Wer ist Sigmar Gabriel? Jetzt sagen Sie nicht “Elder Statesman” – das wäre nämlich gleich doppelt übertrieben. Er ist der zu vorletzt ausgetauschte Vorsitzende der SPD, danach kam es noch zwei Mal schlimmer. Das ‘Denken’ der sozialdemokratischen Funktionäre ist dasselbe, nur die Rhetorik unterscheidet sich, und da hat es der Seelenverkäufer der deutschen Sozialdemokratie tatsächlich geschafft, jeweils noch deutlich tiefer ins Klo zu greifen.
Vermutlich deshalb – weil Gabriel reden kann ohne zu stottern und das, was er sagt auch aufzuschreiben vermag – fragt ihn beizeiten immer mal wer nach was, denn an ‘SPD’ haben wir uns Jahrzehnte lang gewöhnt, und was die Amtsträger stammeln, wenn sie überhaupt zu hören sind, taugt zu keinem Entertainment mehr. In der Sommerpause zumal, ist Gabriel daher gesetzt bei der Journaille.
Kampf gegen Heuschrecken
Jüngst hat er den Klassenkampf entdeckt, und es versteht sich, dass im Jahr 2018 niemand zusammenzuckt oder sich jedwede Sorgen macht, wenn so einer das tut. Man weiß, auf welcher Seite er steht. “Klassenkampf von oben“, das ist wenn Ausländer ‘deutsche’ Konzerne aufkaufen, Klassenkampf von unten, das ist Nazi. Beides mache Marktwirtschaft® total kaputt.
Das politische Yoga, das auf Kapitalseite ausländerfeindlich ist, die Ausländerfeinde im Proletariat aber schmäht, das nationalen Kapitalismus toll fände, den internationalen – zumal ‘Finanzkapitalismus’ aber mit Ekelsviech vergleicht, ist so etwas wie kontrollierter Nationalsozialismus. Doch, ist es, und das ist nicht einmal ein Vergleich. Es trägt dieselben Grundzüge, und wenn man Vorreiter wie Tilo Sarrazin berücksichtigt, steht auch das rassistische Feindbild bereit.
Den Pöbel zähmen
Die SPD ist schon traditionell nationalistisch und kapitaltreu. Ehe sie sich noch jemals “Vaterlandsverräter” nennen lässt, verrät sie alles andere, und ehe sie sich “revolutionär” schimpfen ließe, würde sie Arbeiterrevolten zusammenschießen lassen. Ach, hat sie ja schon. Ehe sie dem “Klassenkampf von unten” auch nur einen Schritt entgegen käme, desavouiert sie den als “rücksichtslos” und seine Kämpfer als rechtes Pack – sie mag ihn nur “gezähmt“. Zahmen Klassenkampf! Fehlt nur noch, dass sie Gewerkschaften verbieten lässt. Oops, hat sie ja quasi auch schon.
Sehr zurecht korrigiert Tom Strohschneider auch das Bild von Thyssen-Krupp und ihrer ach so sozialen Geschichte. [Der Artikel ist btw. inhaltlich sehr zu begrüßen, stilistisch hingegen abschreckend]. Geschichtsklitterung ist halt Pflicht, wenn man das Narrativ vom fleißigen Deutschen, der segensreichen Marktwirtschaft und dem heroischen Kampf gegen Ratten und Heuschrecken retten will. Was dabei herauskommt, begegnet den Rechtsextremen auf Augenhöhe. Das bestätigen nicht zuletzt sog. „Umfragen“.
Juli 21st, 2018 at 18:33
Ich heiße ja nicht Sigmar, aber wer hat nochmal den “Heuschrecken” die Einflugschneise geöffnet?
Wer hat nochmal die Veräußerungsgewinne bei Aktien steuerfrei gestellt?
Ach stimmt, das war ja garnicht die gute SPD, dass war ja der Seeheimer Kreis, und der hatte noch nie etwas mit der “guten” SPD zu tun.
Das muss sich wohl so verhalten wie mit der “guten” Butter.
Das schlimme ist ja die kommen damit durch.
Ich habe gerade ein Pamphlet bei der TAZ gelesen. Titel: “Keine Panik”. Ein Beitrag zum betreuten denken.
Die Kommentare sind ernüchternd, als ob das denken in Blasen irgend ein Problem lösen könnte.
Es wird am Narrativ festgehalten und die Probleme und Hintergründe völlig negiert.
Es ist zum fremd schämen.
Grüße
Juli 22nd, 2018 at 13:38
Es kommt ja immer wieder vor, dass Politiker solche “Bis hier und nicht weiter” Plattitüden raus hauen, aber gerade bei Spezialdemokraten frage ich mich immer, was ist passiert?
Aus Versehen ÖPNV benutzt, den “Einen” vertrauenswürdigen Hartzer getroffen, oder nur Helmut Schmidt vergessen, Visionen usw , sie verstehen schon?!
Empfehlenswert, Postillion 2015:
https://www.der-postillon.com/2015/06/gabriel-droht-katzenbaby-zu-ertranken.html
Juli 22nd, 2018 at 17:36
OT – Soll man zu der Farce mit den ‘Weißhelmen’ und dem konzertierten (konzertanten? – konzertierten!) Medienversagen noch was sagen…?
Juli 22nd, 2018 at 18:12
Die 800 Helfer®, die es brauchte, um die Grausamkeiten® des Regimes® zu dokumentieren und die zufällig abziehen, als die Rebellen® gerade gehen müssen?
Wo ist derweil das Versagen der Medien-Atlantiker? Die machen doch nur ihren Job.
Juli 22nd, 2018 at 19:18
Stimmt. Weitermachen. Derweil hier noch ein Interview mit einem weiteren alten schwarzen Mann.
Juli 22nd, 2018 at 20:22
Zu den “Weißhelmen” fällt mir wirklich nichts mehr ein.
Da frage ich mich wie ich das meinen Neu- Nachbarn erklären soll?
Was ich weiß ist, dass es wohl ein “Problem” mit Assad gab, d.h. Vater und ein Sohn tot, bzw. vermisst.
Sie sind zwar Mohammedaner, hatten aber keine Bock auf Hardcore- Islamismus.
Tja, und nun “flüchten” ihre Bedroher in die einzige Demokratie der Welt.
Ich kann das nicht erklären, noch begründen.
Zum Stahlproblem des Herren Gabriel sei noch erwähnt das weltweit viel zu viel Stahl produziert wird, als das dieses Geschäft noch Gewinn für die Arbeitnehmer abwerfen kann. Jedenfalls nach Dogma.
Das Nachfrage- Manko können wir nur noch durch Geschäfte mit Außerirdischen, oder neuen Panzern abfedern.
Wollen wir mal hoffen das der Leo nicht aus indischem Stahl geschmiedet wird.
Völkische, ach lasst mal…
Juli 23rd, 2018 at 08:41
Die tagesmärchen machen einen gewohnt guten Job – seit gestern nichts Wichtigeres mehr als Özil. Und gleich darunter auch noch ein Hudel auf die ‘Weißhelme’ mit szenischem Rührstück. Am Ende wird dann doch noch erwähnt, dass sie nicht ganz unumstritten seien. Aber: Al-Kaida-nahe oder nicht, Regime-Feind oder US-Freund: Mehr als 200 ihrer Helfer haben ihr Leben gelassen – als Weißhelme. Märtyrer halt.
Juli 23rd, 2018 at 09:26
Ich kriege gerade die Krise, (wieder mal, ist ja auf Wiedervorlage).
Ich als Mensch brauche doch einen Standpunkt, ein Fundament für meine “Meinung”.
Ob die nun gut oder schlecht ist spielt erstmal keine Rolle. Aber nur anhand dieses Standpunkts bin ich doch in der Lage mit Menschen anderer Meinung zu diskutieren. Das ist doch die Grundvoraussetzung: These- Antithese- Synthese.
Das scheint sich alles in Beliebigkeit aufzulösen.
Heute hü, morgen hot, alles beliebig, eine Frage der “Strömung” in der Masse.
Das ist doch das Ende jeglicher Politik.
Ich habe in meinem Wahn immer angenommen das es in der Politik um Gestaltung ginge.
War wohl nur ein Wahn.
Grüße
Juli 23rd, 2018 at 17:13
Nochmal, sorry, zu den ‘Weißhelmen’. Ich bin mal gespannt, ob die hierzulande mit großem Bahnhof empfangen und uns namentlich vorgestellt werden. Nicht wundern würde es mich allerdings, wenn man ihnen noch ein wenig mehr ‘Sicherheit’ angediehen liesse und sie in eine Art Zeugenschutzprogramm steckt.
Merwürdig, das grausame® Regime® hat bislang noch fast allen bewaffneten Rebellen® den freien Abzug, teilweise sogar mit Waffen, ermöglicht – aber bei einer doch harmlosen Hilfs- und Rettungsorganisation würde es natürlich unnachsichtig zuschlagen. Vermutlich noch mit Giftgas.
Juli 23rd, 2018 at 19:17
# 9
Die werden per Los- Verfahren auf die ca. 730 Geigen im Bundestagsorchester verteilt.
Man kann ja nicht alles einfach auf den “Souverän” abwälzen.
Is ja nur so eine Idee.
Juli 24th, 2018 at 20:13
Nochmal OXI – und wieder inhaltlich richtig und wichtig, aber stilistisch ein Graus. Erinnert mich irgendwie an einen klebrigen Erdnussriegel… :p
Juli 24th, 2018 at 20:17
Den Strohschneider müssen wir mal zum Burks schicken, auf dass der der ihm die Substantivierungen austreibt (aber wahrscheinz käm er dann bloß als Antideutscher zurück ;-P).
Juli 24th, 2018 at 20:54
Noch eine Würdigung des Verfassungsschutzes. Der nette Spiegel-Kommentar war mir neu.
Und auch bei dieser schönen Geschichte war er dabei.
Das ‘Sturmgeschütz’…