Was ein Sendeschluss ist, wie will man das noch jungen Nicht-Historikern darlegen? Schlimmer noch: Wie soll man dergleichen überhaupt erwähnen, ohne die heftigste Weigerung hervorzurufen, einem zuzuhören? Oppa erzählt vom Grammophon. Dabei bricht sich im Zorn der Abneigung gegen Oppas dumme Fragen die schleichende Einsicht bahn, dass da vielleicht tatsächlich hinter den Dingen etwas sein könnte, das man stets am falschen Ort sucht.
Hinter den Dingern, das sind vor allem die je aktuellen Spielzeuge. Streichelbrettchen vor allem, die versprechen, alles haben zu können, mit jedem in Verbindung zu sein, niemals allein; und die doch dieses dumpfe Gefühl hinterlassen, man sei so allein wie niemals zuvor. Niemals ist man sicher, dass irgendwer sich wirklich um einen schert. Keine Wozzäpp, kein Gramm Insta, kein Fäßbuck, Tweed oder Pimpertinder bringt jemals das Gefühl, das man sucht – die Erlösung.
Erlösung
Paradox vielmehr wird mit jedem Klingeln und Pingen die Ungewissheit größer, ob es das ist, was man will. Vielleicht gar die Gewissheit, dass es das nicht ist. Nie ist man richtig befriedigt, nie kommt das alles zur Ruhe. Es fließt und läuft, wenn es nicht – wie frustrierend! – stockt. Man hetzt oder wartet, überall und immer. Selbst im neuesten bunten Gerät ist kein Stück mehr vom Ersehnten.
Dass auf einen Tag der nächste folgt, ist so neu nicht. Dereinst legte man sich abends hin und schlief, und wenn man morgens aufwachte, wartete niemand schon darauf, dass man seine Nachricht gefälligst bald beantwortete. Das war nicht nur in Ordnung, alles andere hätte man für verrückt gehalten.
Selbst die modernsten Medien, die all das boten, wozu Medien so da sind – Unterhaltung, Information und Kultur – machten über Nacht wenigstens Pause. Irgendwann war Schluss und Stille. Vielleicht war das ja viel näher an der Erlösung, die das vollvernetzte Opfer der Elektronikindustrie so verzweifelt anstrebt: Ruhe. Einfach mal ein paar Stunden nichts.
Dezember 6th, 2018 at 15:56
Ich habe mir mal eine Woche Pause verordnet, kaum Smartphone, kaum Nachrichten, überhaupt eigentlich nur völlig unsoziale Zerstreuung: Bücher, Musik und dergleichen. War schön.
Dezember 6th, 2018 at 19:29
Sendeschluss ziehe ich heute noch gnadenlos durch:
Alles hängt an schaltbaren Steckdosen oder beim Hauptverursacher “Arbeitszimmer” ist es gleich die Sicherung. Zwischen 22:00 und 23:00 wird das komplette System ausgeschaltet und das wars. Nicht mal mehr Festnetz.
Wenn man dann noch über 30 Jahre konsequent auch zu den “Bürozeiten” nur die wenigen Belästigungen annimmt, die aufgrund der angezeigten Telefonnummern für wichtig erachtet werden und denen auch konsequent klar macht, was man von den weltbewegenden Äußerungen wie “Ich wollte nur mal anrufen” oder “Wie geht es dir?” hält, dann gibt es zur Belohnung eine vorindustrielle Ruhe.
Dezember 6th, 2018 at 19:46
Naja, die “geistig moralische Wende” und das Streichelphone haben tatsächlich Viele aus der Bahn geworfen. Ich bin da ganz bei Bernd – wenn auch nicht sooo konsequent. Jeder hat seine Öffnungszeiten in eigener Verantwortung, gelle. Dann lässt sich der Rest schon etwas besser händeln.
Dezember 6th, 2018 at 21:08
ich sag nix. den kommentar hier jibbet garnich. ich hab nich “kommentiert”. ehrlisch.
Dezember 7th, 2018 at 01:44
Ein gutes Klugscheißfon ist ein solches, welches man weggeworfen hat. Perfide wird es, wenn man es jemand anderem gibt, ohne selbst für Ersatz gesorgt zu haben. Tracker, etc. inkl..
Dezember 7th, 2018 at 10:14
Auch woanders ist Sendeschluss: Die “Ärzte ohne Grenzen” müssen ihren Beitrag zum internationalen Menschenhandel (“Seenotrettung”) einstellen. Wieder ein paar Tote weniger.
Dezember 7th, 2018 at 14:23
Hallo TUX,
“Beitrag zum Menschenhandel” – “wieder ein paar Tote weniger”?!
Wahrscheinlich ist das nicht deine Absicht, aber durch solche Schnellverurteilungen im WhatsApp-Format trägst du eminent zur Intellektuellen- und Elitenverdrossenheit bei.
Dezember 7th, 2018 at 14:28
Ich kenne mich mit WhatsApp-Formaten zu wenig aus, habe aber die Erfahrung gemacht, dass viele Menschen meinen, wenn sie zwei Ideen in zweihundert Seiten Gelaber packen, wirkten sie auf ihr Publikum automatisch gebildeter. Ich teile diese Auffassung nicht.
Dass selbst “Gerettete” von einem “Geschäft” sprachen, ist belegbar, der Unterschied zwischen “Menschen für Geld in ein anderes Land bringen” und Seenotrettung besteht i.Ü. darin, dass Seenotrettung die nächste Küste zum Ziel haben müsste. Das ist seltenst die italienische.
Dezember 7th, 2018 at 15:06
In der Tat entsprechen trollartige Provokationen wie das Lob der Atomkraft und die zum “Menschenhandel” nicht dem hier erwünschten und gemeinhin vorhandenen Niveau. Solche undifferenzierten und falsch vereinfachenden Äußerungen, die in erwartbarer Opposition zum Meinungsspektrum stehen, repräsentieren bloß ein Aufmerksamkeitsbedürfnis. Dergleichen diskutieren wir hier ggf. on topic, aber sicher nicht so.
Dezember 8th, 2018 at 10:21
@CDU
Mit einer Erkältung im Leib habe ich mir halt die Kandidatenreden angehört, mit denen sich die Drei für den einen Vorsitz beworben haben. Alle drei haben ihren Parteimitgliedern ganz die gleichen Sprechblasen zugemutet, die wir sonst als „Wahlvolk“ zu hören bekommen. Leere Phrasen über „Deutschland“, „Zukunft“, „Europa“ und wie wichtig die eigene „Volkspartei“ sei.
Wie das Wahlvolk sonst, hatten auch die Parteidelegierten nicht über Sachentscheidungen zu befinden, sondern eine/n Sieger/in in einem Rhetorikwettbewerb zu küren.
Das zeigte mir: Niemand kommt mit festen Absichten und mit konkreten Zielen nach oben. Wer nach oben will, muss offen sein für wechselnde Stimmungen, für Lobbyisten, für fremde Interessen, die er/sie selber nicht durchschaut.
Dezember 8th, 2018 at 11:10
Wieso sollte man sich das Gelaber der CDU-Granden anhören???
Als ob sich da irgendwelche Optionen auf Erneuerung im politischen Spektrum oder auch nur Anhaltspunkte für zukunftsorientierte und leidlich nachhaltige finden ließen…
Die Schwallbacken bedienen lediglich ihre Klientel, mehr nicht.
Dezember 8th, 2018 at 11:12
@11: das Wort “Konzepte” fehlte.
… und nein, mit Android lassen sich die Beiträge leider noch nicht editieren.
Dezember 8th, 2018 at 15:40
OT – Die US von A kündigen einseitig einen völkerrechtlich verbindlichen Vertrag, installieren ihrerseits völkerrechtlich völlig unverbindliche, wenn nicht unzulässige Sanktionen und lassen vor diesem Hintergrund Bürger eines zweiten Staates – der diesem Vorgehen im übrigen und als ebenfalls Beteiligter vehement widersprochen hat – auf dem Gebiet eines dritten mal eben verhaften. Die tagesmärchen finden dabei offensichtlich – nichts.
Dezember 9th, 2018 at 00:14
Peinhart, Du sprichst mir ‘mal wieder aus dem Herzen – nur so treffend hätt’ ich’s nich formulieren können. Ob das was mit dem “Recht” des Stärkeren zu tun hat? “Speak low and carry a big stick, you will go far.” So hieses ‘mal; heute heist es “Speak loud ….”
Dezember 10th, 2018 at 08:57
Mehr OT – Dieser lesenswerte Artikel zu Wert- und Warenform stellt auch eine Neuerscheinung des ‘Kapital’ vor, die mir zumindest bislang entgangen war.
Dezember 10th, 2018 at 09:45
Vortrag | Harald Lesch – Das Kapitalozän (yt, 1:57h)
Dezember 10th, 2018 at 09:59
Ich habe gerade ebenso freudig wie stutzend zur Kenntnis genommen, dass Fleischhauers Gülle hinter einer Bezahlschranke mieft. Wtf?
Dezember 10th, 2018 at 13:36
Man frägt sich, welche Botschaft uns der produzierende Konzern wohl mit dieser ‘kritischen’ Serie übermitteln will…
Dezember 10th, 2018 at 21:07
Es wird jetzt eng im Internet und sowieso: Deshalb bitten wir schon jetzt darum, das eine oder andere “AKK” nachzusehen – wir gewinnen dadurch viel Zeit und Raum für wichtige Informationen und Inhalte.