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Ich schreibe hier selten über Privates, aber der aktuelle Trend beim Schutz vor Minderheiten zwingt mich dazu. Durch meine Erziehung gehöre ich zu einer Minderheit, die sowohl sozial als auch in sexueller Hinsicht u.a. durch vielfache Traumatisierung beeinträchtigt ist. Für fast jede Spielart der Sexualität und Partnerschaft gibt es inzwischen ein ‘Gender’, nur Meinesgleichen wurde dabei völlig vernachlässigt.

Ich stehe unter dem Zwang, nur Sexualpartner zu akzeptieren, die sich auf jede erdenkliche Weise erniedrigen lassen. Das hat nichts mit meinem grundsätzlichen Respekt vor denen zu tun; ich kann halt nicht anders. Man kann sich ja kaum vorstellen, wie schwierig es für einen ohnehin unattraktiven alten Mann ist, ein Stück Fleisch zu finden, das auf mein irreversibel eingebranntes Programm positiv reagiert. Die meiste Zeit meines Lebens bin ich deshalb allein.

Akzeptiert mich!

Schlimmer aber noch: Permanent verlangt man von mir, Frauen in einer bestimmten Weise zu begegnen, zu behandeln und anzusprechen. Auf gar keinen Fall dürfe ich sie wie einen Putzlappen benutzen; ja, ich soll sie sogar siezen! Wie soll jemand mit meiner Behinderung so jemals eine Schlampe finden, die sich willig im Staub windet? Mir ist die Ausübung jeglicher Sexualität faktisch verboten, obwohl ich damit nicht einmal gegen Gesetze verstoße. Diskriminierung kann nicht gnadenloser sein.

Aber auch im ganz alltäglichen Umgang mit Menschen werden mir meine Rechte aberkannt. Mir werden die Rechte auf Meinungsäußerung und Freizügigkeit verweigert, ich werde gar zu absolutem Schweigen verurteilt. Meine Störung, eine Personalisierte-Tourette-Manie, tritt in Form abweichender Kommunikation zutage.

Inklusion sofort!

Ich nähere mich Menschen mit gefährlichen Gegenständen und stoße unwillkürlich zu, dabei treffe ich sie gemeinhin gar nicht. Außerdem muss ich sie zwanghaft beleidigen und Naziparolen brüllen. Habe ich deshalb kein Recht mehr auf soziale Teilhabe? Nicht einmal in lustigen Kostümen darf ich mich ausleben, dann schreit sofort wer nach schärferen Gesetzen.

Die Menschen da draußen haben ein Wort für uns, das wir nicht länger zurückweisen, sondern fortan mit Stolz zu unserem Label machen wollen. Wir kämpfen wie andere Minderheiten auch für unseren Platz in der Gesellschaft. Wie einen zweiten Namen tragen wir den Titel „Arschloch“ und nehmen ihn an. Wir, der freie Zusammenschluss „Union Stolzer Arschlöcher“, haben getagt und stellen für den Anfang drei Forderungen:

- Anerkennung als Gender
- Uneingeschränkten Zugang zu Clubs und Gesellschaften
- Befreiung von der permanenten Retraumatisierung durch den Zwang zur Höflichkeit

01.11.2016
U.S.A.