Was ist das für eine Welt, in der selbst die CIA schon wenige Wochen nach der sogenannten “Weltöffentlichkeit” herausfindet, dass ein gewisser Prinz eine nicht unerhebliche Position in der Befehlskette einnimmt, die zum Mord an einem gewissen Journalisten geführt hat? Unerhört, dass selbst der vielleicht größte (älteste, einflussreichste, alkoholstärkste, amerikanischste) Geheimdienst der Welt bei der Geheimhaltung versagt. Können die nicht wenigstens weiter so tun als ob? Wofür zahle ich Steuern?
“Lieber Tod als unbefugt” ist eines meiner Lieblingsmottos (Motti? Motosse? Mossos?), weswegen ich (jetzt wird er schon wieder anekdotisch, ja ist denn wirklich gar nichts los in der Welt?) einstens durch die Tür ging. „Onnbefoogten äst därr Zooträtt värrbooten“ war ihr Name. Es begab sich zum Anlasse eines Pink Floyd-Konzertes; ich war pünktlich zu Konzertbeginn in der Halle und diese Clowns fingen auf die Minute pünktlich an. Anstatt also kilometerweise Gänge und Ränge zu durchkämmen, öffnete ich und stand – sogar auf der richtigen Seite – direkt vor der Bühne.
Eine Frage der Substanz
Man musste dort nur die der versammelten Besucherschar zur Verfügung gestellte Luft ein Mal kräftig inhalieren und war stoned, was dem Genuss keineswegs abträglich war. Heute habe ich andere Probleme. Ich bin zwar durchaus auch befugt, vor allem aber Angehöriger. Angehöriger ist ein Scheißjob. Entweder bedeutet das soviel wie “hinterblieben” oder du bist eigentlich zu nah dran und musst trotzdem regeln. Das funktioniert am wenigsten, wenn du unter Empathie leidest, ebenfalls ein Zustand, der sich einem Mangel an Drogen verdankt.
Die sind derweil mitunter erschreckende Mittel des Terrors, nicht zuletzt, wenn man an die Freiheit des Willens glaubt oder andere humanistische Mythen. Wenn die Chemie in Unordnung gerät, ist Kahlschlag im Forsthaus zum Oberstübchen. Dessen Mobiliar wiederum kehrt bei Einwurf gewisser Drogen stundenweise spontan und vollständig zurück. Man weiß nicht, was man gruseliger finden soll: den erwünschten Effekt oder den Zustand ‘ohne’.
Eines stimmt allemal nachdenklich: die illustrierte Gewissheit, dass von Persönlichkeit® wenig übrigbleibt, wenn ein Leck in der Pipeline die hormonelle Grundversorgung unterbricht. Ein weiterer Anlass, sein Zutrauen in das Konstrukt ‘Mensch’ nachhaltig zu hinterfragen.
November 17th, 2018 at 17:16
Ich bin sehr enttäuscht vom Konstrukt. Anfänglich war ich noch ganz begeistert. Alles aber nur eine Frage der Perspektive.
Was es immer für ein Geschrei gibt, wenn das Konstrukt seinen Willen nicht durchsetzen kann, weil irgendwer nicht spurt. Irgendwann verstummt das Geschrei, auf dieser Seite, während der Wille dennoch auf Durchsetzung wartet. Dann zeigt sich dieses Konstrukt irgendwann von einer Seite, die nur als Konstruktionsfehler bezeichnet werden kann.
November 17th, 2018 at 18:09
“Konstruktionsfehler” ist ganz aus der Perspektive eines gottgleichen (=zentralen) Planers gedacht. Dass der versagt, ist millionenfache Erfahrung.
November 17th, 2018 at 18:18
@Katze: Wir haben da unterschiedliche Auffassungen des Begriffs “Konstrukt(Mensch)”: Als Konstrukt kann es aus meiner Sicht keinen Willen haben. Den hätte es nur als Exemplar, als reales Lebewesen. Das Konstrukt “Mensch” ist die Selbstbeschreibung der Spezies nach einer global verbreiteten Ansicht, die ebenso schlecht beobachtet wie sie analysiert. “Mensch” darf nicht banal sein, und mit seiner Heiligung gehen die bizarrsten Fehlurteile einher.
November 17th, 2018 at 19:15
Das Konstrukt ist nicht viel mehr als eine Wunschvorstellung. Eine allgemeine Willenserklärung. Zum Beispiel: Edel sei der Mensch, hilfreich und gut. Ist er aber nicht.
Die Kreatur hingegen, das Exemplar, als Opfer/Täter seiner eigenen Sozialisation, könnte alles sein was es will. Wenn das mit der Sozialisation etwas artgerechter laufen würde. Tut es aber nicht. Da einige Exemplare eben nicht innerhalb normaler Parameter funktionieren. Sind kaputt gegangen.
November 17th, 2018 at 19:22
Ich sehe das Problem nicht für “einige Exemplare”, sondern für alle. Als das Konzept “Gott” ausgedient hatte (sofern wer das bemerkt hat), wurde “Mensch” in dieselben Funktionen der Heiligkeit eingesetzt. Blöd nur, dass die realen Exemplare sich danach richten sollen (schöner Doppeldeut), während sie in der Konkurrenz um Mammon gleichzeitig ein widersprechendes Konzept verfolgen müssen. Beides wird in Sozialisation vequirlt, bis keine Realität mehr übrig bleibt.
November 17th, 2018 at 19:43
@ flatter
Ja. Das ist nicht nur blöd, sondern frech. Was Hänschen nämlich nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr. Wozu auch?
November 17th, 2018 at 20:28
@ Wal B.
Gott macht ja auch keine Fehler, frag die Gläubigen. Vielmehr baut Gott, zur Prüfung, extra einige Fehlerchen mit ein. Stattet zum Beispiel die männlichen Exemplare mit einer Vorhaut aus, die dann von den Gläubigen erst wieder abgeschnitten werden muss. Ansonsten gilt: Hat man etwas nicht verstanden, weil es da auch nichts zu verstehen gibt, dann ist man schlicht zu gering, um das Göttliche überhaupt zu begreifen. Es sei denn, man wäre Prophet, die können das.
November 18th, 2018 at 09:14
Wenn es um Drogen geht, trau keinem Junkie…
Gottes Herrschaft über eine geistlose Materie, Herrschaft der Elite über eine geistlose Menschenmasse, Herrschaft der eigenen Vernunft über den triebgesteuerten Körper – das ist ein und dasselbe einfältige Konzept.
November 18th, 2018 at 13:07
Kurz und treffend.
November 18th, 2018 at 13:39
Yes.
November 18th, 2018 at 13:54
Am Rande: Ich hab mir mal auf Fefes Empfehlung hin die ersten 12 Minuten von dieser Rede Bannons angehört. Das ist extrem überzeugend, wenn man erstens meint, Herrschaft sei die Entscheidung von “Eliten” und zweitens kein Verständnis von Kapitalismus hat. Politisch höchst wirksam, dieses Narrativ.
November 18th, 2018 at 16:40
@ Wal B.
Sich selbst zu beherrschen, nicht gehen zu lassen, wenn einem gerade danach ist, wird einer der Gründe gewesen sein, solche einfältigen Konzepte überhaupt einst auf den Weg gebracht zu haben. Da sich die Aufzucht sowie Lebensweisen verändern, aufgrund allerlei einfältiger Bedingungen, wird es andere, geeignetere Konzepte geben. Einige werden schon von Anfang an einfältiger Mist sein, von anderen bemerkt man das erst viel später. Man müsse wohl besser hinsehen, auf welchen Teil des Flickenteppichs man die nächsten Flicken näht.
November 18th, 2018 at 18:08
@12
zur Vor- und Entwicklungsgeschichte der Vorstellung von Gottesherrschaft und Vernunftherrschaft braucht es doch ein bisschen mehr als Küchenpsychologie. Aber das muss man hier nicht vertiefen.
November 18th, 2018 at 18:21
@ Wal B.
Nein, muss man nicht. Herrschaft scheint echt unser Ding zu sein. Ganz egal was, es muss beherrscht/gekonnt werden.
November 18th, 2018 at 20:00
“Herrschaft der eigenen Vernunft” ist eine contradictio in adiecto, weil Vernunft Herrschaft, Macht und Gewalt ausschließt. Wer solche gravierenden Gedankenfehler öffentlich verbreitet, veranlasst Menschen zu so komischen Schlüssen, dass “Herrschaft echt u n s e r Ding” sei oder, “egal was, e s muss beherrscht/gekonnt werden” also irgendwie alles Übel der Welt schon in den Genen angelegt sei (wobei Können auch wieder nichts mit Herrschaft am Hut hat).
November 18th, 2018 at 20:55
@ ricardo
Es mag vielleicht kein Meisterstück sein, aber ich habe Herrschaft, Macht und Gewalt bereits ausgeschlossen, so gut es eben ging, ist man doch von Herrschaft, Macht und Gewalt unentwegt umgeben. Mein erklärtes Ziel liegt also darin, noch vernünftiger zu werden. Es lag daher auch nicht in meiner Absicht, Menschen zu so komischen Schlüssen (ich hätte andere gezogen) zu veranlassen.
November 18th, 2018 at 22:40
@ricardo: “weil Vernunft Herrschaft, Macht und Gewalt ausschließt.” – Das ist ein Irrtum, wahlweise ein recht begrenzter Begriff von Vernunft. Dazu empfehle ich “Zur Kritik der instrumentellen Vernunft”.
November 18th, 2018 at 22:48
OT:
Amazon wird am 09.11.2018 gerichtlich angewiesen, “Alexa” Aufzeichnungen frei zu geben.
Es geht um einen Doppelmord vom Januar 2017.
“Nein, keine Sorge, wir nutzen die Spracheingabe nur für Ihre Bestellungen und Anfragen.”
https://abcnews.go.com/US/judge-orders-amazon-hand-echo-recordings-double-murder/story?id=59100572
November 18th, 2018 at 23:30
Pink Floyd? Spätestens seit dem Monumentalkitsch von The Wall war es vorbei mit dem Musikgenuss. So viel Haschisch kann man gar nicht inhalieren.
November 19th, 2018 at 07:49
So viel Haschisch kann man gar nicht inhalieren
ah, haha, you have no idea.
November 19th, 2018 at 09:24
Wastutsich:
Was die EU ist und was sie ausmacht, kann exemplarisch an dem nun vorliegenden Brexit-Vertragsentwurf studiert werden. Der Vertragstext hat 585 Seiten.
Davon betreffen:
- Grenzverkehr von Arbeitskraft, Waren und Kapital = 30,5%
- damit verbundene Bürokratie = 24,5 %
- Erläuterungen, Kommentare = 45 %
Wem dieser bürokratische Aufwand übertrieben vorkommt, der sei daran erinnert, dass jedes einzelne EU-Land in der Vergangenheit für sich selbst und seine Staatsgrenzen diesen bürokratischen Aufwand treiben musste. Durch den Gemeinsamen Markt der EU entfallen diese staatlichen Aufwände für die einzelnen Mitgliedsländer. Sie teilen sich nur noch die Kosten für das gemeinsame Grenzregime an den Außengrenzen der EU.
Die Brexiten wollen aber über IHRE Grenzen „die Kontrolle zurück“. Viel Spaß dabei!
November 19th, 2018 at 10:30
@ flatter
Danke für den Hinweis. Dort geht es allerdings um den Begriff der “instumentellen Vernunft”, also etwa um das pragmatische Denken und Handeln von Mangagern und Technokraten. Das kann natürlich nicht mit Vernunft gemeint sein, weshalb ich deinen Einwand nicht als Widerlegung anerkennen kann. Ich hatte ja zuvor grob Vernunft so definiert: “Von der Wortbedeutung ist “vernünftig” doch eindeutig definiert. D a r ü b e r braucht frau doch gewiss nicht zu streiten. In politischer Hinsicht bedeutet “vernünftig” insbesondere statt Moral und Normen den Verstand zu gebrauchen und Widersprüche durch Einsicht zu lösen.” Wenn du meinst, dass das prinzipiell falsch ist, bin ich an deiner Kritik interessiert.
Die Möglichkeit, vernünftig sein zu können, das macht u. a. die Einzigartigkeit der Gattung Mensch aus, die ihn somit aus der Natur heraushebt, wo Kampf, Gewalt und Beherrschung Grundprinzipien für die gattungsmäßige Reproduktion sind. Wer deshalb Vernunft für ein Herrschaftsmittel oder -prinzip hält, der diskreditiert die Vernunft, welche die einzige Möglichkeit des gewaltfreien Umgangs zwischen, mit und unter den Menschen ist. Ich lehne Gewalt, Kampf und Herrschaft ab und sehe deshalb keine andere Möglicht bzw. Methode.
November 19th, 2018 at 10:53
In Horkheimers Werk geht es darum, dass Vernunft immer und ursprünglich instrumentell ist, keineswegs nur “um das pragmatische Denken und Handeln von Mangagern und Technokraten“.
November 19th, 2018 at 12:44
Hattest du dich über dieses Werk nicht mal kritisch, um nicht zu sagen abfällig, geäußert…?
November 19th, 2018 at 12:47
“Abfällig” wohl eher nicht wirklich. Tatsächlich bin ich da mit vielem nicht einverstanden, was aber wiederum nicht heißt, dass die Lektüre nicht erhellend sein kann. Wenn ich nur empfehle, was ich uneingeschränkt richtig finde, kann ich nicht einmal meine eigenen Texte anbieten.
edith: Einigen wir uns auf “harsch”? ;-)
Das war der hier.
November 19th, 2018 at 15:19
‘Harsch’ ist genehmigt. :p Und danke für’s raussuchen…
November 19th, 2018 at 15:28
OT:
Diese blöden ÖkospinnerGreenpeace meinte vor 10 Jahren, dass dieses Gebäude Probleme bekommen könnte, wenn der Meeresspiegel steigt. Jetzt, äh … ach guckt doch selbst kurz die Videos an: Greenpeace ya advirtió hace una década de los riesgos de la subida del mar en el edificio afectado por las olas en TacoronteIn Spanien kommt noch dazu, dass der Umweltschutz keine Chance gegen die Korruption hat.
Und jetzt alle: We all live in a yellow submarine …
Ist Florida eigentlich schon abgesoffen?
November 19th, 2018 at 16:04
@ flatter
Was du sagst, stimmt so absolut nicht. Mit dem Begriff “instrumentelle Vernunft” ist eine Kritik an der Moderne verbunden, welche sich die Naturbeherrschung durch Wissen, Technik etc. zum zentralen Zweck setzt. Es ist hier also eine spezielle Vernunft gemeint. Und das stimmt auch, und insofern würde ich meine Aussage relativieren, nicht nur Manager und Technokraten haben ein instrumentell rationales Verhältnis zur Natur aber auch zu den selbst Menschen, sondern unter kapitalistischen Bedingungen quasi alle, die Bürger sein wollen. Aus ihrer eigenen Sicht können deshalb auch Faschisten vernünftig sein, wenn sie andere “Rassen” vernichten wollen. Allerdings ergibt sich allein aus dem (unphilosophischen) Wortsinn, dass das Instrumentelle nicht das Ursprüngliche der Vernunft ist.
November 19th, 2018 at 16:20
Da werden wir uns nicht einig. Rationalität ist immer zielgerichtet und historisch mit der Trennung der Hemisphären vernunden, die wiederum unmittelbar mit dem Gebrauch von (Mord-)Werkzeugen zu tun hat. Es gibt so nette Vorstellungen von einer ‘guten’ Vernunft, aber die ist ein Ideal, nicht mehr.
edit:
Mir dürfte so ziemlich jedes Konzept von “Venunft” bekannt sein. Die Idee, es könne eine Art Metaverstand geben, in der abgespeckten Version so etwas wie Reflexivität, ist schön und nicht völlig unrealistisch, dies aber nur, wenn man erkennt, dass die Kontrolle des Verstandes über seine Tätigkeit an Bedingungen geknüft ist, die in aller Regel nicht gegeben sind. Dafür ist er halt schon im Urpsrung hervorragend geeignet, effizient zu sein – vor allem beim Töten und Unterwerfen.
November 20th, 2018 at 07:21
Gesellen des Räuberhauptmanns Ji fragten: Braucht ein Räuber Vernunft?
Aber freilich, sagte Ji. Ohne Vernunft ist er nichts. Er erkennt sofort, wo ein Schatz verborgen ist, das ist seine Fachkenntnis. Er muss wissen, ob es geht oder nicht. Das ist seine Klugheit. Er muss die Beute gleichmäßig an seine Leute verteilen, das ist seine Güte. Es ist ausgeschlossen, dass ein Mann ohne Vernunft ein großer Räuber wird. (Zhuangzi, 365 – 290 v. Chr.)
Vernunft ist eine Hure.
November 20th, 2018 at 08:13
Vernunft ist ja zuallererst einmal individuell. Und zwar durch die Beschränkung des menschlichen Denkens des jeweiligen menschlichen Denkers.
Damit haben wir bereits die Krux des Ganzen, denn so gern man diesen Begriff universell oder doch zumindest gruppenspezifisch logisch determinieren möchte – man stößt sofort an die Grenzen selbiger Vernunft, da jeder Mensch anders (un-)vernünftig ist.
Es können mMn also auch keine aus Vernunft abgeleiteten Handlungsabläufe auf die Menschheit generalisiert werden.
November 20th, 2018 at 09:09
@ flatter
Ich will noch nicht nachlassen, deshalb: Vernunft darf nicht psychologisch, individuell oder philosophisch bestimmt werden, dann landen wir bei der Moral und da ist dann jede Bestimmung relativ. Vernunft muss zunächst seinem Wortsinn nach bestimmt werden und der lautet gemäß Duden: “geistiges Vermögen des Menschen, Einsichten zu gewinnen, Zusammenhänge zu erkennen, etwas zu überschauen, sich ein Urteil zu bilden und sich in seinem Handeln danach zu richten” Das ist nun relativ und kann eben für jedwedigen Standpunkt gelten. Trotzdem ist diese Fähigkeit für die Einrichtung angenehmer Lebensbedingung eine notwendige Voraussetzung, weil die Negation a priori schon Gewalt bedeutet. Wer angenehme Lebensbedingungen will, der wird also um die Vernunft nicht umhin kommen. Allerdings ist eine notwendige und hinreichende Bedingung dabei, dass Vernunft nicht instrumentell wird, die völlige polit-ökonomische Zweck- und Herrschaftsfreiheit. Wird, und das ist durch Kritik zu lernen, unter dieser Prämisse gehandelt, dann ist Anwendung der Vernunft per se die Methode anhand der die Menschen ihren Umgang pflegen, Entscheidungen treffen, Probleme und Aufgaben lösen. Auf die Gegenwart bezogen macht Anwendung der (nichtinstumentellen) Vernunft nur für diese Menschen Sinn, welche Gewalt, Herrschaft, Macht und politökonomische Zweckgerichtetheit schon heute im Prinzip ablehnen. Leider, wie frau hier sieht, lehnen von diesen aber die meisten Vernunft ab, weil sie nur die instrumentelle Seite sehen wollen. Deshalb geht ihre ultima ratio aber auch nicht über die Diskussion diverser (demokratischer) Herrschafts- und/oder Geldformen hinaus und deshalb zerfleischen sie sich lieber in Grabenkämpfen, statt sich, neben der unentbehrlichen Kritik, vernünftig mit den reproduktiven Grundlagen zu befassen, die angemessen und notwendig wären, damit sich die Menschen ihr Leben möglichst angenehm auf dieser Erde einrichten können. Falls das verstanden ist, dann würde auch deutlich, dass die Anwendung (nichtinstrumenteller) Vernunft neben der polit-ökonomischen Kritik das zentrale Element linker Politik ausmacht und darin, und nicht in ihrer moralisch bedingten Kampfkaft, ihre politische Stärke liegt und sie auf dieser Grundlage überlegen gegenüber bürgerlicher und faschistischer Ideologie macht.
November 20th, 2018 at 10:42
omg. Mit welcher Begründung “darf” Vernunft nicht “philosophisch bestimmt” werden und wie kommt man dann auf die Idee, eine Duden-Definition einzusetzen wie eine göttliche Bestimmung? Da bin ich aber so was von raus. Jahrhunderte haben Philosophen über Vernunft gestritten, dabei gibt es doch den Duden!
“macht Anwendung der (nichtinstumentellen) Vernunft” Sinn, wenn es sie nicht gibt? Ich sagte doch, dass wir uns nicht einig werden.
November 20th, 2018 at 11:26
Sehr interessanter Artikel am Rande dieser und anderer hiesiger Diskussionen (trotz des psychologisiernden Endes). Mir fiel besonders der Hinweis auf die diskursive Wende innerhelb der Rechten auf, die zeigt, wie Diskurs von Kräften und Strömungen abhängt, nicht von Inhalten oder Argumenten:
“Als die Neue Rechte den Islam zunehmend zum Feind und das “jüdisch-christliche Abendland” zum schützenswerten Gut ausrief, verblüffte das einen anderen Teil der Rechtsextremen. Bis dahin hatten viele die Meinung vertreten, gerade das Christentum mit seiner gleichmacherischen Über-Ich-Moral sei der Ursprung der europäischen Dekadenz. Aber die zunehmend antiislamische Ausrichtung war die cleverste Strategie, um größere Teile des Bürgertums mit ins Boot zu holen und so an Bedeutung zu gewinnen.“
November 20th, 2018 at 13:42
Warum frau es nicht “darf” habe ich doch begründet, steht doch da: weil du dann im moralischen Morast landest. Und was ist denn nun an der Definition im Duden verkehrt? Ach so, weils im Duden steht. (schöne Tautologie nebenbei) Kannst ja auch ein anderes Wörterbuch nehmen. Da steht es ähnlich. Es ist eben einfach und schlicht eine sprachliche Bestimmung, die sich linguistisch oder wie auch immer herausgebildet hat und auf die frau sich einigen kann (oder auch nicht). Wenn du eine bessere hast, kannst du sie ja gerne vortragen, statt deinen philosophischen Quatsch zu verbreiten. Es geht dabei um eine Definition, die das Handeln von Menschen erklärt, die nichts mit Gewalt, Herrschaft und Macht am Hut haben wollen und es geht um eine Definition deren Negation a priori Gewalt bedeutet. Das ist das Entscheidende.
Wenn schon: Deine Aussage indessen “Rationalität ist immer zielgerichtet und historisch mit der Trennung der Hemisphären vernunden, die wiederum unmittelbar mit dem Gebrauch von (Mord-)Werkzeugen zu tun hat” halte ich, zumindest in dieser Kurzform, für soziologisches Gewäsch: “immer”, “zielgerichtet”, “historisch”, “Hemishären” das soll beeindrucken- wow.
“”macht Anwendung der (nichtinstumentellen) Vernunft” Sinn, wenn es sie nicht gibt?”
“Sinn machen” ist doch im Kontext eindeutig als “gedanklich nachvollziehbar” und nicht philosophisch zu verstehen. Bei soviel Voreingenommenheit und/oder Ignoranz kann frau nur noch den Kopf schütteln. Na ja, andererseits auch nicht verwunderlich, denn sowas ist frau ja von den linken Geistesgrößen gewohnt.
November 20th, 2018 at 14:00
OT: Ebenfalls guter Artikel in der taz: Hannibals Schattenarmee
Er ist der Kopf eines bundesweiten Untergrundnetzwerkes – mit besten Verbindungen in deutsche Behörden.
November 20th, 2018 at 14:10
Die Duden-Definition, auf die sich ricardo beruft, ist keineswegs unphilosophisch, sondern enthält die gesamte idealistische Philosophie von Platon bis Hegel in nuce, sobald man die Duden-Beschreibung als Abfolge liest:
Mensch gewinnt erst Einsichten, erkennt dann Zusammenhänge, bildet sich daraus ein Urteil und richtet sein Handeln danach.
Als Maxime der Küchenpsychologie: Erst denken, dann handeln!
Ironie ein: Damit retten wir die Welt! Ironie aus.
November 20th, 2018 at 14:50
@ricardo: Ich bin es von Leuten, die meinen, man könnte sich ein Philosophiestudium sparen, indem man ein paar Zeilen aus einem Wörterbuch liest, gewöhnt, dass sie persönlich werden, wenn man dagegen argumentiert. Was ignoriere ich denn so? Platon? Aristoteles? Descartes? Kant? Adorno? Habermas? Die hast du sicher alle besser verstanden und daher das Recht, mich eine ignorante Geistesgröße zu nennen. Früher habe ich auf so etwas mit einem verbalen Erstschlag geantwortet. Heute lasse ich das. Mein Angebot war es, es beim Dissens zu belassen. Ein besseres wird es nicht geben.
November 20th, 2018 at 14:52
@Wal.: Sind damit erstens die Widersprüche zwischen den einzelnen Vernunftskonzeptionen und die Kritik an denselben beseitigt? Und … war da nicht noch etwas anderes als die idealistischen Ansichten? :-P
November 20th, 2018 at 15:34
Erstens Nein, aber das ist ein weites Feld.
Zweitens Ja. Aber das scheint jeder selbst am eigenen Leib erfahren zu müssen, dass der Imperativ “Sei(d) doch vernünftig!” den eigenen Interessen meist widerspricht.
November 20th, 2018 at 15:56
Die SPD-Vorsitzende Andrea Nahles zählt zu den Gründungsmitgliedern einer Parlamentsgruppe, die das Pferd zum Thema macht.
November 20th, 2018 at 16:00
Zum Thema Philosophie: Mit Seneca, Sloterdijk und Popper ist alles abgedeckt, was man in dieser Richtung jemals gelesen haben muss.
November 20th, 2018 at 16:34
@42
Diesen Kommentar will ich nicht einmal ignorieren
November 20th, 2018 at 17:16
Ist wie Politologie mit Machiavelli, Lenin und Knopp.
November 20th, 2018 at 17:18
Wer ist wessen Analogie?
November 21st, 2018 at 09:50
@Wal, flatter
Zuerst vielen Dank für euer Bemühen, als echte Philosophen demonstriert zu haben, wie frau mit viel und beeindruckenden Worten nichts erklären kann, das aber trotzdem nicht nach Nichts aussieht. Denn was nun an der simplen Wortbestimmung des Duden prinzipiell falsch sein soll, weiß frau immer noch nicht.
Wal ist zu kritisieren, denn als echter (nicht als Küchen-) Philosoph sollte er zumindest wissen, dass auch Denken Handeln ist. Ihm ist deshalb vorzuhalten, nicht ausreichend gedacht zu haben, bevor er gehandelt resp. geschrieben hat.
flatter, hingegen, ist zu loben, denn wenn er eingesehen hat, dass ein “verbaler Erstschlag” letztlich doch nur zu flatterhafter Aufregung und Nervenschädigung und sonst nichts führt, hat er damit aufs Schönste illustriert, wie die Anwendung von Vernunft in praxi verläuft. Er hatte demnach das geistiges Vermögen, aus seinen Erfahrungen solche Einsichten zu gewinnen, die dazu führten, dass er sich das Urteil bildete, ein “verbaler Erstschlag” sei Zeitverschwendung, weil er ohnehin nicht zu den von ihm gewünschte Zielsetzungen führe und richtete dann danach sein praktisches Handeln in der Weise einer Unterlassung aus.
November 21st, 2018 at 10:38
Wer sich über beteiligte Personen auslässt, bringt sich in Gegensatz zur Klärung der Sachverhalte.