Ich habe vor Jahren einen Artikel geschrieben, der sich mit “Fleiß” befasst. Er gefällt mir aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr, so dass ich das Thema beizeiten noch einmal neu abhandeln werde. Ich möchte aber, wo ich mich sogenannten (vor allem ‘deutschen’) “Tugenden” beschäftige, mit Pünktlichkeit anfangen. Wie bei eigentlich allen ‘Tugenden’ ist auch sie Instrument obszöner Unterwerfung, und zwar von beiden Seiten. Die (zumal preußische) Obrigkeit verlangt gehorsam nicht irgendwann, sondern auf den Punkt. Wenn Der Kaiser ruft, haben sich alle einzufinden, und zwar “fünf Minuten vor der Zeit (ist Soldatenpünktlichkeit)”.
Aus meiner Gewohnheit und durch die Anpassung, der auch ich nicht entkommen kann, bin ich selbst ein pünktlicher Mensch. ich kann es nicht leiden, zu warten und möchte daher auch andere nicht warten lassen. Dabei bin ich eigentlich kein ungeduldiger Mensch. Woher aber kommt diese Aversion gegen das Warten? Nebst einiger persönlicher Hintergründe gibt es da so einiges von dem da oben, das es einem madig machen kann.
Ich Chef, du nix
Wer lässt einen wo warten? Als Erstes fallen eienm da die gleichnamigen Zimmer ein, in denen man auf den Arzt wartet. Man macht Termine mit den Herrschaften, die absolut erwarten, dass man nicht später erscheint, selbst haben sie alle Zeit der Welt, und zwar erfahrungsgemäß umso mehr, je autoritärer sie auftreten. Dass das System elitär ist, weiß überdies jeder, der als Kassenabschaum Scharen von Privatpatienten auf der Überholspur erlebt hat oder dem Pöbel seinerseits die Rücklichter zeigt. Nicht viel anders ist das auch auf Ämtern und überall, wo Leute sitzen, die auf andere herabschauen.
Schon in diesem Zusammenhang wird deutlich, dass die angebliche Tugend ein bestimmtes Gesellschaftsbild sichern soll. Darin drücken sich Hierarchien aus, der Pünktliche gibt sich gehorsam, und der Befehlsempfänger belegt, dass er sich nicht nur vorschreiben lässt, was er zu tun hat, sondern auch wann. Er wird zum Teil des Räderwerks ohne eigenes Zutun, er funktioniert. Je pünktlicher eine Gesellschaft ist, desto effizienter ist sie. Da lacht das Kapital.
Mach’ langsam, Genosse!
Als Oskar Lafontaine 1982 in einer Antwort auf Helmut Schmidt feststellte, mit Sekundärtugenden könne man “auch ein KZ betreiben“, war der Aufschrei der Tugendhaften gewaltig, wie das halt immer so ist, wenn einer sich an die grässliche Wahrheit heranschleicht. Man muss nämlich ergänzen: Nur mit Sekundärtugenden. Unpünktlichkeit hätte zumindest hunderttausenden Mordopfern der Nazis das Leben gerettet. Nur ein enormes Maß an Gehorsam, Disziplin, Fleiß und Pünktlichkeit bringt einen Holocaust zuwege. Dies ist einer der Gründe, warum es Deutsche waren, die ihn durchgezogen haben.
Gesellschaften, die warten können, die wissen, dass Zuspätkommen keine Todsünde ist, warten mehr und können eine Kultur des Wartens etablieren. Wo alle warten müssen, begegnet man sich mit Ruhe, trifft auf andere Wartende und erlebt seine Zeit anstatt sich noch in der Freizeit effizient zu organisieren wie am Fließband. Wir sollten viel unpünktlicher sein.
August 28th, 2018 at 00:45
ich mag pünktlichkeit
August 28th, 2018 at 07:25
Zu Chemnitz und anderswo: Der Vorwurf gegen den rechten Mob, er greife zu „Selbstjustiz“ ist gefährlicher Unsinn. Der Mob griff ja nicht die beiden Messerstecher an, sondern irgendwelche Menschen, die den beiden Messerstechern vielleicht ähnlich sehen. Das ist keine Selbstjustiz, sondern ein rassistisches Pogrom. Aber: Wo Linke Rechte attackieren, nur weil sie Rechte sind, verhalten sie sich nicht besser: Man macht eine gesamte Gruppe von Menschen für Taten von Individuen verantwortlich. Das ist Barbarei.
August 28th, 2018 at 07:42
Arbeitgeber lieben die Unpünktlichkeit, wenn Du eher zur Arbeit erscheinst und unbezahlt länger arbeitest.
August 28th, 2018 at 08:04
“Gesellschaften, die warten können, die wissen, dass Zuspätkommen keine Todsünde ist, warten mehr und können eine Kultur des Wartens etablieren”
Kannst du mir eine solche Gesellschaft benennen, nach Möglichkeit bitte eine ähnlich industrialisierte.
August 28th, 2018 at 08:44
Der Statushöhere läßt warten, weil die Zeit des Statusniedrigeren nicht so wertvoll ist, wie seine.
August 28th, 2018 at 09:31
Kann man ja so sehen.
Stelle ich mir kurz eine anarchistische, emanzipatorische Kommune vor. Irgendwas Schweres muss ausgebessert werden. Es werden 8 Leute benötigt und es finden sich 8 Freiwillige.
Der Job wird trotzdem niemals gemacht, da an den verabredeten Terminen die Ersten schon immer wieder weg sind, wenn die Letzten eintreffen.
Niemand zwingt mich zu irgendwelchen Terminen, aber wenn ich einen akzeptiere, dann halte ich mich dran.
Ich kenne nämlich Leute, die sich bei einer Einladung richtig Mühe geben mit dem Essen.
August 28th, 2018 at 10:06
WalB: Deine Argumente zur Selbstjustiz finde ich in Ordnung, den recht-links-Vergleich nicht.
Um nicht unhöflich zu sein, halte ich mich zu diesem Thema zurück, es sei denn, flatter hätte nichts dagegen.
Eine Bemerkung kann ich mir aber nicht verkneifen: Die beliebte These vom Zusammenhang zwischen rechter Einstellung und Abgehängtsein wird in Chemnitz widerlegt. Ein Stadtrat sagt vor laufender Kamera, dass Chemnitz fast Vollbeschäftigung habe und es den meisten Leuten dort relativ richtig gut gehe. Ähnlich gestalteten sich die Verhältnisse auch in Rostock-Lichtenhagen und Hoyerswerda. Damals schon haben Antifa und Autonome sich von der “Arbeiterklasse” als revolutionäres Kollektiv verabschiedet.
August 28th, 2018 at 11:42
Pünktlichkeit ist die Erfüllung einer gegenseitigen Vereinbarung.
Wenn diese einseitig ist, entsteht daraus Zwang. Über dessen Legitimation kann man dann diskutieren.
Ich freue mich immer wieder, wenn ein date zum vereinbarten Zeitpunkt stattfindet und wenn mein Geld pünktlich überwiesen wird.
August 28th, 2018 at 12:51
@7: Abgesehen von dem falschen Selbstjustizvorwurf ist mir wichtig, darauf hinzuweisen, dass es eine „Kollektivverantwortung“ weder Oben noch Unten, weder Links noch Rechts gibt – und auch nicht geben darf – außer in barbarischen Verhältnissen.
August 28th, 2018 at 13:54
Warten ist für mich Stress. Deswegen schätze ich Pünktlichkeit. Hat mit Höflichkeit und Achtung vor den Mitmenschen zu tun. Was unsere schauerliche Geschichte betrifft: anscheinend schafft es “der Deutsche”, jede noch so harmlose Eigenschaft oder Angelegenheit früher oder später ins Monstreuse zu verkehren.
.
August 28th, 2018 at 14:43
WalB: Guxu bitte beim Kiezschreiber.
August 28th, 2018 at 14:52
Mist – bin zu spät zum Kommentieren.
August 28th, 2018 at 15:52
@10
Und was soll mir das sagen?
August 28th, 2018 at 16:00
WalB: 2. Versuch. Stiefelfaschisten und institutioneller Rassismus Hand in Hand (alles Individuen!!???)
Bisher einer der besten Kommentare (Auszüge)
https://tinyurl.com/y99xfwse
“Tröglitz, Schneeberg, Freital, Heidenau: All die Orte, wo sich in den letzten Monaten der Hass auf alles, was fremd erscheint, offen und mordlustig artikulierte wie kaum anderswo, lagen in Sachsen. Während Angriffe auf Flüchtlingsheime im Westen nachts und heimlich stattfinden, trifft man sich in Sachsen abends auf Bier und Bratwurst zum fröhlichen Pogrom.
In Sachsen regiert der braune Mob. Aber nicht auf der Straße, sondern tatsächlich. Er sitzt in der Regierung, in den Institutionen, in den Polizeidirektionen.
Nach dem Asylverfahrensgesetz (Paragraf 3, Absatz C) gelten als politisch Verfolgte auch Menschen, die der Gewalt nichtstaatlicher Akteure ausgesetzt sind, sofern der Staat und seine Institutionen »erwiesenermaßen nicht in der Lage oder nicht willens sind, im Sinne des Paragrafen 3d (wirksam und auf Dauer) Schutz vor Verfolgung zu bieten«. Selbst nach juristischen Maßstäben ist Sachsen von der Liste sicherer Drittstaaten zu streichen.”
August 28th, 2018 at 16:32
Kretschmers Michael teilt unterdessen unverdrossen mit, Ausschreitungen in Chemnitz seien ein Angriff auf die “Wahrheitssysteme”. Nazi, wer das Wort hinterfragt.
August 28th, 2018 at 16:35
# 7
Was Stadträte so sagen wenn ihnen ein Mikro hin gehalten wird.
Man kann auch mit Vollbeschäftigung abgehängt sein, nicht nur Eisenhüttenstadt.
Wer gibt schon gerne zu das es Probleme gibt?
Könnte ja die Investoren oder die Märkte vergrätzen.
August 28th, 2018 at 16:49
Vielleicht ist die Nummer mit den Tugenden auch nur ein Vademecum?
” Du stinkst, deine Zähne sind schief und über deinen Buckel wollen wir mal lieber schweigen, aber pünktlich, fleißig etc. biste schon”.
Und Chemnitz ist trotz eines Toten eine Lachnummer.
Der mediale Beweis das nicht sein kann was nicht sein darf.
Die Medien nudgen sich gerade einen Wolf auf Spitzenniveau, bedeutet sie versuchen alles unter den Teppich zu kehren/ um zudeuten, was an Kritik seit 2015 geäußert wurde.
Tolle Demokratie11!
August 28th, 2018 at 16:49
Aus dem Teil Deutschlands, der nicht jahrzehntelang von der heutigen “Linken” regiert wurde, hört man sehr wenig über “Nazihochburgen”.
August 28th, 2018 at 17:10
@13
Ich denke, alle pauschalen Verallgemeinerungen über Personengruppen (“die Rechten”, “die Antifa”, “die Linken”) machen blind. Schlimm wird es, wenn auf Leute eingeprügelt wird, weil sie angeblich der einen oder anderen Gruppe zugehören.
Meine Sorge ist: So wie die AfD-Politiker Öl ins rechte Feuer gießen, wird auch von uns Linken Öl ins gewaltätige Antifa-Feuer gegossen, wenn wir mit Pauschalurteilen über die Rechten (“Alles Nazis – oder was?) kommen.
Wir sprechen zwar von “Amazon” oder von “VW”, weil hinter solchen Unternehmen ein einheitlicher, hierarchisch organisierter Wille steht. Das gibt es weder bei “den Linken”, der “Antifa” und noch bei den Rechten.
Und am Ende des Tages hat jeder von uns einen Nachbarn oder einen Verwandten, der auf der einen oder anderen Seite gewalttätig war.
August 28th, 2018 at 17:32
@18: Da kann ich auf Dortmund verweisen und hier vor allem auf die Stadtteile Dorstfeld und Brechten.
Um davon zu erfahren musst Du allerdings entweder hier Wohnen und etwas vernetzt sein oder in der Jungen Welt lesen, da die heimische Presse (Funke-Gruppe und Ruhr-Nachrichten) nur sehr begrenzt doer gar nicht informiert.
August 28th, 2018 at 17:32
Die Regierung wird alles tun, um den Standortnachteil für ausländische Investoren zu beseitigen.
August 28th, 2018 at 18:43
Was da in Chemnitz und den ganzen anderen Käffern passiert(e), geschieht im kleinen tgl. auf allen möglichen Spielplätzen: irgend ein 4jähriger Rotzer tritt seiner Mutter vors Schienbein, schreit sie als ‘Fotze’ an – und von ihr kommt nur hilfloses Gestammel. Neurose als Grundhaltung. Das wird alles noch sehr schön werden.
August 28th, 2018 at 19:01
Richtigstellung: Chemnitz hieß Karl- Marx- Stadt.
Ich sehe gerade im WDR das es wohl zu gewalttätigen Ausschreiten gekommen ist. Hat da irgendjemand Quellen dazu?
Genauso höre ich gerade von Werner Patzelt das Deutschland zu einer multikuturellen und multikulturellen Gesellschaft umgebaut werden soll.
Mich hat jedenfalls niemand gefragt, euch jemand?
Grüße
August 28th, 2018 at 19:23
Ich lehne Religion ab.
August 28th, 2018 at 19:46
Ich will Monokultur. überall!!11!
August 28th, 2018 at 20:45
#25
versuche es in den arabischen Emiraten, Afghanistan, Katar et al.
Die werden begeistert sein über dein Einreiseantrag.
Ohne kommst du da garnicht rein, die haben nämlich funktionierende Staatsgrenzen.
Aber in Monokultur sind die wirklich ganz weit vorne.
August 28th, 2018 at 20:50
@tux. #18- Aus dem Teil Deutschlands, der nicht jahrzehntelang von der heutigen “Linken” regiert wurde, hört man sehr wenig über “Nazihochburgen”.
Sicher, wenn man nach etwas sucht, was dort anders war als im Rest der Republik, dann kann man darauf kommen. Man kann aber mindestens genau so gut darauf kommen, was anschließend anders war.
@flatter #25 – Ich werde dich für die DLG-Medaille in Gold vorschlagen… :p
August 28th, 2018 at 21:26
@flurdab: Afghanistan hat “funktionierende Grenzen”? Manchmal redet ihr ein Zeugs …
August 28th, 2018 at 21:38
Ergänzung zu #27 und #18: Sachsen wird seit Jahrzehnten von der CDU regiert.
August 28th, 2018 at 21:48
#28
OK, Afghanistan ist mir dazwischen gerutscht.
Aber in Monokulti sind die top.
Aber dir stehen ja noch die ganzen anderen Monarchien in dem Geläuft offen.
Nie wieder halbnackte Weiber in der Werbung, Frauen im Auto, Frauenrechte.
Das Leben könnte so einfach sein.
August 28th, 2018 at 22:40
“Aber in Monokulti sind die top.”
Und schon wieder ein Griff ins Klo, sorry. Afghanistan ist ein Gebiet, kein Staat. Allein 49 Sprachen werden da gesprochen, reichlich ‘Völker’, Gruppen, Clans, ein einziges Gewusel.
Und komm mir jetzt bitte nicht mit “Islam”.
August 29th, 2018 at 09:08
altautonomer: “Die Regierung wird alles tun, um den Standortnachteil für ausländische Investoren zu beseitigen.”
Genau. Denn: sowohl mit verblödeten Faschistinnen als auch intelligenten Kommunistinnen wird Teutschland auf jeden Fall kein Exportweltmeister.
August 29th, 2018 at 20:05
Über einen »wirklichen Durchbruch« freute sich nach der Marathonsitzung die SPD-Bundesvorsitzende Andrea Nahles. Man könne damit auch zeigen, »dass wir in diesem Land regieren«, meinte der CDU/CSU-Fraktionsführer, Volker Kauder (CDU), und CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt ulkte: »Wir fühlen uns wieder wie auf der Zugspitze.« Quelle
Dann noch das ‘Zitat des Tages’ (ebd) dazu:
“Wenn es noch eines einzigen Beweis (sic!) bedurft hätte, dass die »gebührenfinanzierten Staatsmedien« nicht unabhängig, sondern fest in links-grüner Hand sind, wurde er am Chemnitzer Blutsonntag erbracht.”
Angelika Barbe (CDU), Kuratoriumsmitglied der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung, am Mittwoch in einem Gastbeitrag für die Internetseite der rechten Autorin Vera Lengsfeld.
sowie Trump’s Mitternachtstweet, dass es jetzt wohl doch eher die Chinesen gewesen sein sollen, die Clinton’s eMails gehackt haben.
Die ‘Unwirklichkeit’ dieser ganzen Veranstaltung aus Kapitalismus, Nationalstaat und entsprechender ‘Demokratie’ schlägt einem mittlerweile wirklich mit jedem einzelnen Tag härter in die Fresse.
August 29th, 2018 at 22:13
ot Kann sich hier noch jemand an das schulsparen erinnern? (also volksschule 60er jahre, sparmarken usw.) ‘Netter’ artikel: Die magische Kraft des Sparens. Schulsparkassen als Mittel zur Volkserziehung seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
“Wirtschaft ist die Methode. Das Ziel aber ist, die Herzen und die Seelen zu verändern.” (Im letzten absatz der verweis auf Thatcher, hier das ‘originalzitat’.)
August 29th, 2018 at 22:43
Die Gewaltspirale begann sich erst zu drehen, als ideologische Ziele hinzukamen, der Hass auf das demokratische System, der die Extremisten auf der Linken und auf der Rechten verband.
August 29th, 2018 at 23:09
Sorry, das ist so ein historischer Abriss ohne jede Analyse, wie ich es aus der Quelle auch nicht anders erwarte. Keine Ahnung von ökonomischen und sozialnen Bedingungen, dafür aber das schreiend dämliche Beharren auf der ‘Extremismustheorie’. Die Wurzeln liegen viel tiefer, in – christlicher! – Religiosität, autoritären Strukturen und Machtstrukturen. Es gibt aus einer wichtigen Perspektive kein lechts und rinks, aber nicht, weil das Extreme sind, sondern weil es Reaktionen auf Macht und Autorität sind. Heute noch stand in der Blödzeitung ein Scheiß, der sich an “Merkel” richtete, als ob das ‘die Führer’ sei und ‘das Sagen’ hätte. “Danke Merkel” und “Wenn das der Führer wüsste” sind ein und dasselbe. Die Beweggründe sind andere, psychologisch, historisch und sozial. Der Fokus auf eine sehr konkrete Form von Gewalt, die im Rahmen des Narrativs und der erwünschten Selbstunterwerfung nicht geduldet wird, während Leichenberge nonchalant hingenommen werden, ist pure Idiotie.
Die andere Baustelle ist ein Bewusstsein von Rechtsstaatlichkeit, die vom Mob erwartet wird, während die Funktionselite drauf scheißt. Es gibt keinen “Hass auf das demokratische System“. Das interessiert keinen, weil es ein Luftschloss ist. Lachnummer spätestens, wenn mir wer “Weimar” als demokratisch verkaufen will.
August 29th, 2018 at 23:23
Du liest die Blödzeitung? Ei-ei, das gibt doch wieder Folgeblogartikel! – Nein, meine Intention hinter Links (Verweisen… ;-)) wie diesem ist eine viel schlichtere: Wer Angst hat, im Dritten Reich aufzuwachen, dem ist zu raten, aus Weimar zu lernen. Dass es damals noch kaiserte und heute so was wie ein “Parlament” gesetzt ist: ach, wem macht man da was vor?
Den Moment zu bekämpfen bleibt geschichtsvergessen. Dass die WELT als Merkels Hausblatt vielleicht mit spitzen Fingern zu genießen ist, ändert am größeren, umfassenden Problem nur wenig.
August 29th, 2018 at 23:32
Es gibt m.E. weniger “aus Weimar” zu lernen, als aus dem 30-jährigen Krieg, Chile, JobCentern und Henry Kissinger.
Btw. ist Merkel Friedes Hofdame. Meine Einlassung auf Springers ist die, dass sie dort halt ihre Ideologie fahren und noch vor Kommunisten warnen würden, wenn offiziell der letzte seinen 100. Todestag hätte.
Ich “lese” auch nicht Blöd, ich sehe sie beim Bäcker. Schlimm genug.
August 29th, 2018 at 23:50
Aus dem dreißigjährigen Krieg lerne ich, dass man Schweden nicht trauen sollte. ;-)
August 30th, 2018 at 08:44
@36 zur “erwünschten Selbstunterwerfung”
Die angebliche Selbstunterwerfung der Lohnabhängigen ist Fassade. Es ist tatsächlich eine Fremdunterwerfung durch einen wirtschaftlicher Mix von Zuckerbrot (eigenes Häuschen) und Peitsche (HartzIV).
Nur gut ein Drittel aller Lohnarbeiter (36,4%) würden ihren “Freunden und Familienangehörigen die Produkte/Dienstleistungen meiner Firma empfehlen“.
Gallups Managementberater sagen, dass 71 Prozent der Lohnarbeiter in Deutschland nur „Dienst nach Vorschrift“ machen. 5 Millionen Lohnarbeiter (14%) finden ihre Arbeit und ihren Arbeitsplatz zum Kotzen und haben „innerlich gekündigt“. Nur 15 Prozent der Lohnarbeiter in Deutschland lieben ihre Firma und ihre Arbeit. Diese 15 Prozent haben sich wirklich selbst unterworfen.
Quelle: FAZ
August 30th, 2018 at 12:43
Was du benennst, ist die aktuelle Organisation von Macht. Ich beschreibe den Boden, auf dem sie gedeiht. der protestantisch disziplinierte Sklave braucht keine Peitsche, er hat seinen Status verinnerlicht und muss nur erinnert werden. Ab und an darf er wen anzünden, um sich zu versichern, dass es Schlimmeres gibt.
August 30th, 2018 at 13:22
Dass der angepasste Lohnarbeiter keine Peitsche mehr braucht, das stelle ich in Frage. Die Peitschen sind immer präsent, auch wenn du sie (noch) nicht auf deiner Haut spürst.
August 30th, 2018 at 14:30
Wer schwingt denn die Peitsche, wenn nicht genau diejenigen, die sie verinnerlicht haben? Wer hetzt und wer hetzt mit? Das sind odch genau diese Kandidaten, von denen ich rede, die wissen, dass da wer was nicht verdient hat, bestraft werden oder vergast werden muss.
August 30th, 2018 at 15:19
Sorry, ich weiß nicht, von was oder wem du da redest. Zuviel Metaphorik für meinen Verstand.
August 30th, 2018 at 15:43
Wovon redest du, wenn du “Peitsche” sagst? Nehmen wir doch mal die Eichmännchen aus dem JobCenter. Das sind diejenigen, die die Peitsche persönlich schwingen, hinter denen stehen wiederum die Peitscher aus den Redaktionen, hinter denen wiederum diejenigen stehen, die Faules Pack® gern bestraft sehen. Vor denen wiederum stehen diejenigen, die immer wen kennen, dem es zu gut geht – neben dem faulen Pack halt Asylanten, Juden, was weiß ich wer. Die werden nicht dorthin gepeitscht, die sind entsprechend präformiert. Sie warten nur darauf, “Hurra!” zu brüllen oder gleich mit den Strick auf die Jagd zu gehen.
August 30th, 2018 at 16:53
Ein unschönes, aber bunt zusammengewürfeltes Personal. Ich sehe da auch keine “Präformierung”. Ich sehe aber, dass alle politischen und sozialen Probleme kontinuierlich seit der Jahrtausendwende (mit einer erheblichen Beschleunigung seit der großen Krise 2007) gewachsen sind. Und ich denke, die allgemeine Verunsicherung geht von unten bis ganz nach oben. Die “Staatenlenker” wissen, dass sie “vielleicht arrogant” (Löw) waren, aber sie haben keinen Schimmer, wie sie und was sie ohne ihre Arroganz weiter machen könnten.
August 30th, 2018 at 17:03
“Ich sehe da auch keine “Präformierung” “.
Ich sehe da eine Linie von Luther über die Hohenzollern und Adolf bis hin zu Sarrazin. Das kann man ggf. auch in die andere Richtung verlängern, aber dazu bin ich noch nicht gekommen.
August 30th, 2018 at 18:15
“Darin drücken sich Hierarchien aus…”
Genau das!
Schon mal zu einem Vorstellungsgespräch 10 Minuten zu spät gekommen? Die Personalabteilung lässt Dich hingegen gerne mal etwas sitzen. Darin zeigt sich der moderne Neofeudalismus.
August 31st, 2018 at 08:47
flatter: “die sind entsprechend präformiert.” Durch wenn oder was? Durch den lieben Gott? – dann mag jeder dran glauben wer will. Durch die Gene? – Das ist durch die Wirklichkeit widerlegt. Als Nazi kommt jeder so wenig auf die Welt wie als Kommunist oder Anarchist.
August 31st, 2018 at 10:39
Den gesuchten Vorgang nennt man auch ‘Sozialisation’.
August 31st, 2018 at 11:20
Dass die willkürliche „Zeitumstellung“ abgeschafft wird, war lange überfällig. Dass Herr Juncker jetzt die Sommerzeit für alle Zeit und alle europäischen Regionen verbindlich machen will, ist nicht weniger willkürlich.
Unser Lebensrhythmus wird nicht durch die Uhr bestimmt, sondern durch die Sonne. Im täglich und halbjährlich wechselnden Rhythmus der Sonne gibt es jedoch eine Konstante: Der Höchststand am Mittag.
In Berlin und Rom erreicht die Sonne ihren Höchststand ungefähr um 13:00 Uhr (in Sommerzeit). In Brüssel wird der Sonnenhöchststand um 13:40 erreicht, in Paris 13:50 und in Madrid erst 14:14.
Wenn sich unsere Uhren nicht nach Herrn Juncker, sondern nach der Sonne richten würden, dann müsste der Sonnenhöchststand gleich 12 Uhr sein. Wo das nicht passt, braucht es eine eigene Zeitzone.
September 1st, 2018 at 00:29
Wal B. – Volltreffer, wobei die Zeitumstellung nicht willkürlich geschah. Und unseren Lebensrythmus haben wir unterdessen längst der Uhr angepasst. Ansonsten schilderst Du ein Paradoxon, ohne es sebst zu bemerken.