Vier Jahre ist es jetzt her, da der ‘Spiegel’ seinen erfolgreichsten Titel designt hat: “Stoppt Putin jetzt!“. Tja; bis heute ist der Hintergrund ungeklärt, aber germanischer Spitzenjournalismus mit heißestem Draht zu den Diensten® ist schneller als jeder andere. Wir sind Weltspitze (im vor-die-Wand-Rasen und gleich die nächste Ansteuern)!
Wir erinnern uns: Über einem Bürgerkriegsgebiet, dass hie von der NATO und dort von Russland mit Mordspielzeugs versorgt wird, wird ein Linienjet abgeschossen. Nun könnte man so etwas titeln wie “Obacht bei der Routenplanung” oder “Shortcut to Hell”, aber nein: Erst mal einen Schuldigen hängen, dann eine Klickstrecke einrichten und seine eigene Airline in der Nase explodieren lassen. Willkommen in der Ericusspitze!
Überholspur, Lichthupe
Dass sie, um Putin zu bespucken, ungefragt Fotos der Absturzopfer missbraucht haben, trug ihnen dann obendrein hochwillkommene Publicity durch den Presserat ein.
“Hahaha, friss das, ‘Bild!’ ist noch Koks da? Ich bin so geil, ich könnte mich selbst von hinten ficken. Genial!” soll mutmaßlich offenbar ein Insasse gesagt haben, der als Redakteur gilt. Protokolle der nämlichen Redaktionssitzung konnten auf dem Weg in die Botschaft Ecuadors abgefangen und rechtzeitig neutralisiert werden.
Aber auch in anderen Redaktionen wird feste gefeiert. Schließlich wird journalistisches Spitzenpersonal herumgereicht wie ein Wanderpokal und bringt daher entsprechende Ressourcen an den je neuen Arbeitsort mit. Nie wieder nüchtern! Die Schreibroboter aus der Etappe werden mit billigem Fusel versorgt, der gute Stoff (“Atlantiker-Popcorn”) ist nur für die Erwachsenen.
Neuland über alles
Die Kriterien für Qualitätsjournalismus® haben sich kaum geändert: Brauchte es einst eine hervorragende Orthographie und Interpunktion, sind heute die Bedienung einer Office-Software und souveränes Auftreten gegenüber Praktikanten die entscheidenden Skills. Wer trotz hohen Bildungsgrades das Mobbing der Kollegen überlebt, wird Sportredakteur. Nutzer mehrerer unabhängiger Quellen (Gras, Rum, Zigarren) mit guten Beziehungen zum Chef werden befristet als Kolumnisten gehalten.
Am schwersten zu leiden hat die Branche nach wie vor unter den hektischen Anpassungen an das komplexe und weitgehend unbekannte neue Medium “Internet”. Vor allem die Millionen Hacker (“User”, “Foristen”, “Verschwörungstheoretiker”) nutzen die riesige Angriffsfläche des sog. “Web 2.0″, um durch kriminelle Akte wie Schmähungen, Morddrohungen und Kritik Angst und Schrecken zu verbreiten. Viele Medienhäuser sahen sich daher gezwungen, Sicherheitsdienste damit zu befassen (“Facebook”, “Google”, ukrainische Mafia).
Dings, äh …
Um die Deutungshoheit nicht an Kriminelle und Diktatoren zu verlieren, werden mithilfe von Bundeswehr, BND und T-Systems derzeit ‘Zentren für Fairness in der Meinungsfreiheit’ eingerichtet. Hier sorgen Fachkräfte dafür, dass die öffentlichen Meinungsäußerungen einem repräsentativen Querschnitt entsprechen. Außerdem bereichert dieses Angebot die Kommunikation durch interessante Produktinformationen, die zwanglos in Kommentare eingeflochten werden.
Wie ein Sprecher aus gut unterrichteten Kreisen gegenüber Medienvertretern nach Berichten zuverlässiger Quellen gemäßigter Rebellen verlautbaren ließ, hat der Machthaber ein Regime. Bundeserweißesauchnichtsogenau Seibert wiederholte vor Pressevertretern, er kaufe nichts an der Haustür es lägen ihm keine neuen Erkenntnisse vor als diejenigen, die bereits nur den Schluss zuließen, es gebe keinen.
Juli 26th, 2018 at 21:58
Es war einmal:
“Der Grenzzaun von Ceuta ist mehr als sechs Meter hoch. Dennoch gelang es nun Hunderten Migranten, die Barriere zu überwinden. Laut Polizei gingen sie dabei auch offenbar ungewöhnlich aggressiv vor.”
Diese Migros, denen muss man mal beinringen, ihre Aggression auf ‘gewöhnlich’ zu trimmen. Unerhört!
p.s.: Nur echt mit offenbar®!
Juli 27th, 2018 at 11:06
Sehr passend dazu.
Juli 27th, 2018 at 12:26
Was war noch gerade Stamokap?
Juli 27th, 2018 at 12:36
Meine erklärten Lieblinge sind ja immer noch die Künstler von ‘ARD aktuell’. Nachdem wir gestern gelernt haben, wie wir mit dem Zinses-Zins-Effekt reich werden – weil Geld nämlich doch arbeitet – enttäuschen sie heute aber ein bisschen:
Die Lieferung eines gekauften Produktes binnen weniger Minuten – der Traum fast jedes Konsumenten.
Wieso ‘fast’…? Was ist denn das für ein Sauladen hier? Und wieso noch minutenlang warten? Der Kapitalismus hat da offenbar® noch einiges zu tun…
Juli 27th, 2018 at 14:56
Lustige kleine Geschichte, mit Zwergen und so. Geht auch bei Hitze. Etwas schwieriger wird’s dann schon, wenn sich welche ernsthaft und ehrenwert mit der Frage beschäftigen, wie man denn nun endlich mal den Kapitalismus aufheben könne und eine ‘Rahmentheorie’ dafür entwickeln wollen. Glücklicherweise bedienen sie sich dafür aber einer erfreulich ‘offenen’, dh von Jargon und vorausgesetzten ‘Insiderkenntnissen’ freien Vorgehens- und Ausdrucksweise. Genderismus zwar auch enthalten, aber sehr in Maßen.
Das komplette Buch kann über den Link am Ende des Links (ähh…) als pdf heruntergeladen werden. Bin jetzt bei etwa einem Drittel und bleibe trotz der Hitze erstmal dran…
Juli 28th, 2018 at 18:06
Wer ist eigentlich für den ganzen Terror verantwortlich?
Juli 28th, 2018 at 22:19
Immer der, der frägt… Aber wieso meint ausgerechnet Madame Albright, uns vor Faschismus warnen zu dürfen…?
Juli 28th, 2018 at 22:42
Sie hat sicher den Experten Fischer gefragt, der kannte die Nazis ja schon Serbien. Jetzt ist halt Putin der Hitler und Trump sein Mussolini. Sonnenklar!
Juli 29th, 2018 at 11:13
Dieser Putindiktator, erhöht das Renteneintrittsalter, der Menschenfeind!!1! Jetzt gehen die Menschen endlich auf die Straße gegen die brutale Diktatur, das geht zu weit.
Und was tun sie dort? Seinen Rücktritt fordern – den Medwedews. Ja wissen die denn nicht, dass der gar nicht der Machthaber ist?
Juli 29th, 2018 at 12:18
ot Leseempfehlung: Hans Schmid mal wieder hier teil 2
https://www.heise.de/tp/features/Einsam-vor-Gott-Godard-die-Nouvelle-Vague-und-die-Verantwortung-der-Kunst-4111888.html?seite=all
viel vergnügen
Juli 29th, 2018 at 12:34
@oblomow: Ah, hat das warten ein Ende – danke Dir.
Juli 29th, 2018 at 12:40
Stony, nur um am ende wieder zu warten.
Juli 29th, 2018 at 13:46
Ich möchte meine Erwähnung von ‘Kapital aufheben‘ in #5 auch zu einer Leseempfehlung erweitern. Ich halte das Buch in der Tat für eine brauchbare Diskussionsgrundlage, auch der mitgelieferte begriffliche Werkzeugkasten scheint mir einen guten Ausgangspunkt zu bieten. Weitere inhaltliche Anmerkungen habe ich aaO bereits hinterlassen.
Was sie sich allerdings beim Genderismus ‘Freund*innenschaft’ gedacht haben mögen… merkwürdigerweise haben sie es aber bei ‘Herrschaft’ dann doch unterlassen. Eine der wenigen Inkonsequenzen. ;)
Juli 30th, 2018 at 14:35
Und auch so einfach geht Terrooor!
Juli 30th, 2018 at 16:38
Demnächst auch Parfumflakons…
Juli 30th, 2018 at 16:41
Hihi, was machen sie denn jetzt mit diesem 100ml- Scheiß an Flughäfen? Das ist doch viel zu viel zu gefährlich zu.
Juli 30th, 2018 at 17:17
Und ich habe mich gerade gefragt, ob man mit so einem Flakon – Finger am Drücker – nicht auch schon Raubüberfälle begehen könnte…?
Juli 30th, 2018 at 17:34
Erhöhe auf Flakon und Petrischale. Komm, wir werden ein brutales Gaunerduo!
Juli 31st, 2018 at 09:08
Hier noch ein Interview betreffs der Empfehlung aus #5 und #13…
Juli 31st, 2018 at 09:56
wg. Leseempfehlungen:
Bin auf die restlichen 4 Teile aus der Reihe:
https://www.rubikon.news/artikel/1164-die-welt-von-morgen
sehr gespannt (Link zu Teil 1 + 2 nach dem ersten Absatz).
Der junge Mann (Jahrgang 1992), welcher diese Geschichte schreibt, hat mMn schon ein gutes Händchen bezüglich alternativer Vor- und Aufstellungen.
Juli 31st, 2018 at 13:32
@ThomasX – Obwohl da einiges, vielleicht sogar vieles, auch den Vorstellungen von SutterLütti/NMeretz – oder auch meinen – übereinstimmt, halte ich es dennoch eher für ein Beispiel, wie man es nicht machen sollte. Ein teilweise viel zu detailliert ‘ausgepinseltes’ Bild, und viele dirigistische Anweisungen. Er nimmt einfach vorweg, worüber man sich doch erst einigen sollte. Auch ist die Wortwahl teilweise einfach unbedacht – was für ‘Angestellte’ sollen ‘Läden’ denn bitte haben, wenn es weder Lohnarbeit noch Geld mehr geben soll? Da werden(!) ‘Arbeitskräfte’(!!) eingegliedert, da sind(!) Dinge einzurichten usw. Da mag ich der Beteuerung, dass das aber alles selbstverständlich ganz freiwillig sein soll, schon keinen rechten Glauben mehr schenken.
Und wenn ich dann noch sowas lese:
Eine größtmögliche Unabhängigkeit von der kollektiven Versorgung ist ein wünschenswertes Ziel, denn nur, wenn die Menschen in Unabhängigkeit leben, können sie frei sein und erst dann kann wahre Demokratie entstehen.
dann mag ich eigentlich schon gar nicht mehr…
Insgesamt zäumt mir der Text viele Dinge einfach zu sehr von hinten auf, auch werden munter Wunschvorstellungen kombiniert ohne zu Ende zu denken, ob die überhaupt kombinierbar sind, von der Frage, wie man dahin kommen soll, ganz zu schweigen, aber die wird in den kommenden Teilen ja vielleicht noch behandelt. Ich bin da aber ehrlich gesagt wenig zuversichtlich, denn wo weiterhin von ‘Staat’ und entsprechender ‘Demokratie’ die Rede ist, steht wohl erstmal eine ‘Machtergreifung’ an.
Genau diese ganzen Klippen und Fallstricke aber werden von Sutterlütti/Meretz recht gut herausgearbeitet, vor allem aber versuchen sie, die Dinge systematisch und ‘von hier aus’ zu denken.
Aber es ist immer noch viel zu heiss…
Juli 31st, 2018 at 13:34
Ich bin schon ausgestiegen, wo am Anfang eine Gruppe von Mächtigen konstruiert wird. Die ‘Analyse’ is für’n Arsch.
p.s.: Das Aufheben-Dings ist mir zu seifig. Ich sehe nicht recht, wo das eigentlich real ansetzt. Irgendwie im Kapitalismus, aber anders? /böse Ja, man kann feyne Gendersternchen malen, das ist doch ein super Fortschritt! /böse off
Vielleicht ist es aber auch zu heiß. Richtig konzentriert bin ich nicht.
Juli 31st, 2018 at 13:52
Warte bis es etwas kühler wird… und überlies die (eher wenigen, weil offensichtlich eher vermiedenen) Sternchen. Ich bin mir auch immer noch nicht sicher, ob ‘Freund*innenschaft’ nicht einfach eine rausgestreckte Zunge… lass uns im November nochmal… ächz… und 34 jetzt schon wieder!
Juli 31st, 2018 at 14:02
Aber wenn du mal einen richtig hoffnungslosen Ansatz… wurde mir zusgespielt und ich soll mich auch noch dazu äußern. Aber wohl nicht mehr heute.
Juli 31st, 2018 at 14:23
Sehe ich gar nicht so hoffnungslos. Analytisch ist da ne Menge richtig. Das kommt jetzt massiv darauf an, in welche Richtung das rennt.
Juli 31st, 2018 at 14:55
Also ich lese da im Kern nichts anderes, als dass ‘endlich’, und jetzt aber mal ‘wirklich’ ethische Werte über das nicht in Frage gestellte Gerüst von Eigentum, Staat und Markt gestülpt werden sollen. Nur dass diese Strukturen eben ganz andere Handlungsweisen funktionell nahelegen oder geradezu erfordern als die von den ‘Werten’ gewünschten.
Juli 31st, 2018 at 15:11
Ouw, ich hab gerade noch mal den letzten Absatz gelesen und ein paar weitere Sätze. Jo, es ist heiß.
Ich nehme #25 zurück und enthaupte mich ins Gegenteil.
Juli 31st, 2018 at 15:20
Hier hat’s gerade die 35° geknackt (Nordbalkon) – ich melde mich dann wohl auch mal ab für heute…
Wobei das Problem ja weniger die Aussentemperaturen sind, denen kann man ja mit Glück noch aus’m Weg gehen, sondern dass auch die Gebäude sich unter diesem Dauerbeschuß immer mehr aufheizen.