gewalt, dann wird die Beurteilung des Gebrauchs den Zwecken der Gewalt untergeordnet und der Umgang mit ihnen wird mit den Mitteln der Gewalt geregelt. Hinsichtlich der Beurteilung von Drogen heißt das z. B. für den Monopolisten der politischen Gewalt, den Staat, ob der Gebrauch seinen politischen Zwecken (Herrschaft) und Zielsetzungen (nationale Größe) dienlich oder nicht ist. Dass sehen dann die einen so und die andern anders und dann kommt es zu einer saublöden Diskussion, an deren Ende dann der Wille irgendeiner Seite durch die Gewalt unterworfen wird und die Unterwerfung durch ein Gesetz instutionalisiert wird. Unter einer solchen Bedingung, aber vor allem der Bedingung der Massenverelendung, sind auch unter dem erlaubten Gebrauch Drogen nur bedingt Genussmittel, sondern werden zu Mitteln der Verdrängung des Elends und nehmen in diesem Sinne eine ähnlich schädlich soziale Funktion ein wie gegenwärtig die erlaubte Droge Alkohol.
Als Resümee ließe sich festhalten: Nicht die Droge ist am Elend vieler Menschen schuld, sondern die Brutalitäten des Daseins, welche jene auszuhalten haben.
Dezember 12th, 2018 at 13:45
@12 Warum ist Portugal vom einstigen Armenhaus Europas zu einer fortschrittlichen, progressiven und liquiden Demokratie aufgestiegen (sie haben sich nie an das deeutsche Diktat gehalten)? Weil die nur schwarz und weiß kennen? So etwas wie dort ist und bleibt in Deutschland undenkbar! Grund sind die Leute. Die ersten “offiziellen” Kifferdemos gab es in NRW in den 80ern. Was hat sich denn da bisher getan? OK, für Epileptiker und seltene Krebspatienten gibt es da mittlerweile was von Ratiopharm. Anno 2018. So weit, so schlecht! Noch immer werden die Bullen auf jeden Kiffer angesetzt, da es schnelle Erfolgsmedlungen zeitigt, was bei der merheitlichen Bevölkerung gut ankommt und die Statistik schönt. Dass das Einknasten der Leute ca. 350 / Tag und Person kostet, könnte man jetzt zum Beispiel erwähnen, muss man natürlich nicht. Genauso gut könntest Du die Bullen auch jedem zugesoffenen Penner hinterher schicken, wenn das Recht es zuließe und Du hättest dann sogar noch etwas gegen die Obdachlosigkeit getan. Allerdings kriegt man für 350 sicher auch ein Zimmer in einer Pension.
Wer Drogen nehmen will, wird es so oder so tun. Da ist das Gesetz wenig hilfreich. Zudem kommen noch die Trends in der Arbeitswelt hinzu. Bei der Kreativ- und Softwarebranche sind gerade LSD-Mikrodosen angesagt, bei Bankstern, Politikern und Managern nach wie vor Koks in rauen Mengen (u. a. weil man so auch viel mehr saufen kann), bei Arbeitern Crystal, bei Studenten und Schülern Ritalin und Kiffen (abhängig von der Tageszeit). Der Rest der angeblich nichts nimmt, lässt sich Hallo Wach und gute Nacht nebst Viagra vom Arzt verschreiben. Für die Kids muss eh Ritalin (Amphetaminderivat) ran, da deren ADHS durchaus berechtigt ist, seit Mama & Papa sich mehr für das Klugscheißfon interessieren, als selbst die Kinder. Also was willst Du da mit irgendwelchen “Begrenzungen” erreichen? Wer an sowas glaubt, glaubt auch an Obergrenzen bei der Migration! “Ja, aber wenn der 18 ist und das und das hat, dann geht das natürlich schon…” Was für ein Bockmist! Einer der 18 Lenze erreicht hat, kauft natürlich auch kein geklautes Auto oder isst ein vorher noch verkaufbares Brötchen direkt im Supermarkt oder kauft kein frisiertes Bike oder so. Ja, nee…is’ klar! Habt ihr es schon mal mit der Realität versucht? Die ist allerdings für den Deutschen zu unbequem. Ja und dann gibt es natürlich noch die, die wirklich nichts nehmen. Die Asketen stellen jedoch, entgegen landläufiger Annahme, eher eine Minderheit dar. Hier reichen die bisherigen Lügen als Schutz komplett zu. Es muss auch keiner vor den Junkies beschützt werden. Eher umgekehrt. Wer das nicht nehmen will, wird es auch nicht nehmen und das ist auch gut. Das ist schließlich keine Seuche, wie die Pest, die einen plötzlich anfällt. Womit ist eigentlich der größte und bis heute meist belobigte und gefeiertste, deutsche Chemiekonzern groß geworden? Mit Heroin als Kinderhustensaft! Da könnte man ja evtl. mal ansetzen, aber das ist dem Deutschen nicht bequem genug!
Dezember 12th, 2018 at 14:10
@ Roetel
Erstens wüsste ich nicht, was an einer “liquiden Demokratie”, also einer besonderen Form der Herrschaft, fortschrittlich sein sollte. Außerdem baumelt Portugal bezüglich nationalem Reichtum am unteren Ende der Skala der EU-Staaten. Und wenn die Leute der Grund dafür sind, umso schlimmer.
Was du desweiteren darüber schreibst, wie im allgemeinen mit Drogen umgegangen wird, ist für systemkritische Leute nichts Neues und führt zu keinen Erkenntnissen.
Na ja, und mit deinen praktischen Vorschlägen, dass die Bullen nicht mehr zugesoffenen Pennern hinterherrennen sollen oder der Deutsche nicht so faul sein sollte, wirst du dem (Drogen) Elend kaum gerecht.
Dezember 12th, 2018 at 14:30
Hallo Roetel,
ich habe den Zusammenhang zwischen deinen Gedanken und meinem Beitrag 12 nicht verstanden. Ich versuche mich also verständlicher zu machen:
Ich hatte im Beitrag 12) gesagt, dass der Gebrauch von Drogen allerhöchstens eine Krankheit, aber niemals eine strafwürdige Handlung darstellt.
Das bedeutet:
1. Die Unterscheidung von legalen und illegalen Drogen ist zu beseitigen. Es gäbe dann keine illegalen Drogen mehr.
2. Ich tendiere zweitens dazu, alle Drogen (auf Englisch „drugs“) vom Alkohol über Zigaretten bis zu Heroin ähnlich wie Medikamente zu behandeln, also durch ein abgestuftes Regelwerk, das vom freien Verkauf mit Mindestalter über den freien Verkauf durch Fachpersonal bis zur Verschreibungspflicht durch Ärzte/Fachleute reicht – je nachdem um welche Substanzen es sich handelt.
Die politische Losung „Freigabe aller Drugs“ halte ich für kontraproduktiv, weil sie dem komplexen Sachverhalt nicht annäherungsweise gerecht wird.
Gruß Wal
Dezember 12th, 2018 at 15:22
@Wal: Wie man das regeln könnte, ist eine Frage. Da Allmacht nicht zu meinen Kompetenzen gehört, habe ich da keine feste Vorstellung. Die Aussage oben: “Würde man Drogen komplett legalisieren, die Welt wäre eine bessere.“, ist durchaus so gemeint, dass sie selbst auf eine unkontrollierte Freigabe zutrifft. Es kann freilich auch bessere Lösungen geben.
Dezember 12th, 2018 at 15:37
@flatter: meine inhaltlichen und politischen Bedenken gegen unkontrollierte Freigabe habe ich vorgebracht. “Unkontrolliert” ist sowieso ein Panikwort – nicht nur in Deutschland. Damit gewinnt man keine Leute. Aber ich finde es gut, dass du meine Gedanken nicht “auf der Gegenseite” einordnest.
Dezember 12th, 2018 at 15:54
Wie gesagt: “dann kommt es eben zu einer saublöden Diskussion, an deren Ende dann der Wille irgendeiner Seite durch die Gewalt unterworfen wird und die Unterwerfung durch ein Gesetz eine Regel oder Moral instutionalisiert wird.”
Ihr denkt einerseits wie (und für die) die Mächtigen (abgestuftes Regelwerk, Wahnsinn) und wollt den Widerspruch durch Gewalt entscheiden andererseits denkt ihr wie Systemkritiker (Allmacht gehört nicht zu meinen Kompetenzen) und habt keine Vorstellungen. Zu einer gescheiten Beurteilung, indessen, könnt ihr euch nicht durchringen.
Dezember 12th, 2018 at 16:19
@flatter:
hast du dir diesen Oberlehrer bestellt, der hier Zensuren verteilt? Ich habe schon Grippe, darauf noch eine “persönliche Ansprache” brauche ich nicht.
Dezember 12th, 2018 at 16:36
Ich nehme zur Kenntnis, dass ‘alle außer ich [ricardo]‘ eine Personalunion darstellen und falsch sind. Auch eine Weltsicht. Wie überzeugend sie ist, ergibt sich aus ihrem Fokus.
Dezember 12th, 2018 at 17:31
H@llo Wal B Ist OK, kann man so machen, nur finde ich die Begrenzungen halt panne. Wenn der oder die 16jährige kiffen oder anderes wollen, läuft es wieder auf die Schattenwirtschaft hinaus, mit allen anderen negativen Aspekten. Du kannst die Leute nicht davor schützen. Du kannst sie nur stark genug machen, damit sie nicht den Wunsch nach dieser Art Rausch hegen. Der Rest wäre sonst Vogel-Strauß-Politik nach dem Motto, was man nicht sieht ist auch nicht existent.
Dezember 12th, 2018 at 18:19
“Ich nehme zur Kenntnis, dass ‘alle außer ich [ricardo]‘ eine Personalunion darstellen und falsch sind.”
Das mag deine Interpretation sein. Du kannst aber auch gerne vernünftig statt trotzig sein, und das Falsche an meiner Argumentation herausstellen, statt sie einfach zu ignorieren oder als oberlehrerhaft (Wal.B.) lächerlich machen zu wollen.
Mir geht es doch nicht darum, euch anzupissen oder mich herauszustellen, sondern ich kritisiere Eure Argumentation, bzw. euer Verhalten (politische) Argumentation als Zensuren verteilen (Wal B.) oder Schachteldenken (flatter) abzutun.
Wie kann ein W. Buchenberg an anderem Ort für die Abschaffung des Geldes plädieren, für soziale Emanzipation der Menschen eintreten, sich gegen Staatsherrschaft aussprechen, aber dann hier Verbesserungsvorschläge an die Staatsherrschaft unterbreiten. Diesen Widerspruch müsste er schon mal aufklären. Ansonsten müssen seine Aussagen, mit Verlaub, unter den Titel “Verblödung” oder auch “Verarschung” eingeordnet werden. “Schizophrenie” wäre auch noch eine Möglichkeit.
Dezember 12th, 2018 at 18:33
@Roetel
Wie frau es aber auch anstellt, immer passt irgendwas nicht. So ist das halt mal in “liquiden Demokratien”.
Dezember 12th, 2018 at 18:44
Interessant ist bei dieser Thematik vielleicht auch die Meta-Ebene, nämlich die Entmündigung des Bürgers, Souveräns, wasauchimmer.
Festzuhalten ist, dass grundsätzlich all das nicht justiziabel ist, was nur mich selbst schädigt und sonst niemanden. Es steht mir beispielsweise frei, bzw. wird nicht strafrechtlich verfolgt, wenn ich mir ein oder beide Beine absäge.
Wenn ich also niemanden drogengeschwängerten Rauch ins Gesicht blase, schade ich im Zweifelsfall nur mir selbst.
Die Tatsache, dass Drogengebrauch (oder zumindest der Besitz der ja unabdingbar für den Gebrauch ist) aber trotzdem strafbewehrt ist, empfinde ich als grundsätzliche Missachtung von Rechtsprinzipien und darüber hinaus als einen groben Eingriff in die Souveränität meines Handelns.
In so fern ist dieses Thema für mich ein großer Aufreger.
Dezember 12th, 2018 at 18:45
@Ricardo
dir muss ich überhaupt nichts aufklären. Du hattest über Jahre Gelegenheit mit mir über alles und jedes zu diskutieren, als du im Marx-Forum nicht nur angemeldeter User, sondern sogar langjähriges Mitglied im Moderatorenteam des Forums warst.
Du hast dich aus dem Marx-Forum verabschiedet, weil ich angeblich (nicht mit dir) aber mit anderen Linken zu polemisch oder unsachlich umgegangen sei. (Ich bin jetzt zu faul oder zu krank, den genauen Wortlaut zu suchen, aber irgendwo steht da noch alles.)
Wie hier jeder sehen kann, bist du es, der in Diskussionen wiederholt unsachlich wird und weder Anstand noch Respekt zeigt. Ich drücke hier jetzt den Ignorierbutton, so dass ich in Zukunft deine Anfeindungen weder lesen noch kommentieren muss.
Gruß Wal
Dezember 12th, 2018 at 18:52
@ricardo: Du kannst jetzt aufhören, Kommentare und Verhaltensweisen anderer zu bewerten oder weiter trollen. Letzteres kann der Säzzer nicht empfehlen.
Dezember 12th, 2018 at 20:48
Nur mal so: Die guten Feinde – Mein Vater, die Rote Kapelle und ich heute abend 22:45 auf arte oder eben schon jetzt via link (bis zum 18.12.)
Dezember 12th, 2018 at 21:52
Danke, oblomow.
Dezember 13th, 2018 at 10:33
OT – Guter Artikel zum desaströsen Zustand der repräsentativen Demokratie in Großbritannien. Trifft auf andere, insbesondere europäische Staaten ganz ebenso zu, auch wenn zB bei uns der ‘Schleier’ (veil) noch einigermaßen intakt ist, im Gegensatz zu zB Frankreich und Spanien, wo er auch schon ziemlich in Fetzen hängt. Dahinter aber sieht es fast überall schon genauso aus, aus im großen und ganzen denselben Gründen.
Dezember 13th, 2018 at 11:18
“Du kannst jetzt aufhören, Kommentare und Verhaltensweisen anderer zu bewerten oder weiter trollen.”
Dazu möchte ich, wenn es noch einmal erlaubt ist, Folgendes sagen:
@flatter:
1. Ich habe niemanden als Oberlehrer oder arrogantes Großmaul (indirekt) diffamiert, 2. habe ich keine Bewertungen im Sinne von richtig oder falsch abgegeben, sondern Kritik in Form von Argumenten geübt, die der Kritisierte jederzeit widerlegen kann. Was, übrigens, der einzige Weg ist (theoretische) Fehler zu beheben, das möglicherweise falsche Denken zu verändern und/oder das Bewusstsein zu erweitern ( Menschen mit fertigen Konzepten, Weltbildern und Ideologien mögen das natürlich nicht, denn dabei müssen sie ja das Wagnis eingehen, dass ihre Dogmen und damit quasi ihre Persönlichkeit (zunächst) zertrümmert werden ) und 3. wird bewusst oder unbewusst Kritik mit Bewerten bzw. Trollen konfundiert.
@W. Buchenberg
Es geht bei der Aufklärung eines Widerspruchs, wie auch generell, nicht um mich, sondern darum, ihn aufzuklären, wo und wenn er sichtbar wird. Außerdem, wenn du es schon ansprichst, bezieht sich meine Kritik an deinem Verhalten in deinem Forum weniger auf Polemik oder Unsachlichkeit als auf dein gewaltsames Verhalten durch Kopfdrücken und Sperren dir unliebsame Kritik oder Diskussion zu unterbinden. Ein Diskussionsforum macht aber nur Sinn, wenn gegensätzliche Meinungen, Thesen vorgetragen und Argumente frei ausgetauscht werden können.
Dezember 13th, 2018 at 11:25
” Du kannst aber auch gerne vernünftig statt trotzig sein,”
“Kritik in Form von Argumenten”
Finde den Unterschied
Dezember 13th, 2018 at 11:37
Ergänzend zu #42: De Masi ist kein Gegner der Marktwirtschaft. „Ein Linker hat nichts gegen Märkte, wenn sie funktionieren.“ (Quelle)
Nichts verstanden. Braucht kein Schwein, sowas.
Dezember 13th, 2018 at 14:31
@flatter
Ich weiß nicht, worauf du hinaus willst, weil ich deine Denkweise nicht nachvollziehen kann. Ich sehe hier weder einen Widerspruch noch eine Tautologie. Unter dem Gesichtspunkt, indessen, Vernunft als geistiges Vermögen des Menschen zu bestimmen, “Einsichten zu gewinnen, Zusammenhänge zu erkennen, etwas zu überschauen, sich ein Urteil zu bilden und sich in seinem Handeln danach zu richten” (Duden) ist (im Rahmen der Vernunft) “Kritik in Form von Argumenten” eine inhaltliche Voraussetzung für die Chance, Widersprüche ohne Gewaltanwendung aufzuheben.
Oder willst du damit insinuieren, dass es sich in im ersten Zitat nicht um eine eine “Kritik in Form von Argumenten” handelte. Dann hättest du schon recht. Es handelte sich in diesem Fall lediglich um eine, meinetwegen, polemische Antwort auf eine polemische Aussage, die frau im Kontext betrachten muss.
Dezember 13th, 2018 at 14:46
Verstehst du nicht? Macht nix. Wenn du mir noch einmal Motive wie “Trotz” unterstellst oder sonstwie persönlich wirst, wird der Säzzer dazwischen grätschen. Die Regeln gelten auch für leute, die sie nicht verstehen.
Dezember 13th, 2018 at 14:51
Und hier noch ein interessantes Zitat aus einem Artikel der NDS, im dem sich Jens Berger – zu recht – gegen überzogene Antisemitismusvorwürfe der Amadeu Antonio Stiftung wehrt, in dem es aber auch um ‘verkürzte Kapitalismuskritik’ geht:
“Wie müsste linke Kritik am Kapitalismus – Kritik am Neoliberalismus ist ja offenbar per definitionem antisemitisch – eigentlich aussehen, um das sprach- und gedankenpolizeiliche Unbedenklichkeitssiegel der Amadeu Antonio Stiftung zu bekommen? Eine Passage aus dem Text, in dem den NachDenkSeiten Antisemitismus unterstellt wird, gibt da zumindest eine Andeutung …
„War es in einigen Teilen der politischen Linken früher gar nicht unüblich, etwa die Arbeit an sich zu kritisieren […], fordert heute kaum jemand mehr deren Abschaffung. Es ist dann etwa von gerechten Löhnen oder Arbeit für alle die Rede, wobei doch die Produktionsmittel seit langem auf einem Niveau sind, die zumindest eine radikale Arbeitszeitverkürzung möglich machen würden. Die Arbeit aber wird fetischisiert und ihre ‚gerechte‘ Entlohnung zum antikapitalistischen Kampf verklärt …“
Hand auf Herz, liebe Leserinnen und Leser. Würden Sie die NachDenkSeiten lesen, wenn wir solchen Unsinn schreiben würden? Wenn wir „die Arbeit an sich“ kritisieren würden und „deren Abschaffung“ fordern? Wenn wir nicht mehr gerechte Löhne und eine gerechte Verteilung, sondern stattdessen „radikale Arbeitszeitverkürzungen“ fordern würden? Wohl kaum. Und dies soll nun „unverkürzte Kapitalismuskritik“ sein? Dann doch lieber verkürzt.”
Dezember 13th, 2018 at 14:58
“hast du dir diesen Oberlehrer bestellt, der hier Zensuren verteilt?”
“Ich nehme zur Kenntnis, dass ‘alle außer ich [ricardo]‘ eine Personalunion darstellen und falsch sind. Auch eine Weltsicht. Wie überzeugend sie ist, ergibt sich aus ihrem Fokus.”
Finde den Unterschied.
Dezember 13th, 2018 at 15:03
@Peinhart: Es sind Sozialdemokraten. Wozu brauchen die Kapitalismuskritik? Wegen der gerechten Umverteilung? *lol*
Dezember 13th, 2018 at 15:28
@Rainer – Ja, hast ja recht, wissen wir ja. Erstaunlicher ist vielleicht wirklich der Text auf den er sich bezieht…
Dezember 13th, 2018 at 15:33
@Peinhart: Mausfeld und Paul Schreyer sind überigens auch Antisemiten und böse Verschwörungstheoretiker.
So langsam kann man Wetten darauf abschließen, wann solche Diffamierungen kommen und nicht mehr ob.
Ah, und Dirk Müller hat es letztens ebenfalls erwischt.
Primär scheint 90% davon von der Süddeutschen initiiert zu werden.
Dezember 13th, 2018 at 15:37
@ricardo: Diskussion beendet.
Dezember 13th, 2018 at 15:40
@Peinhart: Autsch, da stehen aber gute und richtige Sachen drin.
Dezember 13th, 2018 at 15:45
Meine Frau und ich sind Antisemitismus. Dieser Tinnef lenkt allerdings leider von dem erbärmlichen Stand ‘linker’ Analyse ab. Geradezu schwindelerregend die Argumentation zum “Antisemitismus”: Indem den NDS Personalisierung vorgeworfen wird, unterstellen sie ihnen persönliche Motive – anstatt die Sozendenke inhaltlich auseinander zu nehmen. Sich dabei mit einem Holzschnitt auf die Kritische Theorie zu berufen, ist zumindest mutig. Da muss man noch nicht mal darauf eingehen, wieso “Bordsteinschwalbe” und “Judaslohn” gleich “Brunnenvergiftung” und “Kindesmissbrauch” gleich Judenhass sind. So etwas kommt heraus, wenn man eigentlich nur für die eigene Filterblase schreibt.
Dezember 13th, 2018 at 15:53
Ich esse gerne Tintenfisch. Mist…
Dezember 13th, 2018 at 16:00
@flatter: Klar lenkt es ab. Das ist ja Sinn und Zweck solcher Nummern. Wenn aber bereits solch seichte Kritik wie die der NDS zu solch diffamierenden Gegenreaktionen führt und darauf kann man sich mittlerweile ja tatsächlich ziemlich sicher verlassen, dann hat eine linke Position wie die deine eh gar keine Chance mehr irgendwo außerhalb einer kleinen Randgruppe groß diskutiert zu werden. Ich weiß gar nicht wie sie den Antisemitismusvorwurf dann noch steigern wollen. Vielleicht bist du dann Putin?
Dezember 13th, 2018 at 16:40
Möglich. Ich setze allerdings nicht auf Publicity, sondern auf Überzeugung. Wenn man einen schlüssigen Gedanken versteht, den man nicht schon selbst hatte, lässt sich der nicht mehr entfernen. Das Zeugs, das nur Altbekanntes durchschleift, hat nur einen Effekt, nämlich den den Suggestion qua Wiederholung. Diese Antidingbumsismus-Strategie hilft weder gegen das eine noch gegen das andere.
Dezember 13th, 2018 at 17:15
Ich denke solche Diffamierungskampagnen dienen genau dem einen Zweck, dass Leute wie du erst gar nicht gehört werden. Es ist ja schlussendlich nichts anderes als eine Eingrenzung dessen, was man für sagbar und diskutierbar hält und was nicht. Wenn bereits sozialdemokratische Positionen eine Grenzüberschreitung darstellen, dann sind Kritiken, die bis hin zur Systemfrage gehen, eh raus. Und Jens Berger hat es ja selbst erlebt, dass er teilweise bei Veranstaltungen ausgeladen wird. Dirk Pohlmann, der zusammen mit Fiedler “Neues aus Wikihausen” macht hat mal ähnliches erwähnt, weil der Dreck am Ende auf seiner Wikiseite gelandet ist und die nunmal von Veranstaltern durchaus gelesen werden kann, woraus dann der entsprechende Effekt in Form einer Ausladung erfolgt.
Das führt schlussendlich dazu, dass diese Personen öffentlich kaum oder weniger wahrgenommen werden und darin liegt meiner Meinung nach auch die ganze Absicht. Verbieten in Form von Zensur ist dagegen ein primitives Werkzeug.
Was ich noch nicht so ganz verstanden habe ist, in wiefern diese Ausgrenzung von Meinungen am Ende wirklich erfolgreich ist, denn das Internet verändert vieles im Bereich der Wirksamkeit klassischer Medien im Bereich der Meinungsbildung. Um den Effekt abschätzen zu können stecke ich aber wahrscheinlich selbst viel zu tief in meiner eigenen Filterblasen. Die Gelbwesten könnten aber vielleicht ein Indiz dafür sein, dass sich da doch was ändert?
Und dass es dir um Überzeugung geht ist mir durchaus klar. Das würde ich den NDS aber nun auch nicht pauschal absprechen. Sie sind mittlerweile schon etws breiter aufgestellt. Da findest du auch viele Themen, die wenig mit sozialdemokratischer Politik zu tun haben, sondern andere “blinde Flecken” unserer Medienlandschaft beleuchten. Sehr dankbar bin ich ihnen z.B. dafür, dass sie immer mal wieder -und meistens zudem auch sehr gut ausgearbeitete- Artikel zum Thema Uranmunition haben.
Dezember 13th, 2018 at 17:54
OT: Apropos Sozialdemokraten. Heute schon gelacht? Wenn nicht, dann hat Svenja Schulze einen Witz auf Lager: tweet
p.s.: Au weia, jetzt habe ich den Fehler gemacht, mir auch andere tweets der Dame anzuschauen. Was für ein Desaster. Was macht die eigentlich beruflich?
Dezember 13th, 2018 at 18:39
Twittern, du Leser!
Dezember 13th, 2018 at 18:41
Äh, stimmt ja. :-D
Dezember 13th, 2018 at 18:44
Grüezi!
[OT] Ein schöner Essay über blinde Flecken in der Denke und was das mit der gelebten Praxis zu tun hat: Kopf und Körper – Über seine Klasse kann keiner hinaus
Dezember 13th, 2018 at 21:01
@Rainer #54 – Autsch, da stehen aber gute und richtige Sachen drin.
Durchaus. Mir will allerdings nicht einleuchten, wie man parallel zur ‘radikalen Kritik’ dann doch noch eine ‘liberal-rechtsstaatliche Auffassung’ und generell den Liberalismus affirmieren kann und will. Man kann letzteren doch ohne weiteres kritisieren, ohne gleichzeitig Begriffe wie Freiheit und Gleichheit in die Tonne zu treten. Vielmehr würden sie doch durchaus an Wirkung gewinnen, wenn man sie von ihrer Fixierung und Begrenzung durch das Eigentum befreien würde. Denn innerhalb dieser Grenzen ist das Programm des Liberalismus mit der ‘freien und gleichen Rechtsperson’ bereits erfüllt. Das darüber hinaus weisende Moment gehört gerade nicht dazu.
Ausserdem irritiert: Antisemitismus ist nach dem Politikwissenschaftler Samuel Salzborn „die Unfähigkeit oder der Unwillen, abstrakt zu denken und konkret zu fühlen“.
Das ist zwar ein gängiges Gebrechen, aber ist es auch schon Antisemitismus?
Dezember 13th, 2018 at 21:17
@64:
“Ausserdem irritiert: Antisemitismus ist nach dem Politikwissenschaftler Samuel Salzborn „die Unfähigkeit oder der Unwillen, abstrakt zu denken und konkret zu fühlen“.
Wie kriegt man so einen Müll zusammengeschrieben? Antisemitismus ist eine Geisteshaltung und wer meint ihn an irgendwelchen völlig abstrakten Definitionen festmachen zu können, der kommt eben auch zu dem Schluss, dass die NDS antisemitsch sind. Besonders “schön” finde ich auch das Argument der verdeckten Sprache. Klar gibt es die, dummerweise korreliert sie aber eben auch mit der nicht verdeckten Sprache von Menschen, die eben nicht antisemitisch sind. Daraus ergibt sich, dass das ein völlig unbrauchbares Kriterium ist. Wer es dennoch anwendet, der tut das -nach meiner Erfahrung- nicht wirklich mit ehrlichen Absichten.
Dezember 13th, 2018 at 21:19
@Peinhart: Oh je, ob die Welt mit solchen Definitionen besser wird, wage ich zu bezweifeln. Viele mögen ihre Nachbarn nicht. Alles Antisemiten!!1!
Dezember 13th, 2018 at 22:48
Das ist wie wenn sich Dilettanten mit Syndromen befassen. Wir haben da zwei Symptome, das MUSS doch dies und das sein. Ganz ähnlich funzen ‘Statistiken’ ohne konsistente Theorie. Überall viel Lärm mit null Sinn.
Dezember 14th, 2018 at 09:30
Der Typ ist irgendwie Antisemitismusforscher. Ich meinerseits habe gerade einen Hammer in der Hand und werde diese Festplatte als Nagel ansehen.
Ein anderer Experte empfiehlt bei tp Aktien: Staatliche Kursversicherung für eine Aktien-Rente?
Dieser Hütchenspieler ist Börsenspezialist, Erfolgsautor und bringt auch mal schneidige Gastartikel wie diesen zuwege, was eine kurze Suche ergab: Ohne Asylkosten könnten die Renten in Deutschland um 15% steigen
Wenn alle machten, was dieser Mensch empfiehlt, dann hätte er kein Geld aufhäufen können.
Alle doof. Komm, Einhorn, wir gehen.
Dezember 14th, 2018 at 11:05
“Ohne Asylkosten könnten die Renten in Deutschland um 15% steigen”.
Das sind die wirklich erschütternden Momente für mich, nicht nur so etwas zu lesen, sondern der Gedanke, dass Menschen auf so etwas reinfallen.
Das rechtsnationale Highlight in der Ökonomie:
“Raus mit Blackrock, ich lasse mich nur von der IG Farben versklaven.”
Die Art und Weise der aktuellen Migration, survival of the fittest, zeigt doch eindeutig, warum das Kapital sie zulässt, der Sozialstaat muss endgültig weg.
Und wenn das Thema durch ist, werden die frei gewordenen 15% für die Aufrüstung des Polizeistaats benötigt.
Dezember 14th, 2018 at 12:34
@69 Die Entwicklung ist jedoch eine Andere. Sie wird treffend in der Serie Incorporated (https://www.imdb.com/title/tt4118466/) beschrieben. Die Firmen er- und zersetzen den Staat, die Politik und die Gesellschaft, sowie Kunst und Kultur. Die Leute sind nicht nur arm trotz Arbeit, sondern arm wegen Arbeit.
Dezember 14th, 2018 at 14:06
OT: “The real power belongs to the people” sagt die hier: You Are Stealing Our Future: Greta Thunberg, 15, Condemns the World’s Inaction on Climate Change (en, yt, 4 Min.)
Dezember 14th, 2018 at 14:37
Ich bekam mal so eine Pflanze geschenkt, zur Einweihung meiner ersten eigenen Wohnung. Irgendwann roch die etwas streng, weswegen ich sie auf den Balkon verbannte. Mit Botanik hatte und habe ich nichts am Hut. Nach einigen Wochen kam dann die Polizei, von der Nachbarschaft alarmiert. Es bestünde wohl der Verdacht, ich würde in meiner Wohnung eine Haschplantage unterhalten. Ab diesem Tag wusste ich genau wo ich bin, auch wenn ich bis dato da nur so meine vagen Vermutungen hatte. Idioten. Alle miteinander.
Dezember 14th, 2018 at 15:15
Wo kämen wir auch hin, wenn die Leute ihre Einschlaf- oder sonstigen Hilfsmittel selbst anpflanzen würden. Damit lässt sich gar kein Geld verdienen. Also weg damit und verbieten.
Dezember 15th, 2018 at 10:58
Das ist doch mal eine wirklich originelle Argumentation:
Sofern man sich die Dominanz des Ökonomischen vergegenwärtigt, bleibt für die Aufgabe, den gesellschaftlichen Zusammenhalt sicherzustellen, nur ein fähiger Kandidat übrig: das liebe Geld. Nur dieses kann in unserer Gesellschaft als Gemeinschaftsstifter fungieren und das bedeutet konsequenterweise die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens. Nur dieses besitzt die Kraft das rechte crescendo in ein diminuendo zu verwandeln. Und nur das bedingungslose Grundeinkommen besitzt auch die Kraft, den Zerfall der Gesellschaft in einen Zusammenhalt umzukehren. (Quelle)
Ausgerechnet das Medium schlechthin einer ‘negativen Vergesellschaftung’, das ‘liebe Geld’, Königin aller Drogen…
Dezember 16th, 2018 at 03:12
Moin flatter
Meinen herzlichen Glückwunsch und meine Hochachtung vor der vielen Arbeit.
Gruß, Pantoufle