Herrschaft als Lohn und Strafe
Posted by flatter under kapital , sozialzeugs[12] Comments
30. Sep 2018 17:54
Quelle: Pixabay
Der gemeine Volksmund, respektive das ihm angeschlossene und im Gegensatz zu seinem Träger häufig ganz und gar nicht fleißige Hirn, werden vom politischen Gequatsche gern mit härteren Strafen® gefüttert. Es muss schneller, härter, lauter und öfter bestraft werden, das ist zumindest für ‘Konservative’ seit Jahrhunderten ein Gassenhauer.
Dieser Art des Sadomasochismus sind sogenannte “Linke” durchaus nicht abhold, vor allem dann nicht, wenn sie protestantisch-pietistisch motiviert sind. Auch diese Klientel liebäugelt stets mit dem autoritären Staat, arbeitet vornehmlich mit Verboten und ist überzeugt, so die Welt zu bessern. Selbstverständlich wissen diese Moralwächter auch genau, wie die bessere Welt aussieht, braucht man also nur noch das Schlechte zu verbieten.
Strafe muss sein
Strafe ist ein bemerkenswertes Phänomen, weil sie Taten als begrüßenswert betrachtet, die sowohl den eigenen Trieben als auch der Moral zuwider sind. Töten, Schmerz Zufügen, Einsperren, Nötigen – was man eigentlich nie erleben will und allgemein als kriminell betrachtet, soll der Staat in Potenz ausführen. Dass Zivilisation von Hexenprozessen (hierbei übrigens besonders fleißig die Protestanten) und peinlichen Strafen Abstand genommen hat, scheint für viele ein Verlust zu sein.
In der Strafe haben sich Rache, Trauma und Autoaggression kultiviert. Daher auch mein Beharren auf “Sadomasochismus”. Der Pöbel, der gern lynchen würde, erkennt sich selbst im Opfer wie im Täter. Jeder hat irgendwie immer Strafe verdient. Wer zudem noch Erfahrungen als Gewaltopfer gemacht hat, identifiziert sich gern umso eifriger mit dem Täter. Wer die größte Angst hat, schreit am lautesten nach Grausamkeit.
Durch die Decke der Zivilisation, in der Vernunft verzweifelt versucht, das Ganze halbwegs erträglich zu gestalten, bricht immer wieder das Unbehagen – in Pogrom, Krieg und Massaker. Der Kern dieser Zivilisation – die Unschuldsvermutung – wurde bis heute nicht Kultur. Er wird gemeinhin als Zwang verstanden, weiß man doch viel besser, wer da schuldig ist und büßen soll. Es wurde versäumt, Zivilisation zum Eigeninteresse der Zivilisierten zu machen.
Das werden sie büßen
Dazu gesellt sich im Kapitalismus mit seiner Lohnarbeit und seiner Arbeitsethik ein nicht minder perverses System der Belohnung. Lohn ist essenziell ein Mittel der Unterdrückung. Wo das in Zwängen und Beschränkungen geschundene Wesen sich danach sehnt, einfach sein zu dürfen und den Lohn des Guten als Genuss zu erfahren, ist es das nie ‘wert’. Es hat sich sein Leben zu ‘verdienen’, und damit es mehr verdient®, muss anderen dieses Recht aberkannt werden.
Die bloße Existenz ist zu büßen. Die Buße ist Arbeit, durch deren Erledigung dem Abhängigen eine Existenz zugestanden wird. Einige haben Glück, was sie dazu veranlasst, sich für besser zu halten. Wer es schlechter hat, ist damit auch schlechter, verweigert womöglich gar die Buße. Er hat also nicht genügend gebüßt. Die Büßer selbst stellen das im Grunde nie infrage – solange es welche gibt, die noch schlechter sind. Das haben die dann halt besonders hart zu büßen.
September 30th, 2018 at 18:16
Schön, dass es mit dem “Allgemeingültigen” weiter geht!
Ansatzweise wird auch deutlich, dass der normale Zusammenhang von “Schuld” und “Strafe” längst umgekehrt wurde: Zuerst bist du “Opfer”, dann wird nach deiner Schuld gesucht, die ja – logo – vorausgegangen sei muss.
Oktober 1st, 2018 at 23:17
Wasn Lärm hier. Ich treffe aber auch immer diese Themen punktgenau, für die mich das Heise-Forum beneidet :-P
Oktober 2nd, 2018 at 00:03
Lärm? Krieg! Medialer Aufschrei? Geht nicht, wir haben Chemnitz.
Oktober 2nd, 2018 at 08:36
Du musst dich auch mal trauen, die heißen Eisen anzufassen.
Zum Rücktritt von Mario Gomez kam von dir gar nichts.
Doorgate: zum ersten Mal in der Geschichte hat ein Mitglied des englischen Königshauses ein Tür selbst geschlossen. Diese neue Herzogin aus Amerika bringt alles durcheinander. In unserem Friseursalon reden sie über nichts anders. Wusstest du, dass Meghans Mutters ra-ben-schwarz ist? Der nächste englische König könnte aussehen wie Eddie Murphy. Für mich kein Problem, aber wie sehen das die Briten, die schon wegen weniger Europa verlassen?
Stattdessen dieser Schnullibulliallerweltstext über Herrschaft. Das Wort is noch nicht mal gegendert. Wieso schweigst du über Dominas? Mach auch mal ein anderes Layout. Hier muss mehr Magenta rein, Alter!
Oktober 2nd, 2018 at 10:30
“Der Pöbel, der gern lynchen würde, erkennt sich selbst im Opfer wie im Täter. Jeder hat irgendwie immer Strafe verdient. “ Jau, das lenkt von sich ab, das entlastet und befreit (stellvertretend).
Oktober 2nd, 2018 at 11:49
@Bonetti: Sollen wir nicht lieber mit der Headline “Dumbledore ist schwul” einsteigen?
Oktober 2nd, 2018 at 12:09
Ich arbeite gerade an folgender Hypothese: Trump wird von Melania ferngesteuert, hinter der wiederum Radovan Karadžić die Strippen zieht.
#RachefürBelgrad
Plötzlich ergibt das ganze Zerstörungswerk von Donny einen Sinn!
Oktober 2nd, 2018 at 13:00
Mußte erstmal die Bude aufräumen, staubsaugen und Fenster putzen, Dateien löschen etc.
Man will ja das es ordentlich ist wenn der Staatsschutz zu greift. Man weiß ja nicht ab wann man eine Terrorzelle ist.
Ich habe ein Nudelholz und Kapitalismus kritische Gedanken, dit könnte reichen.
Oktober 2nd, 2018 at 18:32
Passend hierzu Hegel: “Was den Pöbel ausmacht, ist eigentlich die Gesinnung, das Gefühl der Rechtlosigkeit, und die Erzeugung des Pöbels setzt voraus einen Zustand in der bürgerlichen Gesellschaft, in dem jeder Rechte hat; in der bürgerlichen Gesellschaft hat jeder den Anspruch, durch seine Arbeit zu existieren; erlangt er nun durch seine Tätigkeit dies Recht nicht, so befindet er sich in einem Zustand der Rechtlosigkeit, er kommt nicht zu seinem Recht, und dies Gefühl ist es, das diese innere Empörung hervorbringt.”
Oktober 2nd, 2018 at 22:40
Der Mensch hält ein Leben ohne Strafe oder widrige Umstände einfach nicht aus. Erst im Elend spürt er sich, fühlt sich lebendig. Im Grunde ist jegliche Freizeit schädlich für den Eleven,das Wochenende ist doch das beste Beispiel hierfür. Da haben die Menschen zwei (zwei!!!) ganze Tage frei, und wie nutzen Sie diese?
Entweder streiten Sie sich mit den Menschen ihrer Umgebung oder suchen ihr Heil in Räuschen. Mehr als 10 Tage Urlaub am Stück endet oft auch in einem Fiasko.
Man muß das Glück rar und selten halten, sonst überfordert dies den Elenden und wird selbst wertlos.
ARTE, heute abend, “Zeit ist Geld”. Sehr sehenswert.
Grüße
Oktober 2nd, 2018 at 23:01
Schopenhauer, ick hör’ dir immer noch. Wat haste beijetragen zum janzen Elend?
Oktober 2nd, 2018 at 23:34
Und dabei habe ich den nie gelesen noch studiert.
Das kommt mir einfach so von selbst, wobei ich mir noch eine ordentliche Kennzeichnung für Ironie überlegen muß.
Vermutlich leide ich unter anderem unter “doppeldenk”.